Kulturnachrichten
Donnerstag, 13. September 2018 Eurovision Song Contest 2019 geht an Tel Aviv
Regierungsvertreter sahen ihn in Jerusalem
Austragungsort für den Eurovision Song Contest (ESC) 2019 soll die israelische Küstenstadt Tel Aviv sein. Das Datum für das Finale sei der 18. Mai, teilte die Europäische Rundfunkunion mit. Tel Aviv setzte sich damit gegen Jerusalem und bereits zuvor gegen Eilat am Roten Meer und Haifa durch. Frank-Dieter Freiling von der Eurovision Song Contest-Referenzgruppe, sagte: "Wir erwarten, in dieser Woche Garantien vom Ministerpräsidenten zu erhalten, bezüglich der Sicherheit und der Bewegungsfreiheit für jeden, der zu der Veranstaltung kommt." Kurz nach dem Sieg der Israelin Netta Barzilai beim letzten ESC, hatten israelische Regierungs-Vertreter keinen Zweifel daran gelassen, dass der Wettbewerb nach Jerusalem kommt. Israel beansprucht die Stadt als ewige und ungeteilte Hauptstadt für sich.
"Babylon Berlin" konnte sich in der Kategorie "Serie" nicht durchsetzen
Die Netflix-Produktion "The Crown" hat den alljährlich vergebenen Preis "Die Goldene Rose" der Europäischen Rundfunkunion in der Kategorie "Beste Drama-Serie" gewonnen. Die Serie über das britische Königshaus setzte sich unter anderem gegen die Sky/ARD-Produktion "Babylon Berlin" und "Peaky Blinders" von der BBC durch. Die Auszeichnung als Entertainer des Jahres ging an Jan Böhmermann und sein "Neo Magazin Royale". Böhmermann wisse sehr genau, wie er sein Publikum für sich einnehmen könne, hieß es in der Würdigung. Er tue dies auf eine schlaue und gleichzeitig kritische Weise und traue sich, in seinen Shows schwierige politische und soziale Themen anzusprechen und so auch heiße Eisen in die öffentliche Diskussion zu bringen.
Fassungslosigkeit über Umgang der Konzernspitze mit Verlegerin
So hat sich Florian Illies den Übergang zu ihm, als neuem Verleger von Rowohlt, sicherlich nicht vorgestellt: Mit Fassungslosigkeit reagieren namhafte Rowohlt-Autoren auf den Rauswurf von Barbara Laugwitz. In einem offenen Brief schreiben Eugen Ruge und Heinz Strunk, sie seien verwundert und entsetzt über den Umgang der Konzernspitze mit ihrer Verlegerin. Der amerikanische Schriftsteller Jonathan Franzen hofft in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dass ihr Rauswurf ein schrecklicher Irrtum war. Besonders wütend fällt die Kritik von Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek aus: "Jetzt ist schon wieder eine Frau rausgekippt worden wie Abfall", schreibt sie in der FAZ. Diese Haltung nachvollziehbar findet Verlegerin Elisabeth Ruge im Deutschlandfunk Kultur: "Ich denke dass es vielleicht sich einfacher anfühlt oder auch einfacher ist, eine Frau vor die Tür zu setzen. Dass es da einfach weniger Respekt oder weniger Hochachtung gibt, dass Männer vielleicht ihre Leistung ein wenig öffentlicher, ein wenig wahrnehmbarer inszenieren."
Archäologen vermuten Herstellung von Bier-ähnlichem Getränk
Archäologen haben in Israel die vermutlich älteste Brauerei der Welt entdeckt. Bei Ausgrabungen südlich von Haifa fanden sie Hinweise auf eine rund 13.000 Jahre alte Produktionsstätte für Alkohol, heißt es in einem Bericht einer Gruppe von Wissenschaftlern in der Fachzeitschrift "Journal of Archaeological Science: Reports". Die Forscher gehen davon aus, dass dort ein bierähnliches Getränk produziert wurde, das bei Festen gereicht wurde. Es habe deutlich weniger Alkohol enthalten als das heutige Bier, sei aber gegoren gewesen. Die untersuchte Höhle diente in der Kultur des Natufien, also in den Jahren 12.500 bis 10.000 vor Christus, als Grabstätte.
Freunde sagen, Pjotr Wersilow habe keine Medikamente genommen
Das mit Vergiftungserscheinungen in einem Moskauer Krankenhaus liegende Mitglied der russischen Künstlergruppe Pussy Riot ist möglicherweise durch eine Überdosis Medikamente erkrankt. Die Ärzte von Pjotr Wersilow hätten seinen Verwandten gesagt, er habe entweder Arznei überdosiert oder eine zu große Menge eines Medikaments bekommen. Das meldet das unabhängige Online-Nachrichtenportal Meduza. Freunde betonten, Wersilow habe keine Medikamente genommen. Zuvor hatten der Radiosender Echo Moskwy und Meduza unter Berufung auf Pussy Riot berichtet, Wersilow befinde sich nach einer mutmaßlichen Vergiftung in einem ernsten Zustand. Wersilow sei erblindet und könne nicht mehr sprechen. Am 15. Juli hatten Wersilow und drei weibliche Pussy Riot-Mitglieder in Polizeiuniformen das Endspiel der Fußball-WM in Moskau gestürmt. Danach waren sie mehrmals verhaftet worden.
Vereinbart sind drei Spielzeiten
Marek Janowski kehrt als Chefdirigent ans Pult der Dresdner Philharmonie zurück: Ein Vertrag mit der Stadt und dem gebürtigen Polen soll am kommenden Dienstag für drei Spielzeiten unterzeichnet werden. Janowski folgt als Chefdirigent auf Michael Sanderling, der das Orchester 2019 verlässt. Die Verhandlungen hatten sich über Monate unter anderem wegen steuerrechtlicher Details hingezogen. Der Dresdner Stadtrat hatte der Personalie Ende August zugestimmt. Janowski leitete das städtische Orchester bereits in den Jahren 2001 bis 2003. Von 2002 bis 2015 war er Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin.
Bei sechs Werken ein NS-Kunstraub eindeutig belegt
Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat die Rolle der Aufarbeitung des von den Nationalsozialisten begangenen Kunstraubs unterstrichen. "Mag Wiedergutmachung auch jenseits unserer Möglichkeiten liegen, so verdient doch auf jeden Fall die Aufarbeitung des NS-Kunstraubs jede nur mögliche Anstrengung", sagte Grütters bei der Eröffnung der Ausstellung "Bestandsaufnahme Gurlitt. Ein Kunsthändler im Nationalsozialismus" in Berlin. Die Schau im Martin-Gropius-Bau ist die dritte zum sogenannten Kunstfund Gurlitt, die ersten beiden wurden in der Bundeskunsthalle in Bonn und im Kunstmuseum Bern gezeigt. Im November 2013 war bekanntgeworden, dass in einer Münchner Wohnung mehr als 1.200 Kunstwerke beschlagnahmt worden waren - der "Schwabinger Kunstfund" von Cornelius Gurlitt. Der mittlerweile Verstorbene war der Sohn von Hildebrand Gurlitt, Kunsthändler unter den Nationalsozialisten. Bei insgesamt sechs Werken des Kunstfunds wurde bislang laut Grütters ein NS-Kunstraub eindeutig belegt.
Mit den Menschen ins Gespräch kommen
Mit zehn Riesen-Wölfen aus Bronze hat der Brandenburger Künstler Rainer Opolka (63) in Chemnitz ein Zeichen gegen zunehmenden Radikalismus gesetzt. "Es ist an der Zeit, dass Demokraten Flagge zeigen und sagen: So nicht mehr!", sagte Opolka. Die Weimarer Republik sei an einem Mangel an Demokraten untergegangen. Ganz bewusst habe er für seine eintägige Kunstinstallation den Platz vor dem Karl-Marx-Monument gewählt, sagte Opolka. An diesem symbolischen Ort, an dem vor wenigen Tagen der Hitlergruß gezeigt wurde, halte er nun Mahnwache. Dabei wolle er mit den Menschen ins Gespräch kommen. Chemnitz sei keine Stadt von Neonazis, betonte der Künstler. Es sei vielmehr "eine produktive, offene und tolerante Stadt".
Deutsche Nachwuchsregisseure hatten es unter die letzten 14 geschafft
Deutschland ist im Wettbewerb um den diesjährigen Studenten-Oscar leer ausgegangen. Die Oscar-Akademie in Los Angeles teilte mit, dass Nachwuchsregisseure aus Frankreich, Großbritannien, Ungarn, Schweden und der Schweiz auf Trophäen in verschiedenen Sparten hoffen können. Vier Absolventen deutscher Hochschulen, darunter die Filmakademie Baden-Württemberg und die Hochschule für Fernsehen und Film München, hatten es Mitte August in eine Vorauswahl aus vierzehn Finalisten geschafft hatten. Die Studenten-Preise werden am 11. Oktober in Beverly Hills verliehen.
Stiftung investierte 2,7 Millionen Euro in die KZ-Gedenkstätte
60 Jahre nach der Einweihung des KZ-Mahnmals auf dem Ettersberg bei Weimar konnten die Sanierungsarbeiten abgeschlossen werden. "Der bauliche Zustand des Mahnmals ist inzwischen gut", sagte Rikola-Gunnar Lüttgenau von der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. In den vergangenen acht Jahren seien rund 2,7 Millionen Euro in das Mahnmal investiert worden. Mit dem weithin sichtbaren Glockenturm, der Plastik des Bildhauers Fritz Cremer, dem Stelenweg und den Häftlingsgräbern erinnert es an die im Konzentrationslager Buchenwald ermordeten Menschen und gilt zugleich als Zeugnis der SED-Geschichtspolitik. Ab 1954 war es von über 4.000 Männern und Frauen aus der gesamten DDR errichtet worden. Von 1937 bis 1945 hatten die Nazis rund 280.000 Menschen aus ganz Europa nach Buchenwald verschleppt, 56.000 kamen ums Leben.
Ausstellung im Gropius-Bau präsentiert rund 200 Werke
Fünf Jahre nach dem Fund hunderter Kunstwerke in einer Wohnung im Münchner Ortsteil Schwabing werden rund 200 der Werke bei einer Ausstellung in Berlin gezeigt. Die Bilder stehen im Verdacht, Raubkunst aus der Zeit des Nationalsozialismus zu sein. Der Sohn des Sammlers, Cornelius Gurlitt, hatte sie von seinem Vater geerbt - ab Donnerstagabend sind sie unter dem Titel "Bestandsaufnahme Gurlitt" im Martin-Gropius-Bau zu sehen. An der Eröffnung wird auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) teilnehmen. Erst kürzlich war bei vier weiteren Zeichnungen der Nachweis gelungen, dass es sich um NS-Raubkunst handelt. Die Bilder von Charles Dominique, Joseph Eisen, Augustin de Saint-Aubin und Anne Vallayer-Coster stammen aus dem Besitz der Gurlitt-Tochter Benita Renate und waren in Paris durch die Nationalsozialisten konfisziert worden. Der jetzige Eigentümer ließ sie überprüfen und will sie nun den Nachfahren der früheren jüdischen Besitzer zurückgeben.