Europäisches Covid-Zertifikat

Spritze in den Arm, Code aufs Handy

07:27 Minuten
Im Impfzentrum der Deutschen Bahn bereitet eine Ärztin eine Spritze für eine Impfung mit dem Impfstoff von Moderna vor.
Wenn alles klappt, bekommen Geimpfte in wenigen Wochen einen digitalen Nachweis aufs Handy. © picture alliance/dpa | Jörg Carstensen
Ariane Schenk im Gespräch mit Nicole Dittmer · 21.05.2021
Audio herunterladen
Ein digitales EU-Covid-Zertifikat soll ab 1. Juli das Reisen erleichtern. Schafft das nur mäßig digitalisierte Deutschland die Umsetzung bis dahin? Es wäre ein Armutszeugnis, wenn nicht, sagt Ariane Schenk vom Verband Bitkom.
Die Europäische Union kann auch mal schnell: Die Mitgliedsländer haben sich auf ein "EU-Covid-Zertifikat" geeinigt, das ab 1. Juli das Reisen erleichtern soll. Nicht nur für Geimpfte und Genesene, sondern auch für Negativ-Getestete soll in knapp sechs Wochen eine App zur Verfügung stehen.
Europa sei bei der Vorbereitung der Software für das digitale Zertifikat im Plan, sagt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Wenn alles fertig ist, sollen 450 Millionen EU-Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit haben, sich mit einem QR-Code auf ihrem Smartphone als Covid-19-freie Reisende zu präsentieren.

Deutschland braucht mehr Zeit

Voraussetzung für eine Einigung auf das digitale Zertifikat war bei den Verhandlungen, dass die EU-Partnerländer eigenständig über Testverfahren, Gültigkeitsdauer und Quarantäne entscheiden können, wenn sie es denn für notwendig befinden.
Nötig für Deutschland war mehr Zeit: Sechs Wochen wurden durchgesetzt. Obwohl Bundesgesundheitsminister Spahn nun wiederholt, dass deutsche Corona-Daten bis Ende Juni kompatibel mit europäischen Schnittstellen seien. Er betont aber auch: Der internationale gelbe Impfpass in Papierform bleibt weiter gültig. Die App sei nur eine weitere Möglichkeit.
Wie es idealerweise ab dem 1. Juli mit dem digitalen Zertifikat funktionieren könnte, beschreibt Ariane Schenk, Bereichsleiterin der Abteilung Gesundheit und Pharma beim Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom), so: Zusammen mit der Impfung bekommt man direkt die Dokumentation online aufs Handy. Die geimpfte Person erhält einen fälschungssicheren, verifizierbaren und international anerkannten Code.

Technisch kein Hexenwerk

Doch ist es realistisch, das in Deutschland innerhalb von sechs Wochen zu schaffen, angesichts von Gesundheitsämtern und Hausärzten, die noch mit Papier arbeiten müssen, schlecht digitalisierten Behörden und unterschiedlicher Software in den Bundesländern? "Es muss einfach zu schaffen sein", fordert Schenk.
Auch darüber, wie bereits geimpfte Bürgerinnen und Bürger nachträglich an das digitale System angeschlossen werden können, werde gerade diskutiert, berichtet sie. Das sei technisch kein "Hexenwerk", betont die Bitkom-Bereichsleiterin. Sie sei sich sicher, dass die Umsetzung nun so einfach wie möglich und so sicher wie nötig entwickelt werde.
Schenks Ansicht nach ist es "fast ein Armutszeugnis", wenn Deutschland die Voraussetzungen für das digitale Zertifikat nicht bis zum 1. Juli schafft. "Das sollten wir jetzt alle als das gemeinsame Ziel sehen. Es liegt sicher nicht an der technischen Herausforderung, das muss einfach unbürokratisch unterstützt werden."
Mehr zum Thema