Europa-Wahlkampf

    TV-Duell: Sozialdemokrat gegen Christdemokrat

    Jean-Claude Juncker und Martin Schulz schütteln sich die Hände
    Konkurrieren bei der Europawahl: Jean-Claude Juncker (links) und Martin Schulz © Bild: EP
    08.05.2014
    Heute Abend treten der Sozialdemokrat Martin Schulz und sein konservativer Herausforderer Jean-Claude Juncker erstmals im deutschen Fernsehen gegeneinander an, um über Europa-Politik zu streiten. Das TV-Duell um 20.15 Uhr wird gemeinsam von ZDF und ORF produziert.
    "Damit wird es in diesem Jahr erstmals einen Europa-Wahlkampf geben, in dem die Spitzenkandidaten direkt gegeneinander antreten", meldet das ZDF, das eine Website für das TV-Duell eingerichtet hat und das den Zuschauern ermöglicht, eigene Fragen an die Kandidaten online einzureichen.
    Sowohl Martin Schulz, der Präsident der europäischen Sozialdemokraten, als auch Jean-Claude-Juncker, der Frontmann der europäischen Christdemokraten, sind oder waren lange wichtige Vertreter des EU-Establishments. Der eine als Präsident des Europäischen Parlaments, der andere als früherer Eurogruppen-Chef und als Ministerpräsident von Luxemburg. Beide streben das Amt des Präsidenten der EU-Kommission an.
    Details von Spargelanbau und Olivenölkännchen
    Inhaltlich liegen die Positionen von Schulz und Juncker gar nicht allzu weit auseinander, wie Brüssel-Korrespondent Jörg Münchenberg in seinem Beitrag für Deutschlandradio Kultur ausführt. Beide wollen "mehr" statt "weniger" Europa, zumindest bei den großen Themen – wie in der Handelspolitik, der Steuerpolitik, in Migrationsfragen oder bei der Klimapolitik, erläutert Müncheberg. Im Kleinen, etwa wenn es um die "Details des Spargelanbaus" (Juncker) oder "Größenordnungen von Olivenölkännchen" (Schulz) geht, setzen sich der Sozialdemokrat wie der Konservative für den Abbau bürokratischer Hürden ein.
    Wie muss Europa mit den Folgen der Finanzkrise umgehen? Das wird ein wichtiges Thema im TV-Duell sein. Auch der liberal-konservative Juncker spricht sich in diesem Zusammenhang mittlerweile für einen europäischen Mindestlohn und gegen harsche Sparprogramme aus. Er sei etwas "nach linkss gerückt", so Münchenberg,
    Jean-Claude Juncker selbst formuliert das so: "Ich bin der Meinung, dass Haushaltskonsolidierung, trotz der Verärgerung, zu der sie manchmal führt, weiter vorangetrieben werden muss. Ich bin der Auffassung, dass Haushaltskonsolidierung und wachstumsorientierte, joborientierte Reformpolitik zwei Seiten einer Medaille sind."
    Martin Schulz wiederum stellt die soziale Komponente bei seiner Kandidatur in den Mittelpunkt.
    Martin Schulz: "Ich möchte im Rahmen der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, dass man in der Kommission ein Industrie- und Wirtschaftskollegium innerhalb des Kollegiums schaffen, dessen Hauptaufgabe die Rückgewinnung der Investitionsquote, die Schaffung von Arbeitsplätzen und insbesondere der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit junger Leute ist."
    Kopf-an-Kopf-Rennen von Sozialdemokraten und Konservativen
    Die Wahlumfragen sagen derzeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen von Sozialdemokraten und Christdemokraten voraus. Genau darin liegt aber auch das Risiko für die beiden Kandidaten, dass sich die Staats- und Regierungschefs am Ende auf eine alternative Personalie verständigen, was beide natürlich strikt ablehnen. Dass aber eine dritte Person am Ende die EU-Kommission leiten wird, ist nicht ausgeschlossen.
    mhu
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