Polizeieinsätze in der Bundesliga

Bremen will Deutsche Fußball Liga an Kosten beteiligen

Polizisten üben den Umgang mit Fußballfans
Polizisten üben den Umgang mit aufgebrachten Fußballfans. © dpa / picture alliance / Patrick Seeger
Von Franziska Rattei · 19.04.2015
Weil die HSV-Anhänger und Werder Bremens Fans eine besondere Hassliebe verbindet, müssen beim heutigen Bundesliga-Spiel mehr Polizisten anrücken. Die Mehrkosten für den Einsatz soll nicht die Stadt, sondern der Veranstalter tragen.
Heute spielt Werder gegen den HSV. Die Hamburger und Bremer Fans gelten als verfeindet und so ist das Spiel ein sogenanntes "Rot"–Spiel: 1000 Polizisten müssen zur Sicherung der Stadt anrücken. Im Vergleich zu "normalen" Spielen ist das ein finanzieller Mehraufwand von rund 300.000 Euro. Diese Summe will Bremen nun nicht mehr alleine tragen. Die DFL wird nach dem Spiel erstmals eine Rechnung erhalten. – Der Bremer Vorstoß, die Deutsche Fußball Liga an den Polizeikosten zu beteiligen ist ein bundesweiter Vorstoß.

Die Entscheidung hat die Bremer Bürgerschaft schon im Oktober gefällt, an diesem Sonntag führt sie das erste Mal zu Konsequenzen -beim Risikospiel Werder gegen den HSV, wenn mehr als 4000 Fans aus Hamburg – darunter mehrere hundert Gewaltbereite – auf ähnlich viele Bremer Anhänger treffen werden.
Die erste Rechnung, die die DFL aus Bremen erhalten wird, wird sich voraussichtlich auf rund 300.000 Euro belaufen. Zu viel für das klamme Bundesland, meint auch Björn Tschöpe, Fraktionsvorsitzender der SPD in der Bremer Bürgerschaft: "Wir sind der Meinung, dass derjenige, der den wirtschaftlichen Nutzen aus Veranstaltungen hat, auch für die Kosten dieser Veranstaltungen aufkommen muss."
Wo ist der Unterschied zwischen Kirmes und einem Fußballspiel?
Die Opposition und auch die Polizei kritisierten die Gesetzesänderung. Man dürfe die innere Sicherheit nicht von Gebühren abhängig machen. Bremen isoliere sich mit seinem Alleingang von den anderen Bundesländern. In Nordrhein-Westfalen, meint etwa Innenminister Ralf Jäger, sei der Bremer Vorstoß nicht angebracht: "Man kann nicht differenzieren zwischen Fußball und anderen Veranstaltungen. Das ist hier in Bremen individuell möglich. Aber ich nehm 'mal das Beispiel NRW. Da haben wir den Rosenmontagsumzug, die Kirmes – deshalb kann dieser Bremer Weg so in Nordrhein-Westfalen nicht umgesetzt werden."
Bremens Innensenator Ulrich Mäurer, wie Jäger SPD-Mitglied, hält den Rückhalt von anderen Bundesländern nicht für unbedingt nötig. Man sei sich seiner Sache sicher: "Das ist doch kein Grund, um dann zu sagen: weil die Mehrheitsverhältnisse so sind – nein, im Gegenteil: weil die Mehrheitsverhältnisse so sind, machen wir das erst recht."
Nun droht ein jahrelanger Rechtsstreit
Werder Bremen wird die Polizei am Sonntag mit eigenen Sicherheitsmaßnahmen unterstützen. Zum Beispiel sollen erstmals Sichtschutzzäune aufgestellt werden, um die Hamburger und Bremer Fans so gut wie möglich voneinander zu trennen. Die Bremer Rechnung an die DFL hält der grün-weiße Verein allerdings für eine schlechte Idee. Geschäftsführer Klaus Filbry fürchtet Wettbewerbsnachteile, weil die DFL angekündigt hat, die Bremer Rechnungen an Werder weiterzureichen. Alle Beteiligten stellen sich auf einen jahrelangen Rechtsstreit ein; eventuell bis zum Bundesverwaltungsgericht.
Die Chancen, dass die DFL am Ende zahlen muss, stehen gut, sagt der Jurist Joachim Wieland. Er leitet den Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Finanz- und Steuerrecht an der Uni Speyer. Wieland argumentiert: Wenn die Polizei zu Gunsten eines Privaten eingreift, muss der auch den Einsatz bezahlen: "Ein klassisches Beispiel ist etwa der Hauseigentümer, der eine Alarmanlage hat, und die löst einen Fehlalarm aus. Wenn die Polizei dann ausrückt, dann muss der Hauseigentümer 120 Euro bezahlen für die Kosten, die der Polizei entstanden sind. Weil man sagt: das ist sein Vorteil, dass in einem solchen Fall die Polizei auch kommt, und es fällt in seinen Verantwortungsbereich, wenn die Alarmanlage losgeht, ohne dass Einbrecher da waren."
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