Essen liefern lassen und abholen

Die drei Missverständnisse des Take-away

09:51 Minuten
Ein Verkäufer reicht einer Kundin verpackte Speisen zum Mitnehmen, über den Tresen rüber.
Speisen und Getränke nur außer Haus: Viele Restaurants bieten im Lockdown einen Abholservice an. © Getty Images / Maskot
Tina Hüttl im Gespräch mit Martin Böttcher · 09.01.2021
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Essen zum Mitnehmen, weil Essen gehen nicht möglich ist: In der Pandemie hat Take-away für Restaurants und verhinderte Gäste eine ganz neue Bedeutung gewonnen. Die Gastrokritikerin Tina Hüttl erklärt ein Phänomen mit Hindernissen.
Sei seit einigen Jahren hat sich die Gewohnheit etabliert, Speisen aus dem Restaurant nicht dort gesellig zu genießen, sondern mitzunehmen - und zu Hause zu essen.
Ein Segen in Zeiten von Corona: Für viele Restaurantbesitzer und auch und für viele von uns, die nicht kochen können oder wollen.

"Es schmeckt einfach nicht wie im Restaurant"

Doch damit verbindet sich eine Reihe von Missverständnissen, warnt die Gastrokritikerin Tina Hüttl. Sie stellt grundsätzlich infrage, dass beim Take-away schlicht eine räumliche Verschiebung des Genusses stattfinden kann: "Es schmeckt einfach nicht wie im Restaurant, muss ich sagen, es ist etwas komplett anderes."
Für ihre Kolumnen geht sie auch weiterhin Essen - oder besser gesagt Abholen - und ist erstaunt, dass es in Berlin trotz des Lockdowns zahlreiche Neueröffnungen gibt. Allerdings habe sie kürzlich eine Enttäuschung erlebt, als sie mit einem aufwendigen, wunderbaren Menü in der Box auf dem Nachhauseweg im Stau stand: "Es war nicht mehr zu retten." Denn nicht jede Art Restaurantküche ist abholtauglich.
Asiatische Reisgerichte, Suppen oder israelisch-arabische Fingerfood-Vorspeisen ließen sich relativ ohne Qualitätsverlust nach Hause bringen, sagt Hüttl. Eine andere Möglichkeit sind Angebote, bei denen die Abholer das Finish von in Plastik eingeschweißten Speisen am Ende selbst machen.

Das Problem der nachhaltigen Verpackung

"Das ist das zweite Missverständnis bei Take-away. Dass man das, was die Verpackungen angeht, nachhaltig gestalten kann", gibt sie zu. "Das ist verdammt schwierig. Und wenn man dann so ein Menü zu Hause auspackt und diese ganzen Wrappings, Pakete und hier ein Tütchen und da ein Döschen sieht - dann verdirbt einem das auch irgendwie den Appetit."
Allerdings gebe es Restaurants, die einiges dafür tun, Take-away umweltfreundlich zu gestalten, sagt Hüttl. Einfach selbst mit eigenem Geschirr anzukommen, sei aber wegen geltender Hygienevorschriften momentan oft nicht gewünscht – und vom Lokal geliehenes Geschirr muss man anschließend wieder zurückbringen: "Das ist dann wieder eine ziemliche Fahrerei."

Viele Gastronomen zahlen drauf

Wenigstens hilft der Verkauf außer Haus den Gaststätten, um in der Pandemie zu überleben - vermuten zumindest viele Menschen. "Das ist das dritte Missverständnis", sagt Hüttl, "weil viele Restaurants beim Take-away-Geschäft sogar draufzahlen."
Lokale mit Anspruch verdienen hauptsächlich an den Getränken, erklärt sie. Außerdem seien die Gebühren der großen Lieferservicefirmen mit 30 Prozent am Umsatz für die Gastronomen sehr hoch.
(hum)
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