"Es geht darum, einen Kunstbestand im Wert von 300 Millionen Euro zu sichern"

06.10.2006
Im Streit um den Verkauf wertvoller Handschriften aus der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe geht der baden-württembergische Wissenschaftsminister Peter Frankenberg davon aus, dass auch landeseigene Kunst veräußert werden muss.
Der CDU-Politiker sagte: "Es kann nicht den absoluten und unabdingbaren Grundsatz geben, dass überhaupt nichts an Kunst, das jemals beschafft worden ist, abgegeben werden dürfte." Als Beispiel nannte er angekaufte Kunstwerke, die "nicht mehr in eine Sammlung" passten "oder vielleicht auch noch nie richtig hineingepasst" hätten.

Außerdem verwies der Minister auf die besondere Situation, in der sich das Land befinde. Ein Verkauf von Kunstgegenständen diene nicht dazu, den Landeshaushalt zu sanieren, sondern es gehe darum, einen Vergleich mit dem markgräflichen Haus Baden zu erzielen und dadurch Rechtssicherheit zu gewinnen. Frankenberg betonte, eventuelle Veräußerungen sollten sich nicht allein auf die baden-württembergische Landesbibliothek konzentrieren, "so dass auch nicht die Gefahr besteht, dass die wertvollen Handschriften der Landesbibliothek verkauft werden oder dass Bestände zerschlagen werden, so dass die wissenschaftliche Nutzung nicht mehr gewährleistet ist".

Frankenberg wies die Kritik des Deutschen Kulturrats zurück, bei einem geplanten Drei-Säulen-Modell solle hauptsächlich die Kultur in Baden-Württemberg für das Haus Baden "bluten". Das sei "nicht sachgerecht", so Frankenberg. Während die erste Säule des Modells Sponsoren aus Wirtschaft sowie private Geldgeber anspricht, meint Säule zwei und drei einen Beitrag des Landes und dessen Kunsteinrichtungen.

Es gehe darum, einen Kunstbestand im Wert von 300 Millionen Euro zu sichern, bei dem die Eigentumsverhältnisse umstritten seien: "Es geht um den Gewinn von Rechtssicherheit für die Kunst und Kultur in Baden-Württemberg. Das hat der Kulturrat offenbar überhaupt nicht gesehen", sagte Frankenberg. Er zeigte sich optimistisch, dass auch die vorgesehenen Sponsorenmittel für den angestrebten Vergleich zusammenkommen. Die baden-württembergischen Unternehmer hätten das Land "eigentlich noch nie im Stich gelassen".