Erster Leipziger Herbstsalon

1984 und seine Folgen

Blick aus dem Messehaus auf das Rathaus Leipzig
Da war die Messe noch im Herzen der Stadt: Blick aus dem Messehaus am Markt auf das Leipziger Rathaus. © picture alliance / dpa / Waltraud Grubitzsch
Von Doris Liebermann · 17.06.2014
Um die 10.000 Besucher kamen zwischen dem 15. November und dem 7. Dezember 1984 in das Messehaus am Leipziger Markt zum Ersten Leipziger Herbstsalon, einer halblegalen Ausstellung von neuer, unangepasster Kunst. Vorbei an der staatlichen Bürokratie hatten sechs Künstler in Eigenregie und auf eigenes Risiko eine Ausstellung organisiert.
Die Maler, Bildhauer, Filmemacher wollten zeigen, dass auch andere künstlerische Formsprachen in der DDR existierten, als die partei-politisch geförderte und propagierte. Hans-Hendrik Grimmling, Lutz Dammbeck und Frieder Heinze hatten die renommierte Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst besucht, Olaf Wegewitz, Günther Huniat und Günter Firit lebten als Autodidakten in der Stadt. Ein Künstlerkreis, der mit seinen Arbeiten schon mehrmals an der Zensur gescheitert war.
Mit dem ersten Leipziger Herbstsalon gelang den Künstlern ein Piratenstück, eine Täuschung der Bürokratie. Partei- und Verbandsfunktionäre versuchten vergeblich die Ausstellung zu verhindern. Die Staatssicherheit trug belastendes Material zusammen, und ein Jahr später wurde die Ausstellung als "konterrevolutionäres Ereignis" abgestempelt. Drei Künstler stellten Ausreiseanträge und verließen die DDR. Zuvor aber wurden Arbeiten der "Herbstsaloner" zugunsten einer unabhängigen Produzentengalerie versteigert, die nach dem Mauerfall als Eigen+Art berühmt und kommerziell erfolgreich werden sollte.