Erster Cro-Spielfilm

Überambitionierte Selbstdarstellung

Rapper Cro
Nur echt mit Panda-Maske: Der Rapper Cro © imago/STAR-MEDIA
Von Anna Wollner · 05.10.2016
Der Rapper Cro spielt sich selbst in seinem ersten Kinofilm "Unsere Zeit ist jetzt", der unter anderem von Til Schweiger produziert wurde. Drei Geschichten verschachteln die Macher in dem Streifen, was am Ende leider etwas überkonstruiert wirkt.
Die düstere Skyline Chicagos der 30er-Jahre. Schnitt. Atmo. Los Magazin rein, schießen, laden. Es geht schnell und heftig los in "Unsere Zeit ist jetzt". Eine überstilisierte Gangsterfilmszene im Sin-City-Look, eine Kneipenschießerei mit Verletzten. Doch genauso überraschend wie sie gestartet ist, endet sie auch. Es ist nur eine kleine Idee, ein Auszug aus einem Treatment.
Filmausschnitt: "Ich find es auch scheiße. Das war nur ein Test. Wäret ihr auf die Scheiße eingestiegen, wäre ich hier wieder raus, so schnell könnt ihr gar nicht gucken."
Martin Schreiers Film "Unsere Zeit ist Jetzt" spielt mit verschiedenen Realitätsebenen. Der real existierende Musiker Cro, von Cro selbst gespielt, immer mit Maske, hat einen Filmwettbewerb für Nachwuchsregisseure ausgeschrieben. Die drei Finalisten Dawid, Vanessa und Ludwig kämpfen um seine Aufmerksamkeit.

Cro sampelt Filmgeschichte

Filmausschnitt: "Ich würde das ganz gerne als Comic zeichnen. So dass man darauf einen Animationsfilm machen kann. Es geht um die Anfänge. Es geht darum, wie die Maske entstanden ist. Man muss sich das legendenhaft vorstellen. Die Legende von Cro. Der eine ist ein talentierter Musiker und der andere wäre gerne so wie er."
Cros Vergangenheit als Comicinterpretation von Ludwig, die Gegenwart, exemplarisch vertreten durch den Dokumentarfilm, den Vanessa über ihn plant, und die Zukunft durch Dawids Vision "Cro in 30 Jahren" bilden dabei das Grundgerüst dieses Films im Film im Film. Immer wieder springt "Unsere Zeit ist jetzt" zwischen den Arbeitsschritten und den fertigen Werken. Ähnlich wie schon in seiner Musik vermischt Cro verschiedene Genres, sampelt Filmgeschichte. Die Idee für all das kam dabei von ihm.
"Ich war der erste, der auf'm Tisch stand und geschrieen hat: Ich will 'nen Film! Dann haben wir vor zweieinhalb Jahren, lange ist es her, angefangen uns Drehbücher auszudenken, hatten drei Stück, wussten nicht mehr wo uns der Kopf steht, welche ist die beste Idee und da lagen dann auf einmal alle drei aufeinander und wir dachten so, jetzt hat es ungefähr die Länge von nem Film, drei Stück, alle drei zusammen."
Genauso zusammengeschoben und überkonstruiert wirkt es dann auch. Zumal er noch ordentlich was drauf packt und die Gegenwart von einer Dreiecks-Liebesgeschichte zusammengehalten wird. Beide Jungregisseure verlieben sich in die einzige Frau. Die, als wäre das alles noch nicht genug, unter dem Asperger-Syndrom leidet.
Filmausschnitt: "Okay, Du denkst jetzt, dass du aufgrund meiner äußeren Erscheinung sicher über die ein oder andere seltsame Eigenschaft hinwegsehen könntest, aber spätestens nach unserem ersten für Dich viel zu komplizierten Date wirst du auf Wikipedia nachlesen was Asperger ist und dann wirst Du alle weiteren schlechten Versuche, mich ins Bett zu kriegen, einstellen. Also spar dir die Mühe und mir die Zeit."

Die Maske ist Markenzeichen und Rettung

Immer wieder geht es auch um Cros Maske, sein Verstecken hinter dem Panda, die Flucht in Anonymität auf der Bühne. Für ihn sein Markenzeichen und seine Rettung.
"Das ist gut für mich, für meinen Charakter, für meine Persönlichkeit, die ich dadurch schütze und ich finde es selber auch ein ziemlich lustiges Spiel, es an- ausschalten zu können, es kontrollieren zu können. Wie gehe ich an jemanden ran, sage ich es ihm, sag ich es nicht. Das ist lustig, macht Spaß."
Einen Blick hinter die Fassade von Cro verweigert der Film dabei. Auch wenn Cro, als Carlo Weibel geboren, sich selbst spielt.
"Das war gar nicht so schwer, ich spiele mich und ich spiel mich den ganzen Tag schon in meinem Leben und das kann ich gut. Ich sein kann ich gut. Deswegen war es nicht so schwer, manche kamen auch und meinten, ja nimm doch Schauspielunterricht und ich so: was, ich hab den ganzen Tag Schauspielunterricht für mich. Aber trotzdem ist der Druck natürlich krass hoch, wenn Straßensperren und Millionen Explosionen im Hintergrund läuft und wir können es nur einmal machen und es läuft und dann steht man da und alle machen und man muss jetzt reden, das ist schon duff duff."
Unterstützung bekam der Musiker von Til Schweiger. Schweiger spielt in der Zukunftsvision Cro in 30 Jahren, hat den Film mitproduziert und am Drehbuch gearbeitet, dem Hochglanzwerk seine Handschrift aufgedrückt. Was den Film nicht besser macht. Es ist ein überambitioniertes Werk für absolute Cro-Fans. Weniger Spielerei wäre hier definitiv mehr gewesen.
Filmausschnitt: "Wir feiern einfach ein bisschen, bis wir uns an gar nichts mehr erinnern. Wir sehen uns auf der anderen Seite..."
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