Erste Hilfe für die Seele
"Sie können mit Ihren Sorgen und Nöten kommen. Und ich kann ein bisschen versuchen, Sie zu tragen und zu begleiten. Ich kann Ihnen den Schmerz nicht nehmen", erzählt Bruder Norbert Verse über seine Arbeit als Notfallseelsorger. Er wird bei Fällen wie in Winnenden oder Erfurt gerufen.
Ralf bei der Kellen: Was ist denn in Ihnen eigentlich vorgegangen, als Sie zum ersten Mal diese Bilder aus Winnenden gesehen haben?
Bruder Norbert Verse: Also ich habe bisschen eine Erinnerung natürlich dann gehabt an Erfurt. Ich hatte am Rande, nicht direkt in Erfurt, damit zu tun, weil ich hier nach Erfurt mit einer Schule hier ins Gespräch kam. Aber ich habe auch über die Malteser Jugend Bekannte und Freunde in Erfurt.
Darüber gab es eine Anfrage, ein bisschen zur Verfügung zu stehen und das mitzumachen. Und diese Dinge kamen dann halt wieder hoch. Und dann sind natürlich auch so die Fragen noch mal, die man vielleicht abends ins Stundengebet mitnimmt, wo man auch dann schon mal sagt: Warum? Warum ist das? Obwohl ich ja schon weiß, es gibt die Freiheit, der Mensch kann entscheiden, der Mensch kann machen und tun, aber man fragt sich schon - oder ich frage mich dann halt auch schon: Ja, muss das manchmal so sein, was wird uns da vor Augen geführt?
Die Sorge oder Gedanken sind dann eigentlich vielfach bei den Leuten, die es aushalten müssen, wo ich dann wirklich sage, Gott, ja, sei du jetzt da und sieh zu, wie du die Leute, die, die betroffen sind als Angehörige, aber auch als Helfer, auffangen kannst und sozusagen in einer Fürbitte auch dann die, die betroffen sind, also die vielleicht dann verstorben sind, verunfallt sind, dass die wirklich in deine Hände aufgefangen werden und du sie dort trägst.
bei der Kellen: Bruder Norbert, wie sind Sie Notfallseelsorger geworden?
Bruder Norbert: Ich selber habe einen Hintergrund aus dem Malteser Hilfsdienst, und ja, beruflicherseits hat sich's bei mir so entwickelt, dass ich in die Theologie eingestiegen bin, Ausbildung zum Gemeindereferenten, Studium Religionspädagogik. Und da gab's für mich dann eine Verbindung, zu sagen, aha, ich kann Theologie, Ordensleben in dem Fall halt auch, mit meinem Hobby Malteser Hilfsdienst verbinden, und so hat mich dieses Thema interessiert, als ich davon das erste Mal gelesen habe.
bei der Kellen: Und wie muss ich mir das jetzt vorstellen? Werden Sie jetzt bei so einer Katastrophe oder bei einem Unfall, werden Sie gerufen oder bieten Sie sich an? Wer nimmt den Kontakt zu Ihnen auf?
Bruder Norbert: Es ist so, dass wir gerufen werden. Das heißt, es gibt einen Dienstplan, einen Einsatzplan. Hier in Berlin ist es so, es gibt sozusagen jemanden wie einen diensthabenden Notfallseelsorger, der übernimmt die Einsatzleitung für einen Zeitraum von einer Woche. Und die Alarmierungen laufen über die Feuerwehr, die Polizei, Bundespolizei oder die Rettungsdienste hier in Berlin, allerdings auch von den Verkehrsbetrieben BVG, die uns alarmieren und sagen: Hier und dort ist dieses geschehen und wir bitten um eure Hilfe.
bei der Kellen: Wenn man sich die Chats durchliest jetzt, dann tauschen sich vor allen Dingen Jugendliche über das Geschehen aus und schreiben eben oft an die Schüler in Winnenden. Die Frage, die da am häufigsten auftaucht, ist immer wieder: Wie konnte das nur passieren? Was antworten Sie denn, wenn von Angehörigen und Helfern die Frage kommt: Wie konnte Gott das zulassen?
Bruder Norbert: Das Zulassen Gottes liegt sicherlich darin, dass so, wie wir als Christen unseren Gott verstehen und kennengelernt haben, dass er uns in Freiheit Mensch sein lässt. Das heißt, Gott begleitet uns, er ist durchaus an unserer Seite, wir können uns an ihn wenden. Aber es ist so, dass er nicht in unsere Entscheidungen eingreift. Wo er in dem Moment war oder ist, kann ich Ihnen so auch nicht beantworten.
Was ich von meinem Verständnis von Gott sagen kann, ist, dass er jetzt Ihr Kind auffängt, es in seinen Händen hält und auch versucht, Ihnen die Hand zu reichen. Das zum einen natürlich versucht, indem ich jetzt wirklich Zeit für Sie haben, Sie können mit Ihren Sorgen und Nöten kommen und ich kann ein bisschen versuchen, Sie zu tragen und zu begleiten. Ich kann Ihnen den Schmerz nicht nehmen, ich kann Ihnen den Verlust nicht nehmen, aber ich biete Ihnen jetzt meine Zeit an, auch wenn ich Ihnen das nicht hundertprozentig erklären kann. Gott greift nicht so aktiv in unser Leben ein, dass wir sagen können, wähl du jetzt aus, wem es passieren soll. Was ich sagen kann, er greift ein, indem er versucht, uns zu stützen, zu helfen und uns durch Christus gezeigt hat, es gibt mehr als das Leid, was wir hier haben. Und das versuche ich jetzt Ihnen ein bisschen näherzubringen, wenn es mir gelingt.
Ich weiß, dass das gerade jetzt natürlich sehr schwer ist und man auch nicht alles aufnehmen kann, nicht alles hören kann, aber ich versuche, Ihnen einfach mit meiner Zeit, mit meiner Hoffnung und mit meinem Gottesbild da zur Seite zu stehen.
bei der Kellen: Kommt es denn eigentlich auch vor, dass solch ein Schicksalsschlag von den Hinterbliebenen als mehr eine Art Strafe gedeutet wird?
Bruder Norbert: Also bei uns, in unseren Breitengraden sicherlich weniger, aber es kommt schon mal vor, dass man sagte: Womit habe ich das verdient? Und da muss man natürlich auch klar sagen, gerade solche Schicksalsschläge hat kein Mensch verdient. Und das ist nicht etwas, wo man sagen könnte, da gibt es so einen Plan, und immer wieder hier und da wird mal so etwas wie eine Strafe ausgesprochen und dann entsprechend auch von Gott initiiert oder so was. Das können wir von unserem Gottesbild her ganz klar natürlich verneinen und sagen, so verstehe ich unseren Gott nicht, und das ist auch nicht das, was er uns zum Beispiel in Jesus Christus vorgelebt hat.
bei der Kellen: Nun sind Sie ja als Notfallseelsorger derjenige, der als Erster vor Ort ist. Wie beziehungsweise in welche Hände entlassen Sie denn die von Ihnen betreuten Menschen? Verweisen Sie die direkt nach dem Geschehen an andere Stellen oder bleiben Sie erst mal Ansprechpartner?
Bruder Norbert: Das kommt auch immer auf die Situation an. Im Regelfall ist es so, dass das sozusagen Erste Hilfe für die Seele ist. In vielen Situationen gelingt das, dann ist das okay. Man gibt einige Tipps, einige Hinweise, gibt es durchaus auch in schriftlicher Form, dass man sagen kann, was jetzt in kommender Zeit vielleicht bei ihnen geschieht, an ihnen geschieht.
Das sind natürliche Belastungsreaktionen, die der Mensch, die der Körper halt aufweist. Auf was sollte ich ein bisschen achten, wenn die Zeitdauer zu lang ist oder wenn es zu häufig ist, dass man da entsprechend noch mal weitere Hilfe sucht. Und dann kann das natürlich medizinische Hilfe sein, es kann psychologische Hilfe sein, wo man sagt, man kann sich noch mal hinwenden. Es gibt natürlich auch das Angebot, dass wir dann sagen, wenden Sie sich ruhig noch mal an uns, wir können da noch mal kurz weitergucken, um dann spezifisch eine Schiene, einen Weg einzuleiten. Bei so großen Ereignissen, wie sie jetzt gerade hinter uns liegen - nicht hier in Berlin, aber halt in Winnenden -, da ist es so, dass wir längere Zeit auch vor Ort sind, längere Zeit Ansprechpartner sind, auch mal so weit - je nachdem, wie die Kontakte sind - begleiten, dass, wenn es wirklich Seelsorger sind, die im Amt drin sind, bis dahin, dass man vielleicht zu einer Beerdigung begleitet oder selbst einfach mitgeht und dabei ist.
Zum anderen ist es so: Der, der verstorben ist, der tot ist, unser Verständnis in der christlichen Religion, der ist bei Gott. Der ist aufgehoben, der hat das Himmelreich sozusagen erreicht. Und da ist unsere Sorge als Menschen nicht mehr so vonnöten. Da können wir noch begleiten. Es gibt sicherlich auch, dass es hier und da so kommt, dass Angehörige dann fragen, ach, würden Sie mit zum Friedhof gehen oder würden Sie die Beisetzung vornehmen. Aber der Mensch hat sein Ziel erreicht, der ist bei Gott aufgehoben. Und da ist unsere Hilfe gar nichts mehr gegen, als wenn man dann wirklich im Schoß Gottes geborgen ist.
bei der Kellen: Wenn Sie jetzt zu so existenziellen Situationen anderer gerufen werden, dann sind das ja häufig auch existenzielle Situationen für Sie. Wie werden Sie denn von Ihrer Kirche aufgegangen in dem, was Sie tun, also wie werden Sie betreut?
Bruder Norbert: Also zum einen ist es so, dass ich ja meinen persönlichen Zugang habe zu Gott - im Gebet, in Betrachtung -, zum anderen ist es so, dass wir ganz klar Angebote bekommen, auch selber direkt nach einem Einsatz, dass wir uns in Gruppen zusammenfinden, dass wir sprechen können, dass wir natürlich auch immer mit unseren Einheiten reden können.
Es wird so etwas wie Supervision angeboten. Bei mir gibt es noch den klaren Vorteil, wenn ich abends nach Hause komme als Ordensmann und komme in die Ordensgesellschaft zurück, dass wir dort auch miteinander reden können. Und da noch ein großer Pluspunkt: Ein Mitbruder ist selber Polizeiseelsorger, hat also ähnliche Erfahrungen und Kontakte, und das hilft dann schon sehr - das Gespräch, aber auch immer wieder die Rückbindung im Gebet an Gott selber -, um sich da auch wieder zu erden und natürlich auch in Hoffnung ein Leben weiterzuführen. Wobei natürlich auch im Vorhinein in der Ausbildung die Fürsorge so groß ist, dass man auch lernt, auf sich selber zu achten, seine eigenen Reaktionen kennenzulernen, um den Dienst also auch zu leisten und selber daran auch gesund zu bleiben.
Bruder Norbert Verse: Also ich habe bisschen eine Erinnerung natürlich dann gehabt an Erfurt. Ich hatte am Rande, nicht direkt in Erfurt, damit zu tun, weil ich hier nach Erfurt mit einer Schule hier ins Gespräch kam. Aber ich habe auch über die Malteser Jugend Bekannte und Freunde in Erfurt.
Darüber gab es eine Anfrage, ein bisschen zur Verfügung zu stehen und das mitzumachen. Und diese Dinge kamen dann halt wieder hoch. Und dann sind natürlich auch so die Fragen noch mal, die man vielleicht abends ins Stundengebet mitnimmt, wo man auch dann schon mal sagt: Warum? Warum ist das? Obwohl ich ja schon weiß, es gibt die Freiheit, der Mensch kann entscheiden, der Mensch kann machen und tun, aber man fragt sich schon - oder ich frage mich dann halt auch schon: Ja, muss das manchmal so sein, was wird uns da vor Augen geführt?
Die Sorge oder Gedanken sind dann eigentlich vielfach bei den Leuten, die es aushalten müssen, wo ich dann wirklich sage, Gott, ja, sei du jetzt da und sieh zu, wie du die Leute, die, die betroffen sind als Angehörige, aber auch als Helfer, auffangen kannst und sozusagen in einer Fürbitte auch dann die, die betroffen sind, also die vielleicht dann verstorben sind, verunfallt sind, dass die wirklich in deine Hände aufgefangen werden und du sie dort trägst.
bei der Kellen: Bruder Norbert, wie sind Sie Notfallseelsorger geworden?
Bruder Norbert: Ich selber habe einen Hintergrund aus dem Malteser Hilfsdienst, und ja, beruflicherseits hat sich's bei mir so entwickelt, dass ich in die Theologie eingestiegen bin, Ausbildung zum Gemeindereferenten, Studium Religionspädagogik. Und da gab's für mich dann eine Verbindung, zu sagen, aha, ich kann Theologie, Ordensleben in dem Fall halt auch, mit meinem Hobby Malteser Hilfsdienst verbinden, und so hat mich dieses Thema interessiert, als ich davon das erste Mal gelesen habe.
bei der Kellen: Und wie muss ich mir das jetzt vorstellen? Werden Sie jetzt bei so einer Katastrophe oder bei einem Unfall, werden Sie gerufen oder bieten Sie sich an? Wer nimmt den Kontakt zu Ihnen auf?
Bruder Norbert: Es ist so, dass wir gerufen werden. Das heißt, es gibt einen Dienstplan, einen Einsatzplan. Hier in Berlin ist es so, es gibt sozusagen jemanden wie einen diensthabenden Notfallseelsorger, der übernimmt die Einsatzleitung für einen Zeitraum von einer Woche. Und die Alarmierungen laufen über die Feuerwehr, die Polizei, Bundespolizei oder die Rettungsdienste hier in Berlin, allerdings auch von den Verkehrsbetrieben BVG, die uns alarmieren und sagen: Hier und dort ist dieses geschehen und wir bitten um eure Hilfe.
bei der Kellen: Wenn man sich die Chats durchliest jetzt, dann tauschen sich vor allen Dingen Jugendliche über das Geschehen aus und schreiben eben oft an die Schüler in Winnenden. Die Frage, die da am häufigsten auftaucht, ist immer wieder: Wie konnte das nur passieren? Was antworten Sie denn, wenn von Angehörigen und Helfern die Frage kommt: Wie konnte Gott das zulassen?
Bruder Norbert: Das Zulassen Gottes liegt sicherlich darin, dass so, wie wir als Christen unseren Gott verstehen und kennengelernt haben, dass er uns in Freiheit Mensch sein lässt. Das heißt, Gott begleitet uns, er ist durchaus an unserer Seite, wir können uns an ihn wenden. Aber es ist so, dass er nicht in unsere Entscheidungen eingreift. Wo er in dem Moment war oder ist, kann ich Ihnen so auch nicht beantworten.
Was ich von meinem Verständnis von Gott sagen kann, ist, dass er jetzt Ihr Kind auffängt, es in seinen Händen hält und auch versucht, Ihnen die Hand zu reichen. Das zum einen natürlich versucht, indem ich jetzt wirklich Zeit für Sie haben, Sie können mit Ihren Sorgen und Nöten kommen und ich kann ein bisschen versuchen, Sie zu tragen und zu begleiten. Ich kann Ihnen den Schmerz nicht nehmen, ich kann Ihnen den Verlust nicht nehmen, aber ich biete Ihnen jetzt meine Zeit an, auch wenn ich Ihnen das nicht hundertprozentig erklären kann. Gott greift nicht so aktiv in unser Leben ein, dass wir sagen können, wähl du jetzt aus, wem es passieren soll. Was ich sagen kann, er greift ein, indem er versucht, uns zu stützen, zu helfen und uns durch Christus gezeigt hat, es gibt mehr als das Leid, was wir hier haben. Und das versuche ich jetzt Ihnen ein bisschen näherzubringen, wenn es mir gelingt.
Ich weiß, dass das gerade jetzt natürlich sehr schwer ist und man auch nicht alles aufnehmen kann, nicht alles hören kann, aber ich versuche, Ihnen einfach mit meiner Zeit, mit meiner Hoffnung und mit meinem Gottesbild da zur Seite zu stehen.
bei der Kellen: Kommt es denn eigentlich auch vor, dass solch ein Schicksalsschlag von den Hinterbliebenen als mehr eine Art Strafe gedeutet wird?
Bruder Norbert: Also bei uns, in unseren Breitengraden sicherlich weniger, aber es kommt schon mal vor, dass man sagte: Womit habe ich das verdient? Und da muss man natürlich auch klar sagen, gerade solche Schicksalsschläge hat kein Mensch verdient. Und das ist nicht etwas, wo man sagen könnte, da gibt es so einen Plan, und immer wieder hier und da wird mal so etwas wie eine Strafe ausgesprochen und dann entsprechend auch von Gott initiiert oder so was. Das können wir von unserem Gottesbild her ganz klar natürlich verneinen und sagen, so verstehe ich unseren Gott nicht, und das ist auch nicht das, was er uns zum Beispiel in Jesus Christus vorgelebt hat.
bei der Kellen: Nun sind Sie ja als Notfallseelsorger derjenige, der als Erster vor Ort ist. Wie beziehungsweise in welche Hände entlassen Sie denn die von Ihnen betreuten Menschen? Verweisen Sie die direkt nach dem Geschehen an andere Stellen oder bleiben Sie erst mal Ansprechpartner?
Bruder Norbert: Das kommt auch immer auf die Situation an. Im Regelfall ist es so, dass das sozusagen Erste Hilfe für die Seele ist. In vielen Situationen gelingt das, dann ist das okay. Man gibt einige Tipps, einige Hinweise, gibt es durchaus auch in schriftlicher Form, dass man sagen kann, was jetzt in kommender Zeit vielleicht bei ihnen geschieht, an ihnen geschieht.
Das sind natürliche Belastungsreaktionen, die der Mensch, die der Körper halt aufweist. Auf was sollte ich ein bisschen achten, wenn die Zeitdauer zu lang ist oder wenn es zu häufig ist, dass man da entsprechend noch mal weitere Hilfe sucht. Und dann kann das natürlich medizinische Hilfe sein, es kann psychologische Hilfe sein, wo man sagt, man kann sich noch mal hinwenden. Es gibt natürlich auch das Angebot, dass wir dann sagen, wenden Sie sich ruhig noch mal an uns, wir können da noch mal kurz weitergucken, um dann spezifisch eine Schiene, einen Weg einzuleiten. Bei so großen Ereignissen, wie sie jetzt gerade hinter uns liegen - nicht hier in Berlin, aber halt in Winnenden -, da ist es so, dass wir längere Zeit auch vor Ort sind, längere Zeit Ansprechpartner sind, auch mal so weit - je nachdem, wie die Kontakte sind - begleiten, dass, wenn es wirklich Seelsorger sind, die im Amt drin sind, bis dahin, dass man vielleicht zu einer Beerdigung begleitet oder selbst einfach mitgeht und dabei ist.
Zum anderen ist es so: Der, der verstorben ist, der tot ist, unser Verständnis in der christlichen Religion, der ist bei Gott. Der ist aufgehoben, der hat das Himmelreich sozusagen erreicht. Und da ist unsere Sorge als Menschen nicht mehr so vonnöten. Da können wir noch begleiten. Es gibt sicherlich auch, dass es hier und da so kommt, dass Angehörige dann fragen, ach, würden Sie mit zum Friedhof gehen oder würden Sie die Beisetzung vornehmen. Aber der Mensch hat sein Ziel erreicht, der ist bei Gott aufgehoben. Und da ist unsere Hilfe gar nichts mehr gegen, als wenn man dann wirklich im Schoß Gottes geborgen ist.
bei der Kellen: Wenn Sie jetzt zu so existenziellen Situationen anderer gerufen werden, dann sind das ja häufig auch existenzielle Situationen für Sie. Wie werden Sie denn von Ihrer Kirche aufgegangen in dem, was Sie tun, also wie werden Sie betreut?
Bruder Norbert: Also zum einen ist es so, dass ich ja meinen persönlichen Zugang habe zu Gott - im Gebet, in Betrachtung -, zum anderen ist es so, dass wir ganz klar Angebote bekommen, auch selber direkt nach einem Einsatz, dass wir uns in Gruppen zusammenfinden, dass wir sprechen können, dass wir natürlich auch immer mit unseren Einheiten reden können.
Es wird so etwas wie Supervision angeboten. Bei mir gibt es noch den klaren Vorteil, wenn ich abends nach Hause komme als Ordensmann und komme in die Ordensgesellschaft zurück, dass wir dort auch miteinander reden können. Und da noch ein großer Pluspunkt: Ein Mitbruder ist selber Polizeiseelsorger, hat also ähnliche Erfahrungen und Kontakte, und das hilft dann schon sehr - das Gespräch, aber auch immer wieder die Rückbindung im Gebet an Gott selber -, um sich da auch wieder zu erden und natürlich auch in Hoffnung ein Leben weiterzuführen. Wobei natürlich auch im Vorhinein in der Ausbildung die Fürsorge so groß ist, dass man auch lernt, auf sich selber zu achten, seine eigenen Reaktionen kennenzulernen, um den Dienst also auch zu leisten und selber daran auch gesund zu bleiben.