"Erklärung der Vielen" in Berlin präsentiert

Der Kulturbetrieb steht auf gegen rechts

Die Intendanten und Leiter präsentieren sich auf einem Balkon, hinter ihnen hängt ein Banner.
Shermin Langhoff, Kai Uwe Peter, Lilian Engelmann, Kathrin Röggla, Marc Grandmontagne, Annemie Vanackere, Holger Bergmann, Berndt Schmidt und Olaf Zimmermann (v.l.n.r.) präsentieren die Berliner „Erklärung der Vielen“. © Christoph Soeder/dpa
Dietmar Schwarz im Gespräch mit Nicole Dittmer · 09.11.2018
Mit der "Erklärung der Vielen" sprechen sich viele Kulturinstitutionen gegen rechtsnationale Propaganda und Vereinnahmungsversuche aus. Dietmar Schwarz, Intendant der Deutschen Oper, verspricht sich davon mehr Zusammenhalt zwischen den Häusern.
Über 140 Kulturinstitutionen haben die heute, am 9. November 2018, veröffentlichte "Erklärung der Vielen" unterzeichnet. Unter der Forderung "Solidarität statt Privilegien - es geht um alle - die Kunst bleibt frei" verpflichten sich die unterzeichnenden Häuser dazu, "den offenen, aufklärenden, kritischen Dialog über rechte Strategien" zu führen - "in der Überzeugung, dass die beteiligten Häuser den Auftrag haben, unsere Gesellschaft als eine demokratische fortzuentwickeln." Man wolle "völkisch-nationalistischer Propaganda kein Podium" bieten und "die illegitimen Versuche der Rechtsnationalen, Kulturveranstaltungen für ihre Zwecke zu instrumentalisieren, abwehren."
Der Intendant der Deutschen Oper, Dietmar Schwarz, blickt am 21.03.2017 in Berlin in die Kamera der Fotografin und lächelt.
Unser Gesprächsgast: Dietmar Schwarz, der Intendant der Deutschen Oper.© Sophia Kembowski/dpa
Zu den Unterzeichnern zählt auch Dietmar Schwarz, der Intendant der Deutschen Oper. Dieser verspricht sich von dieser Aktion einen ähnlichen Aufwind wie vor wenigen Wochen bei der großen Demonstration "Unteilbar" in Berlin: "Dass wir das heute wieder auf unsere Fahnen schreiben müssen, formulieren müssen und das gemeinsam machen, das finde ich schon sehr, sehr wichtig", sagt er im Deutschlandfunk Kultur. "Wir wollen die Unterschiedlichkeit", diese Botschaft zu verkünden, sei für Theaterschaffende sehr wichtig.

Einmischung der Rechten in den Kulturbetrieb

Die "Erklärung der Vielen" verstehe sich auch als konkrete Handlungsanweisung. Dabei gehe es darum, auch im eigenen Haus auf diese Themen hinzuweisen, sagt Schwarz: "Abgrenzung, Vielfalt, Toleranz, Respekt." Kulturinstitutionen sieht Schwarz in der Pflicht, diese Werte selbst in ihrem Haus zu leben.
Vor allem aber wolle man sich mit dieser Erklärung wehren gegen die zunehmende Einmischung von Rechtspopulisten in die Arbeit der Kulturszene. Er findet es alarmierend, wenn er im Bühnenverein Berichte von Kollegen aus Thüringen hört, dass rechte Gruppen Vorstellungen störten. Außerdem würde in den Parlamenten und Gemeinderäten zum Teil schon darüber diskutiert, was denn deutsche Kultur sei – oft geknüpft an die Forderung: "Da muss doch was ganz anderes gespielt werden. Und, ich vereinfache das jetzt mal, wenn Sie das nicht auf Ihren Spielplan setzen, dann streichen wir Ihnen das Geld. Das sind – einfach von mir dargestellt – Szenarien, die nicht mehr weit entfernt sein könnten."

Solidarität zwischen den Institutionen

Nicht zuletzt verspricht sich Schwarz von der "Erklärung der Vielen" und den damit einhergehenden Vernetzungen auch, dass rechter Druck, wie er vor Kurzem auf das Bauhaus Dessaus wegen des Konzerts der Band Feine Sahne Fischfilet ausgeübt wurde, gemeinsam abgemildert werden könnte.
(thg)
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