Erinnerung an den RAF-Terror

Ein Museum für die "Landshut"

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Die Lufthansa-Maschine "Landshut" steht im Bodensee-Airport in einem Hangar des Dornier Museums. Im Vordergrund steht eine historische Propellermaschine.
Jahrelang stand das Wrack der 1977 entführten "Landshut" in Friedrichshafen im Hangar. Jetzt soll das Flugzeug zum Mittelpunkt eines neuen Museums werden. © picture alliance / dpa / Felix Kästle
Thomas Wagner im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 27.11.2020
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In Friedrichshafen soll nun ein Museum zur Erinnerung an das Terrorjahr 1977 entstehen, in dem auch das Wrack der "Landshut"-Maschine ausgestellt wird. Die Bundesregierung stellt dafür 15 Millionen Euro bereit. In der Stadt ist das Echo geteilt.
Am 18. Oktober 1977 stand die Lufthansa-Maschine "Landshut" im Blick der Weltöffentlichkeit. Die Anti-Terror-Einheit der GSG 9 stürmte damals das von palästinensischen Terroristen entführte Flugzeug auf dem Flughafen von Mogadischu. Alle 86 Geiseln wurden befreit – einer der schlagzeilenträchtigsten Höhepunkte im deutschen Terrorherbst 1977.
Danach flog die "Landshut" noch bis in die 80er-Jahre im regulären Dienst der Lufthansa, bis sie mehrfach den Besitzer wechselte und schließlich auf einem brasilianischen Flugzeugfriedhof kurz vor der Verschrottung stand.

Jahrelang stand das Wrack im Hangar

2017 sorgte der damalige Bundesaußenminister Siegmar Gabriel (SPD) für eine spektakuläre Überführungsaktion: Die "Landshut‘ wurde nach Friedrichshafen an den Bodensee gebracht.
Dort sollte sie eigentlich vor dem privaten Dornier-Flugzeugmuseum als "Mahnmal des Terrors" für die Öffentlichkeit ausgestellt werden. Stattdessen rostete das "Landshut"-Wrack in einem Hangar am Rande des Flughafens Friedrichshafen still und leise vor sich hin.

15 Millionen für das Museum

Doch nun kommt überraschend wieder Bewegung in die Museumspläne. Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat 15 Millionen Euro bewilligt, um das Museum einzurichten.
Darin soll nicht nur das "Landshut"-Wrack zu sehen sein, sondern die Geschichte des Terrorherbstes 1977 erfahrbar werden, sagt der Journalist Thomas Wagner. Geplant seien auch Bezüge zum Terrorgeschehen der Gegenwart. Die Bundeszentrale für politische Bildung werde mit der Ausgestaltung des Museums betraut.

Unterschiedliche Reaktionen in Friedrichshafen

In Friedrichshafen gebe es Vorbehalte gegen das Museum. Nach den Worten des Oberbürgermeisters fehle der lokale Bezug, so Wagner.
Die Bevölkerung sei "hin- und hergerissen". Wenn man sich vor Ort auf der Straße umhöre, dann gebe es Leute, die wirklich begeistert seien. Sie sähen darin eine Attraktion für die Stadt und hofften auf neue Touristen. "Dann gibt es andere, die sagen: Was hat das mit uns zu tun?"
Völlig offen sei bislang, wann das Museum seine Türen öffnet. Fest stehe nur, dass der Eintrittspreis fünf Euro nicht übersteigen dürfe.
(gem)
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