Hörspiel

Übermensch aus der Unterwasserwelt

Ein chinesisches Forschungs-U-Boot
Ein chinesisches Forschungs-U-Boot © picture alliance / dpa
Von Elmar Krämer  · 23.05.2014
Mit großer Liebe zum Detail macht der Ohrenkneifer-Verlag seinem Namen alle Ehre. Die neue Produktion, "Hydrophobia" von Bastian Lembrecht, erzählt von einem Forscher, der in einer Unterwasserstation einen Übermenschen züchtet.
Ausschnitt aus dem Hörspiel
Hydrophobia beginnt bedrohlich. Zu hören sind Wassertropfen, wie aus einem rostigen Hahn in einem dunklen und feuchten Keller. Ein monotoner Klangteppich, Keyboard, steril, wie im Krimi, kurz bevor von hinten die Hand mit dem Messer im Bild erscheint.
Irgendetwas stimmt nicht, in der Welt von Hydrophobia, schon die Musik lässt eine düstere Stimmung entstehen. Dirk Hardegen, Produzent und Mastermind des Ohrenkneifer-Verlags:
"Dieses Eintauchen in eine Hörspielwelt ist für mich immer auch mit 'ner eigenen Musikfarbe verbunden. Wenn ich ein Hörspiel plane, dann fange ich immer an, erst mal Musiken für eine eigene Welt zu erdenken."
Die Geschichte beginnt im 49. Stock eines Konzerntowers in Frankfurt am Main. Im Raum: Chris, der Chef der Klabauter GmbH, einer Tauchfirma.
Ausschnitt aus dem Hörspiel
Abenteurer, die auf einen Auftrag des Großkonzerns Genanomed hoffen. Einer Firma, die an die Tyrell-Corporation aus dem Ridley Scott Film Bladerunner erinnert.
Ausschnitt aus dem Hörspiel
Die Forschungsstation liegt in 700 Metern Tiefe im Meer vor Sizilien. Die Taucher sollen ein vermeintliches Luftsteuermodul an der Anlage befestigen, die angeblich ein Haufen Schrott ohne Besatzung ist.
Ausschnitt aus dem Hörspiel
Klar, dass es zum Unfall kommt, der das Betreten der Unterwasserstation unerlässlich macht. Klar auch, dass die Station nicht leer ist und dass da auch nicht geothermische Forschung betrieben wurde.
Geheime Experimente
Unter Wasser sollte ein Übermensch gezüchtet werden – von Professor Frank Steiner, nicht zufällig namensverwandt mit Frankenstein.
Eine beruhigende Auflösung gibt es in Hydrophobia nicht, kein Happy End – aber das würde auch nicht zu der düsteren Welt passen, deren Bild Hardegen in dem Hörspiel zeichnet.
Hardegen: "Ich bin auch nicht so ein verhinderter Filmmann, man hört ab und zu in Hörspielkreisen, ich würde ja Filme machen, wenn man mich ließe – aber das interessiert mich überhaupt nicht, ich bin seit ich klein war ein Stimmenfan, was meine Frau in den Wahnsinn treibt, wenn wir Fernsehen schauen und ich die Stimmen sozusagen dechiffriere. Ich liebe Stimmen, ich mache Musik, ich liebe das Sprechen, also was liegt da näher, als das Ganze zu vereinen und Hörspiele zu machen?"
Dirk Hardegen ist ein Frickler. Er verwebt Musik, Geräusch, Sprache und Effekte in seinem Studio zu einem Stimmungsteppich und nimmt den Hörer so mit in die Tiefe des Meeres - und hinab in die menschlichen Abgründe, die sich in dem Unterwasserlabor auftun.
Enthusiasten des Hörspiels
Auch die Kälte der metallummantelten Räumlichkeiten in der Tiefsee überträgt sich auf den Hörer. Unterschiedliche Hall-Effekte arbeiten die Struktur der zellenartigen Kammern und bedrohlichen Flure akustisch heraus.
Hardegen: "Diese Tiefe des Raumes wieder in die Aufnahmen zu bringen, das hatten wir mit Hydrophobia vor und deswegen haben wir uns Marken geklebt und haben Mikrofone unterschiedlich positioniert, wir sind wieder um das Mikrofon in den Raum gegangen. Das gibt eine weitere Dimension und es hat sehr viel Spaß gemacht, so zu produzieren."

Hydrophobia kreiert, wie einst der Film Bladerunner Anfang der 1980er Jahre, ein Science-Fiction-Szenario von dem man nur hoffen kann, dass es nie Realität wird. Dennoch fragt man sich beim Hören, ob nicht vielleicht schon längst in geheimen Laboratorien in diese Richtung geforscht wird, aber genau das macht ja auch den Reiz dieses Genres aus. Und noch eine Parallele zu Bladerunner: Der ungeheure Detailreichtum, in diesem Fall akustisch, der auch beim wiederholten Hören für neue Eindrücke sorgt.

Hydrophobia von Bastian Lembrecht ist ein Hörspiel, umgesetzt von einem Hörspielenthusiasten, der genau weiß, wie – und warum er Hörspiele produziert.
"Weil ich es liebe, weil ich es wirklich in der Tat einfach liebe."

Bastian Lemprecht: "Hydrophobia"
Regie: Dirk Hardegen. Mit Alexandra Lange-Baehr, Vanida Karun, u.a.
Ohrenkneifer Verlag, Fulda 2014
2 CDs, Ca. 100 Min, 13,80 Euro

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