Ensemble Weser-Renaissance

Hör-Battle der Heroen Schütz und Praetorius

Gegenüberstellung von 2 historischen Zeichnungen, die die Komponisten Michael Praetorius sowie Heinrich Schütz zeigen.
Die Komponisten Michael Praetorius und Heinrich Schütz kannten und schätzten einander. © Montage (v.l.n.r.): imago / imagebroker, imago / H. Tschanz-Hofmann
Moderation: Stefan Lang · 08.07.2021
Michael Praetorius war Hofkapellmeister in Wolfenbüttel, eine Generation später wirkte Heinrich Schütz vor allem in Dresden. Beide vertonten gleiche Texte, die das Ensemble Weser-Renaissance gegenüberstellt. So wird hörbar: Wer hat was, wie vertont.
Zwei Heroen der Musikgeschichte ist der Abend gewidmet - eine Art Gipfeltreffen des 17. Jahrhunderts wird hörbar mit Werken von Michael Praetorius und Heinrich Schütz. Es ist jeweils "Musik im Umbruch", denn die Zeiten waren kriegerisch. Der Abend wird vom Ensemble Weser-Renaissance unter der Leitung von Manfred Cordes präsentiert.
Michael Praetorius wurde 1571 geboren, Heinrich Schütz 1585 - und doch gibt es Überschneidungen und Kreuzungen in Leben und Werk.

Der Hofkapellen-Sanierer

Michael Praetorius wurde nach Wolfenbüttel gerufen, um die darniederliegende Hofkapelle zu erheben, zu sanieren. So war er in dort für Hof und Kirche prägend. Etwa 1594, als 23-Jähriger, nahm er den Dienst bei Herzog Heinrich Julius im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel auf, war zunächst Kammerorganist.
Später übernahm er den Posten des Hofkapellmeisters und stand einem Ensemble von etwa 20 Musikern, Sängern und Instrumentalisten vor. Er hatte den Gottesdienst auszugestalten, für die Tafel aufzuspielen und Tanzmusik bei Festen zu liefern.
Die Kirche Beatae Mariae Virginis in Wolfenbüttel vor einem dramatischen Abendhimmel.
Der Platz vor der Hauptkirche Beatae Mariae Virginis in Wolfenbüttel ist nach Michael Praetorius benannt.© imago / Susanne Hübner
Der Komponist hat in Wolfenbüttel auch den Bau der Kirche Beatae Mariae Virginis miterlebt, er hat beratend den Bau der Orgel begleitet – ist in der Kirche begraben. Hier fand das aufgezeichnete Konzert statt.

Verbindungsort Dresden

Praetorius reiste aber auch oft an den Hof nach Dresden, um sich inspirieren zu lassen. Im Trauerjahr 1613 – der Herzog war gestorben und die Hofmusik für ein Jahr "stumm geschaltet" – wurde er sogar an den Kurfürstlichen Dresdner Hof beurlaubt.
In Dresden traf er auf Schütz, der dort seinen Wirkungsmittelpunkt hatte. Doch bald ging er nach Wolfenbüttel zurück, blieb dem Dresdner Hof aber verbunden.

Der Jüngere und Bekanntere

Heinrich Schütz ist ungleich bekannter als sein etwas älterer Kollege. Er war sogar für einige Monate offiziell auch Wolfenbüttler Kapellmeister – wenn auch erst nach dem Tod von Praetorius.
Schütz galt als Orpheus seiner Zeit, sein Werk ist längst wiederentdeckt und wiedererweckt worden, ihm weist man gern die Vaterrolle vor Bach und Händel zu.
Die Idee des Abends: Manfred Cordes stellt textgleiche Vertonungen gegenüber. So werden hörende Vergleiche möglich, wie die beiden auf die stilistischen Neuerungen in der Musik unterschiedlich reagierten. Wie die Huldigungsfloskeln sich ähneln, wie die Bekanntschaft mit italienischer Musik unterschiedlich durchschlägt, gar die Größe der unterschiedlichen Kapellen kann man am Satz erkennen.
Manfred Cordes, Ideengeber des Programms und Leiter des Ensembles Weser-Renaissance, wird jeweils die Werke der beiden Komponisten in Gesprächen mit Stefan Lang erläutern.
Aufzeichnung vom 2. Juli 2021 in der Hauptkirche Beatae Mariae Virginis, Wolfenbüttel
Michael Praetorius
Ach mein Herre, straf mich nicht in deinem Zorn
Polyhymnia III
Heinrich Schütz
Ach Herr, straf mich nicht in deinem Zorn, à 8
Psalmen Davids SWR 24
Michael Praetorius
Das ist mir lieb, à 10
Heinrich Schütz
Das ist mir lieb
Sammlung Großmann SWV 51
Michael Praetorius
Aus tiefer Not schrei ich zu dir (Ps. 130), à 8
Musae Sioniae I 1605, Nr. 9
Heinrich Schütz
Aus der Tiefe ruf ich, Herr, zu dir, à 8
Psalmen Davids 1619, Nr. 4, SWV 25
Michael Praetorius
Nun lob mein Seel den Herren, à 3 + 4
Polyhymnia III 1619, Nr. 2
Heinrich Schütz
Nun lob mein Seel den Herren, à 18
Psalmen Davids 1619, Nr. 20, SWV 41
Michael Praetorius
Verleih uns Frieden gnädiglich, à 17
Polyhymnia III 1619, Nr. 29
Heinrich Schütz
Verleih uns Frieden gnädiglich, à 5
Geistliche Chor-Music 1648, Nr. 4/5, SWV 372/373

Ensemble Weser-Renaissance
Leitung: Manfred Cordes

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