ensemble unitedberlin und Vladimir Jurowski

Musikalische Opfer - von Bach bis zur Gegenwart

ensemble unitedberlin
Das ensemble unitedberlin wurde 1989 gegründet - im Jahr des Mauerfalls. © Mathias Botor
Moderation: Christine Anderson · 03.07.2018
Das ensemble unitedberlin gestaltet am Konzerthaus Berlin einen Abend, der um das Opfer in der Musik kreist: mit Werken von Alexander Goehr, Christfried Schmidt, Maximilian Marcoll, Arne Gieshoff und Johann Sebastian Bach.
Die Konzertüberschrift "... musikalische Opfer ..." könnte in die Irre führen. Beim ersten Gedanken an Bachs großes titelgebendes Werk ist man allerdings bereits im Programm von ensemble unitedberlin auf einer guten Spur: "… a musical offering (J.S.B. 1985) …" von Alexander Goehr bezieht sich eindeutig darauf. Darüber sagt er selbst:

Uraufführungen mit Zitatcharakter

Die groß besetzte "Kammermusik XI" von Christfried Schmidts kam mehr als 20 Jahre nach ihrer Entstehung in diesem Konzert zur Uraufführung. Er zitiert in seinem Werk Passagen von Ludwig van Beethoven.
Maximilian Marcolls "Amproprifications #8", ebenfalls eine Uraufführung, gehört zu einer Werkreihe, in der sich sämtliche Stücke auf andere Komponisten beziehen.
Der Komponist spricht mit Christine Anderson über sein Werk:
Arne Gieshoffs Werk "Ad bestias" greift wiederum das Thema des Opfers auf. Der Werktitel ist dem römischen Urteil "Damnatio ad bestias" entlehnt, also "Den Tieren zum Fraß vorzuwerfen". Gieshoff schreibt in der Vorbemerkung zur Partitur, dass das Stück zwar nicht programmatisch sei, wohl aber der Idee folge, dass man permanent Beobachter oder Teil einer gewaltsamen, schrecklichen Szenerie sei.
Das Denkmal für den Komponisten Johann Sebastian Bach auf dem Thomaskirchhof in Leipzig. Im Hintergrund sind einige Bäume.
Das Denkmal des Komponisten Johann Sebastian Bach auf dem Thomaskirchhof in Leipzig© picture alliance / dpa / Jan Woitas
Am Ende des Programmes wird dann doch die Erwartung erfüllt: Aus Johann Sebastians Bachs "Musikalischem Opfer", wird die berühmte "Ricercar à 6" erklingen, in einer Bearbeitung Anton Weberns. Bach bezog sich in seiner Komposition auf ein einziges Thema, das ihm bei einem Besuch in Berlin der Preußenkönig Friedrich II. persönlich vorgegeben hatte. Aus diesem Thema sollte Bach frei improvisieren. Nach diesem Treffen beschäftigte sich Bach intensiv mit dem königlichen Thema. Daraus erwuchs diese einmalige Sammlung. Für diesen Konzertabend schloss sich nach diesem Werk der musikalische Themenkreis.
Über die Arbeit im ensemble unitedberlin, das seit 30 Jahren besteht, spricht Christine Anderson mit Andreas Bräutigam, Geiger und Gründungsmitglied der Formation:

Eine Aufzeichnung vom 24. Juni 2018 im Konzerthaus Berlin
Alexander Goehr
"... a musical offering (J.S.B. 1985) ..." für 14 Spieler (1985)
Maximilian Marcoll
"Amproprification #8" (2018, Uraufführung)
Arne Gieshoff
"Ad Bestias" (2013, Deutsche Erstaufführung)
Christfried Schmidt
"Kammermusik XI" für 18 Instrumentalisten (1995, Uraufführung)
Johann Sebastian Bach
"Ricercar à 6", aus: "Musikalisches Opfer" BWV 1079
instrumentiert von Anton Webern 1935

ensemble unitedberlin
Leitung: Vladimir Jurowski

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