Engagement für Hindemith

11.11.2011
Herbert Blomstedt setzt sich seit vielen Jahren mit großer Leidenschaft für die Musik Paul Hindemiths ein. Für dessen zu Unrecht vernachlässigtes Cellokonzert hat sich der Ehrendirigent der Bamberger Symphoniker mit dem fabelhaften Johannes Moser verbündet. Das Werk entstand im Exil in den USA und damit in jenem Land, das gut fünf Jahrzehnte zuvor auch entscheidende Inspirationen für den von Brahms lange geförderten Dvořák lieferte: für seine Symphonie "Aus der Neuen Welt".
Dass ausgerechnet ein Böhme und Metzgersohn einmal die amerikanischste aller klassisch-abendländischen Symphonien schreiben würde, ist eine erstaunliche Wendung der Musikgeschichte. Antonín Dvořák hatte sich seit den 1880er Jahren vor allem im angelsächsischen Raum als Symphoniker einen Namen gemacht, und so wurde er 1892 nach New York eingeladen, um dem amerikanischen Musikleben lehrend und dirigierend auf die Sprünge zu helfen. Wie viel "Neue Welt" in der letzten Symponie des überzeugten Tschechen steckt, ist allerdings bis heute umstritten.

Im Zentrum des Abends steht Paul Hindemiths Konzert. Schon als 19-Jähriger hatte er ein spätromantisches Cellokonzert vorgelegt, dem er zehn Jahre darauf ein viel intimeres Werk für Solo und Kammerorchester folgen ließ. Das Cellokonzert von 1940 hingegen, komponiert im amerikanischen Exil, wirkt wie eine Synthese dieser beiden so gegensätzlichen Modelle. Von symphonischen Ausmaßen und mitreißendem Schwung, weist es doch immer wieder Passagen von kammermusikalischer Transparenz auf, bevor im Finale, einem bizarr instrumentierten Marsch, Spielfreude und Witz die Oberhand gewinnen. Kein Geringerer als Gregor Piatigorsky bestritt die Uraufführung in Boston.

Eröffnet wir das Konzert mit der Akademischen Festouvertüre c-Moll op. 80 von Johannes Brahms: "Ich habe nicht umhin können, eine sehr lustige Akademische Fest-Ouvertüre zu schreiben, mit Gaudeamus und allem möglichen", schrieb Brahms an seinen Verleger. Anlass der Komposition war die Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Breslauer Universität im März 1879. Die Honoratioren erhofften sich ein musikalisches "Dankeschön" des Wiener Meisters, und Brahms entsprach den Wünschen ein Jahr später mit der Akademischen Festouvertüre, in der er sich von seiner eher humorigen Seite zeigte und bekannte Studentenlieder wie das "Gaudeamus igitur" verarbeitete.



Live aus der Konzerthalle Bamberg

Johannes Brahms
Akademische Festouvertüre op. 80

Paul Hindemith
Konzert für Violoncello und Orchester

ca. 20:50 Uhr Konzertpause mit Nachrichten
Die Orchesterlandschaft in Bayern
Von Antje Dörfner
Stefan Lang im Gespräch mit Johannes Moser

Antonin Dvořák
Symphonie Nr. 9 e-Moll ("Aus der Neuen Welt")


Johannes Moser, Violoncello
Bamberger Symphoniker
Leitung: Herbert Blomstedt