EM-Tagebuch (11)

Bye Bye Russia

Wales' Gareth Bale, links, und Russlands Denis Glushakov bei der Fußball-Europameisterschaft
Keine Chance: Russland verliert 0:3 gegen Wales © picture alliance / dpa / Sputnik
Von Thomas Wheeler · 21.06.2016
Russland, der WM-Gastgeber 2018, ist mit einem 0:3 gegen Wales sang- und klanglos ausgeschieden. Die Waliser sind Gruppenerster vor England und der Slowakei, die sich 0:0 trennten.
Ich war mal im Theater der Träume. Kennen Sie das? Ich meine Old Trafford, das Fußballstadion von Manchester United. Wann ich da war? Vor 20 Jahren, als Deutschland zum letzten Mal Europameister geworden ist. Damals traf die DFB-Elf ihren Lieblingsgegner Italien - Spaß beiseite - und spielte 0:0. Was gleichbedeutend mit dem Vorrunden-Aus für die Squadra Azzurra war. Viel spannender war aber das Parallelspiel Russland gegen die Tschechische Republik. Die Russen waren bereits vor dieser Partie raus, schmissen aber alles rein. 0:2 - 3:2 - 3:3. Ein Drama an der Anfield Road in Liverpool. So hätte ich mir die Sbornaja gerne auch am letzten Gruppenspieltag in Frankreich gewünscht. Aber entweder wollte der WM-Gastgeber 2018 nach den Hooligan-Ausschreitungen und dem Aus auf Bewährung keine weiteren Angriffsflächen mehr bieten oder die ruhmreiche Sportnation hatte nach dem Olympia-Ausschluss ihrer Leichtathleten einfach keine Lust mehr mit dem Westen zusammenzusein. Wie auch immer. Bis zur Weltmeisterschaft im eigenen Land müssen sie einen Masterplan entwickeln, damit sie sich nicht wieder so blamieren. Ein Schritt: Leonid Slutskiy will nach einem knappen Jahr als Übungsleiter hinschmeißen.
Anders ging es auch nicht nach diesem blutleeren Auftritt gegen die Waliser. Bale und Co sind eine der Überraschungen der Vorrunde und stehen nach zwei Siegen und der Last-Minute Niederlage gegen England völlig zu recht im Achtelfinale. Dort wartet nun am kommenden Samstag im Pariser Prinzenpark ein Gruppendritter. Nicht auszuschließen, dass die Briten wie bei ihrer einzigen WM-Teilnahme 1958 sogar das Viertelfinale erreichen. Aber gemach.
Und was macht der große, nicht immer geliebte Bruder?
Die Engländer. So stark wie sie von manch einem Fachmann oder Laien geredet wurden, waren sie in den ersten drei Spielen bei weitem nicht. Das sieht zwar alles ganz nett aus. So war es vor allem in der jeweils ersten Hälfte gegen Russen und Slowaken. Aber vor dem Tor finden die Three Lions zu selten den richtigen Schlüssel. Beim 0:0 gegen die Slowakei hatte ich auch das Gefühl, die wollten beide gar nicht gewinnen und waren mit dem Remis vollauf zufrieden. Zu durchsichtig waren vor allem die englischen Aktionen. Platz 2 beschert ein Spiel gegen den Zweiten der Gruppe F. Wer es wird, wissen die Männer von Roy Hodgson am Mittwoch.
Bleiben noch die Slowaken. Die Chancen als einer der vier besten Gruppendritten im Turnier zu bleiben, stehen nicht schlecht. Um nicht zu sagen gut. Wär´ auch den Fußballanhängern dort zu wünschen, die ich mal bei einem Besuch in Bratislava Anfang der Neunziger als sehr fachkundig und kompetent kennengelernt habe.
Was noch zu sagen wäre
Lasst kein Tor rein. Das hat die nordirische Torwart-Legende Pat Jennings seinen Landsleuten mit auf den Weg nach Frankreich gegeben. Eins haben sie auch erst kassiert und knüpfen damit nahtlos an die Qualifikation an, die sie als Gruppensieger mit nur acht Gegentoren abgeschlossen haben. Lasst kein Tor rein, das hat bisher auch für den Weltmeister gegolten. Sollte das so bleiben, gehört auch die deutsche Mannschaft nach dem Nordirland-Spiel zu den Achtelfinalisten. Und dann geht das Turnier doch sowieso erst richtig los. Sie wissen schon.