Elza Soares präsentiert neues Album "Deus é Mulher"

Die Samba-Legende vom "Planeten Hunger"

Die brasilianische Samba-Sängerin Elza Soares
Elza Soares gilt in Brasilien als Samba-Legende. © imago / Fotoarena
Von Victoria Eglau · 30.05.2018
Die Brasilianerin Elza Soares gilt als eine der berühmtesten Samba-Sängerinnen ihrer Heimat. Statt eingängiger, fröhlicher Melodien singt die 80-Jährige Fusion-Musik mit sozialkritischen Texten. Nun hat sie ein neues Album herausgebracht.
Elza Soares bleibt eine Kämpferin, auch mit 80 Jahren. Erst drei Jahre ist es her, dass die Brasilianerin ihr international gefeiertes Album "A Mulher do Fim do Mundo" veröffentlicht hat, jetzt legt die legendäre Samba-Sängerin nach: Auf "Frau vom Ende der Welt" folgt nun "Gott ist eine Frau": "Deus é Mulher".
Weit davon entfernt, ihre einzigartige Karriere zu beenden, wird Elza Soares mit zunehmendem Alter noch politischer, noch feministischer. War "A Mulher do Fim do Mundo" ein erster Aufschrei gegen die Unterdrückung der Frauen, vor allem der Afro-Brasilianerinnen, ist die CD "Deus é Mulher" noch kämpferischer, noch klarer in ihren Aussagen. Musikalisch unterstreicht Soares ihr Aufbegehren durch einen eindringlichen Sound, in dem sie Samba mit Funk, Rock und Punk vermischt. Und anders als beim Vorgänger-Album hat Soares mehrere andere Musikerinnen mit ins Boot geholt, darunter die weibliche Percussion-Gruppe Ilú Obá de Min.
"Die Frau, die in jedem steckt, will kein Schweigen mehr", verkündet Elza Soares mit ihrer heiseren Stimme, fast in einem Sprechgesang, "Die Frau bist Du". Das Lied "Dentro de cada um" richtet sich gegen Diskriminierung und Gewalt, nicht nur gegen Frauen, sondern auch gegen Homosexuelle - ein großes Problem in Brasilien. Soares, die in ihrem bewegten Leben selbst Opfer männlicher Gewalt wurde, wird nicht nur von vielen Brasilianerinnen als Vorbild verehrt, sie ist auch eine Ikone der LGBT-Bewegung.

Sie möchte als besserer Mensch wiedergeboren werden

Dass die kämpferischen Töne bei Elza Soares so überzeugend wirken, hängt mit den widrigen Lebensumständen zusammen, die die Sängerin selbst überwinden musste. Als Tochter eines Arbeiters und einer Hausangestellten wuchs sie in einer Favela, einem Elendsviertel von Rio de Janeiro auf. Mit zwölf wurde sie vom Vater verheiratet und bekam sieben Kinder - zwei starben an Unterernährung. Als die junge Elza Soares 1953 einen Talentwettbewerb gewann - der Beginn ihrer Karriere -, fragte sie der Moderator wegen ihres ärmlichen Aussehens, von welchem Planeten sie komme - und Soares antwortete: "vom Planeten Hunger".
In Brasilien ist die Armut überwiegend schwarz. Auch gegen die soziale Benachteiligung der Schwarzen und gegen die Diskriminierung der afro-brasilianischen Kultur und Religionen singt Elza Soares an. "Exú nas Escolas" - "Exú in den Schulen" - heißt eines der Stücke auf ihrer neuen CD. Exú, das ist ein Gott der Candomblé-Religion, die in Brasilien verbreitet ist, aber von christlichen Kirchen und einem Teil der Gesellschaft stigmatisiert wird.
In "Deus é Mulher" besteht Elza Soares selbstbewusst auf ihrem Recht, sich Gehör zu verschaffen: "Meine Stimme erhebe ich, um zu sagen, was verschwiegen wird. Mein Land ist der Ort, an dem ich reden darf", heißt es in dem Lied "O que se cala". Eine Ermutigung nicht nur für Afro-Brasilianer und Frauen, sondern für all jene, die von der tiefen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Krise Brasiliens wie gelähmt sind:
"Es kommt mir so vor, als würde Brasilien stillstehen und darüber bin ich ein bisschen erschrocken. Die Leute schweigen, sind unterwürfig und ängstlich."
Elza Soares ist in ihrem Land bekannt als eine Frau, die wie Phönix aus der Asche immer wieder aufsteht. Sie erlitt zahlreiche Schicksalsschläge, darunter der frühe Tod des ersten Ehemanns, der Mutter und mehrerer Kinder, und führte eine problematische Ehe mit einem alkoholkranken Fußballstar. Dennoch wurde die Diva zu einer der wichtigsten Samba-Sängerinnen ihrer Heimat und nahm fast 40 Platten auf.
"Jeden Tag versuche ich, als besserer Mensch wiedergeboren zu werden. Ich kämpfe und arbeite viel, aber ich bin glücklich dabei."
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