Eisschnellauf

Von Kufen und Kurven

Die Eisschnellläuferin Judith Hesse siegte 2014 über 1000 Meter bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin
Vorbild für die Jugend: Die Eisschnellläuferin Judith Hesse siegte 2014 über 1000 Meter bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin © dpa / picture alliance / Soeren Stache
Von Caroline Kuban · 28.02.2016
Beim Eisschnellauf zählt Technik ebenso wie Kondition. Ein attraktiver Sport auch für Kinder und Jugendliche? Der Berliner Nachwuchs trainiert jedenfalls mit viel Spaß und Ausdauer.
Mittwochabend im Horst-Dohm-Eisstadion in Berlin-Wilmersdorf. Trainerin Liane Peschke steht in Trikot und Tights, in der Hand eine Stoppuhr, am Rand der Eisfläche und treibt ihre Schützlinge über den offenen 400-Meter-Ring. Fünf Kinder im Alter zwischen sechs und 13 Jahren fegen mit kurzen, schnellen Schritten über das Eis – den Oberkörper nach vorne gebeugt, die Arme pendeln bei jedem Schritt rhythmisch hin und her.
Einer von ihnen ist Emanuel. Seit zwei Jahren kommt der Zehnjährige regelmäßig zum Training. Beim Kurvenflitzen macht ihm alles Spaß:
"Das Übersetzen in den Kurven, das ist, wenn man ein Bein über Kreuz macht, die Schnelligkeit gefällt mir sehr und das Runterfallen. Also, es ist manchmal richtig lustig, wenn man runterfällt, weil dann fällt man eben komischerweise oder lustigerweise runter und lustigerweise das gefällt mir dann. Dann macht die Arbeit mehr Spaß."

Im Sommer wird der gute Eisläufer gemacht

15 Kinder hat Trainerin Liane Peschke vom Eissport- und Schlittschuhclub zurzeit in ihrer Obhut. Nach Jahren der Stagnation gehen die Mitglieder-Zahlen momentan wieder aufwärts:
"Ich bin zufrieden, es kommt immer wieder mal Zuspruch, jetzt auch wirklich durch Freunde, die dann jemand mal mitbringt zum Training, und ich bin auch sehr zufrieden, dass viele jetzt auch wiederkommen zum Sommertraining. Im Sommer wird ja der Eisschnellläufer gemacht, und da haben wir im Moment sehr guten Anklang, dass es auch im Sommer fortgesetzt wird."
Diesen Trend kann Katrin Stüwer, Landestrainerin im Landesleistungszentrum in Hohenschönhausen, bestätigen. Regelmäßig hält sie in den benachbarten Schulen Ausschau nach neuen Talenten. Eislaufen gehört hier zum Sportangebot. Dennoch garantiert das stärkere Interesse kein Nachwachsen von Talenten, sagt Stüwer:
"Bei uns ist immer die Problematik dieser Übergang von der Schule in den Beruf. Das ist auch so ein Bereich, wo im Eisschnelllauf nachher auch der Übergang von den Junioren zu den Senioren ist und wo viele dann merken, oh ich bin noch gar nicht so gut und sich dann doch lieber für den Beruf entscheiden, denn mit Eisschnelllauf ist kein Geld zu verdienen."

Zwei Schulstunden finden auf dem Eis statt

12 Uhr mittags in der Eisporthalle des Sportforums Hohenschönhausen. Alexa, Jannice und Marlene laufen sich ein. Alle drei sind Schülerinnen des Schul- und Leistungssportzentrums Berlin, nur wenige Schritte entfernt von der Halle. Das Training ist in den Stundenplan der Gesamtschule integriert. Für die Mädchen heißt das: mindestens einmal am Tag zwei Stunden aufs Eis und das sieben Mal die Woche, Schultage von 8 bis 16 Uhr 40. Dazu kommen die Wettkämpfe am Wochenende. Die 13-jährige Alexa liebt ihren Sport, aber Verzicht ist vorprogrammiert:
"Man muss zwar viel wegstecken, was halt so Freunde außerhalb betrifft, aber man hat seine Freiluft, das passt schon so."
Leistungsbereitschaft ist Voraussetzung an der Eliteschule des Sports. So geht Trainer Dietmar König auch gerne Freitagnachmittags noch zusätzlich mit seinen Schülern aufs Eis, vor allem, wenn Wettkämpfe anstehen:
"Ansonsten muss man da auch sehr vorsichtig rangehen, die Mädchen in dem Alter nicht zu überlasten. Es muss ja hinten raus die nächsten Jahre immer noch steigerungsfähig sein, sowohl in den Umfängen als auch in den Intensitäten."
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