Einer, der seine Mimen pflegt

Von Peter Claus · 13.01.2006
Der Regisseur Matti Geschonneck arbeitet bei seinen Produktionen immer mit der ersten Liga der Schauspielerriege. So auch in seinem neuen Film "Silberhochzeit", der am 13. Januar auf Arte gezeigt wird. In der Story nach einer Kurzgeschichte von Elke Heidenreich kippt die Feier des Silberpaares in ein Desaster.
Matti Geschonneck ist, wie er selbst sagt, ein Handwerker. Ein exzellenter, was er selbst - in der ihm eigenen Bescheidenheit - nie sagen würde. Er ist einer der besten in Deutschland. Und das zeigt sich am augenfälligsten darin, wie er sein handwerkliches Können ausstellt - nämlich gar nicht. Matti Geschonneck befolgt strikt die bewährte Kino- und Fernsehregel, dass die Regie dann am gelungensten ist, wenn sie nicht auffällt, wie beispielsweise jüngst in der Osang-Adaption "Die Nachrichten".

Matti Geschonneck ist ein Schauspielregisseur, der seine Mimen pflegt und ihnen immer wunderbare Spielräume eröffnet. Dafür verlangt er von seinen Produzenten stets das Engament der Elite. Ob Iris Berben, Martina Gedeck, Dagmar Manzel, Nadja Uhl, ob Heino Ferch, Jan Josef Liefers, Ulrich Matthes, Udo Samel, Ullrich Tukur - allein die Crème der deutschsprachigen Schauspielkunst steht für ihn vor der Kamera.

Die Inszenierung dient stets dem Inhalt, ist mal sachlich, mal kunstvoll verschachtelt, eben ungemein dynamisch, dann wieder betont ruhig. Dabei ist die formale Vielfalt seit seinem Debüt vor dreizehn Jahren mit einer "Tatort"-Folge beachtlich: Ob leicht oder dramatisch, laut oder leise, bissig oder bedachtsam - Matti Geschonneck setzt auf Vielfalt. Und sagt auch hier: Es wird so gemacht, wie es die Story verlangt.

Die Storys - seine Vorliebe gilt Krimis, vertrackten Geschichten, die oft die Spannung von Edel-Thrillern haben - , die Storys scheinen auf den ersten Blick ebenfalls ungemein vielfältig zu sein: Gesellschaftspanorama, Seelenschocker, Ehe- oder Alten-Drama, mal komödiantisch, sogar schon im Science-Fiction-Gewand.

Aber auch hier eine Linie: Matti Geschonneck ist seit den 1990er Jahren der Chronist des stetig wachsenden, ganz gewöhnlichen Verödens unserer Welt voll zunehmender undurchschaubarer Wirrnisse, beherrscht vom wuchernden Wahn Weniger, gezeichnet von der ohnmächtigen Wut Vieler.

Matti Geschonneck ist mit seinen Psychogrammen des ordinären bürgerlichen Alltags, da im gemütlichen Licht trauter Beschaulichkeit mehr und mehr die Angst vor der Dunkelheit aufflackert, einer der zu recht gefeierten und mit Auszeichnungen überhäuften TV-Künstler hierzulande. In die kleine, feine Liste großer deutschsprachiger Fernsehfilm-Regisseure, etwa Peter Beauvais, Frank Bayer, Dieter Wedel, gehört Matti Geschonneck ohne jeden Zweifel. Jeder Film von ihm - ein Ereignis.

Das Gespräch mit Matti Geschonneck können Sie für begrenzte Zeit nach der
Sendung in unserem Audio-On-Demand-Player hören.


Service:

Der Film "Silberhochzeit" läuft am 13. Januar auf Arte um 20.40 Uhr. Wiederholt wird der Film am 15. Januar um 15.50 Uhr.