Eine wankende Supermacht

15.02.2013
Die USA haben enorme Finanzprobleme und müssen sich gleichzeitig aufstrebenden Staaten stellen, die ihnen die Vormachtstellung streitig machen wollen. Der amerikanische Journalist Michael Moran beschreibt den vermeintlichen Niedergang der USA und seine Ursachen.
Zwei Jahrzehnte nach dem Ende des Kalten Krieges stehen die USA innen- wie außenpolitisch vor immensen Herausforderungen. Die vermeintliche Supermacht hat mit riesigen Schulden zu kämpfen und muss sich neuer politischer Konkurrenz stellen. Allen voran zerrt China am Großmachtstatus der Vereinigten Staaten. Ist Amerika als weltweit dominierender Staat also am Ende?

Noch nicht, schätzt der US-amerikanische Journalist Michael Moran. Sein Buch "Auslaufmodell Supermacht" ist trotzdem eine Abrechnung mit der amerikanischen Politik. Sowohl den Demokraten als auch den Republikanern gibt Moran die Schuld am derzeitigen Zustand seines Landes.

Moran wirft zunächst einen Blick auf die Wirtschaft der USA und kommt zu einem pessimistischen Resultat: Die Finanzmärkte haben das Vertrauen in Amerika verloren, das Land hat Schulden in Milliardenhöhe angehäuft, Anfang des Jahrtausends falsch auf die Finanzkrise reagiert und sich selbst in Bedrängnis gebracht. Für Moran liegt im wirtschaftspolitischen Versagen der Politiker der Schlüssel für den seiner Meinung nach unübersehbaren allgemeinen Niedergang seiner Nation.

Die USA haben bislang hohe Kosten für ihre Außen- und Sicherheitspolitik auf sich genommen, um ihren Status als in allen Teilen der Welt dominierender Staat zu wahren. Morans Fazit ist eindeutig: Die USA haben sich besonders im Nahen Osten massiv verspekuliert. Der Irakkrieg und die kategorische Pro-Israel-Politik haben die USA in der Region zu einem festen Feindbild werden lassen und potentielle Partner verprellt.

Zum Problem wird das, da nun andere Staaten weltpolitisch aktiv werden – auch solche Länder, die von den USA einstmals protegiert wurden, nun zu Kräften gekommen sind und das Machtmonopol der USA in Frage stellen. Morans zentrale These ist, dass die Welt zwar allmählich "nicht-amerikanisch" wird – aber dass dieser Übergang noch eine ganze Zeit dauern wird und durch einen klugen Politikwechsel sogar noch verhindert werden kann. Die Zeiten, für andere Länder unverzichtbar zu sein, sind laut Moran aber vorbei.

Über die Bestandsaufnahme hinaus gibt Michael Moran seinen Landsmännern und –frauen einige Ratschläge mit auf den Weg. Seiner Ansicht nach ist eine zwei bis drei Jahre dauernde Neuverschuldung nötig, um die Wirtschaft zu reformieren. Außerdem hält er eine geringere Militärpräsenz in anderen Ländern und mehr Zusammenarbeit mit Staaten wie der Türkei oder eben China für alternativlos.

Das "Auslaufmodell Supermacht" widmet sich einem komplexen und schwer fassbaren Thema. Dabei gelingt Moran ein vor allem für Europäer interessanter Blick auf Amerika – aus kritischer und trotzdem durch und durch amerikanischer Perspektive.


Besprochen von Christoph Sterz

Michael Moran: Auslaufmodell Supermacht.
Die neue Rolle der USA und was das für den Rest der Welt bedeutet

Plassen Verlag, Kulmbach 2013
362 Seiten, 24,90 Euro