Eine Therapie gegen den Trübsinn

Moderation: Karl-Dietrich Gräwe · 26.12.2012
Liebe zu Orangen ist nicht gerade eine Leidenschaft, die sich von selbst versteht. Liebe zur Schwermut und zum Lebensüberdruss ist allgemeiner verbreitet. Aber letztere ist von vornherein ein Übel, erst recht, wenn der Leidende ein Prinz ist und ein Rudel Hofärzte keinen Ausweg mehr weiß.
Eine Vorliebe für Zitrusfrüchte gilt als unverdächtig, aber wenn auch dieser Appetit, wie vorher der Trübsinn, zur Manie ausartet, sind die Therapeuten vom Regen in die Traufe geraten bzw. haben den Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben. Die Wege zur Heilung führen allemal über das Theater mit allem, was dazugehört: Versammelt sind gekrönte Häupter und Scharlatane, gute Geister und böse Teufel, wundertätige Magie und fauler Zauber – und nicht zuletzt haben die Zuschauer ihren Anteil an der Bühne, die Liebhaber der Tragödie, der Komödie, der Farce, die exzentrischen Gemüter – alle kommen auf ihre Kosten und sehen am Ende ihre Passionen gestillt.

Carlo Gozzis märchenhafte und bizarre Commedia dell’arte "Die Liebe zu den drei Orangen" aus dem Jahr 1761 war der große Modellfall für eine Theaterrenaissance Anfang des 20. Jahrhunderts, die ganz Europa und besonders das vorrevolutionäre Russland erfasste – und den auf Amerika-Urlaub befindlichen Prokofiew, der seine Oper 1921 in Chicago auf Französisch herausbrachte. In den "Interpretationen" vergleicht Karl-Dietrich Gräwe französische, russische und englische Aufnahmen.

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Präzises Theater mit hohem Spaßfaktor
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Sergej Prokofjews "Liebe zu den drei Orangen" an der Deutschen Oper Berlin