Eine neu-deutsche Familie

Bürger zweiter Klasse

Schlichtes Neubaugebiet in Pristina im Kosovo
Aus Deutschland abgeschoben, landete Murat Berisha in einem Land, das er nie kennengelernt hat. © Heike Tauch
Von Heike Tauch · 28.11.2017
2015 wird Murat Berisha aus dem Gefängnis in Großbeeren bei Berlin direkt in den Kosovo abgeschoben, in ein Land, das es, als er 1988 in Oslo geboren wurde, noch nicht gab und das er nie kennengelernt hat.
Die Abschiebung bedeutet für den 27-Jährigen zwar sofortige Freiheit, aber auch ein lebenslanges Einreiseverbot für Deutschland und den Schengenraum. Ab sofort muss Murat sein Leben allein meistern in einem Land, dessen Sprache er kaum spricht.
Murat kam als Zweijähriger nach Deutschland. Die Ehe der Eltern scheiterte, mehrmals stand die Familie unmittelbar vor der Abschiebung. Erst nach 18 Jahren Duldung erhält die Mutter eine unbefristete Aufenthalts- und Beschäftigungserlaubnis - da war Murat bereits erwachsen.
In den 18 Jahren der Unsicherheit, Angst und Panik konnte ihm die Mutter keinen Halt geben. Er geriet auf die schiefe Bahn. Wie viele Migrantenkinder wollte Murat nur eins: als Deutscher in Deutschland leben.
Dieses Feature wurde mit dem n-ost-Reportagepreis 2017 ausgezeichnet.
Produktion: DLF 2016