Eine kleine Revolution

Von Anna Postels · 02.01.2009
Am Anfang stand ein schrecklicher Unfall. Der dreijährige Louis Braille stach sich beim Spielen ein Werkzeug ins Auge. Die Entzündung befiel beide Augen, der Junge erblindete. Doch seine Eltern und der Dorfschullehrer erkannten seine Intelligenz.
Sie schickten ihn auf die erste Blindenschule. Er lernte schnell. Mit 14 Jahren wurde er selber Blindenlehrer.

Was ihn am meisten beschäftigte: Es gab keine eigene Schrift für Blinde. Braille war immer auf die Hilfe Sehender angewiesen, die ihm vorlasen.

Die Begegnung mit einem Hauptmann brachte ihn auf eine Idee. Dieser schicke seinen Soldaten nachts Nachrichten in einer Schrift aus gestanzten Punkten.
Diese Schrift entwickelte Braille weiter. So erfand er mit seinen damals 16 Jahren etwas, das für die Blinden eine Revolution war. Eine Schrift aus Punkten, die man abtasten kann. Aus 6 Punkten ergeben sich 64 Kombinationsmöglichkeiten. Jede steht für einen Buchstaben oder ein Zeichen. Kritik gab es paradoxerweise von den sehenden Blindenlehrern.

Blindenschriftexpertin Frederike Beier: "Ein ganz wichtiger Punkt war, dass Sehende gesagt haben, wir wollen nicht, dass die Blinden so eine Art Geheimschrift haben, die nur sie selber lesen können und von der wir sehenden erstmal ausgeschlossen sind. Man wollte natürlich auch gerne die Leute kontrollieren, das war also auch eine Machtfrage."

1827 wurde dann Brailles Grammatik trotz der Widerstände in Paris veröffentlicht. Die Blindenschrift setzte sich 1850 endgültig durch. Zwei Jahre später starb Louis Braille an Tuberkulose.