Eine Geschichte der Maskeraden

Am Wochenende schlüpfen sie in die Hunnenhaut

Belagerung von Köln durch die Hunnen - Fresko in der St. Stephan Kirche in Morter in Südtirol.
Vorbild für die Hunnenhorde: Darstellung der Belagerung Kölns auf einem Fresko © imago / imagebroker/ Handl
Von Ulrich Land · 07.02.2018
Sie beziehen sich auf die bewegte Geschichte der Völkerwanderung: Ein Kriegerkostüm der Ersten Kölner Hunnenhorde ist teuer und erfordert etwa hundert Stunden Arbeitsaufwand. Da genügt es natürlich nicht, nur im Karneval unterwegs zu sein - wenn sowieso keiner genau hinguckt.
Kölner Hunne Dengitschik: "Ja, mein Kostüm besteht aus Leder, alles selber gemacht, aus so und so viel Ösen. Gezählt hab ich sie nicht, aber es geht wohl so in die 500 bis 1000 geht’s rein. Das war eine Heidenarbeit."
Ein Standardkriegerkostüm der Ersten Kölner Hunnenhorde verlangt eine Investition von bis zu tausend Euro und einen etwa hundertstündigen Arbeitseinsatz. Die Luxusausgabe der Fürstenausstattung kommt auf einen Materialwert von sechstausend Euro.
Kölner Hunnin Serdiko: "Dann heißt es immer, nee, also was du dafür hingibst und was du machst, du bist nicht mehr normal. Das sind eben halt wir Hunnen!"
Hunnenfürst Ruana: "Das ist natürlich immer viel Aufwand, und genauso viel Aufwand, es wieder runter zu kriegen."

Ganzjährig im Special-Dress unterwegs

Sie scheuen weder Kosten noch Mühe noch körperliche Pein. Die kölschen Hunnen treten nicht nur im Karneval in Erscheinung, wenn sowieso keiner so ganz genau hinguckt. Sie sind ganzjährig im Special-Dress unterwegs. In jeder freien Minute, bei jedem Vereinswochenende schlüpfen sie in die Hunnenhaut.
Immerhin rekurrieren sie auf die bewegte Geschichte der Völkerwanderung: Als in den 70er-Jahren des 4. Jahrhunderts von Osten her nomadische Reiterstämme in Europa einfielen, in das zerfallende Imperium Romanum vordrangen und bis ins späte 5. Jahrhundert eine prägende Rolle spielten, zwischen den osteuropäischen Steppen und der französischen Atlantikküste.
Hunne Burkant: "Wenn man sich dann überlegt, 375 nach Christus: Attila baute auf! Als erster Fürst von allen Stämmen, die früher nur so gruppiert in der Wüste und in den Wäldern lebten, diese zu vereinigen, das war schon beeindruckend."
Klar, dass sie für die seit Jahrhunderten etwa in Köln siedelnden Römer zum Schreckgespenst wurden.
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