Ein Psycho-Duell und ein Fantasy-Film

Vorgestellt von Hans-Ulrich Pönack · 21.02.2007
Cate Blanchett spielt in "Tagebuch eines Skandals" eine Kunstlehrerin, die eine Affäre mit einem Schüler beginnt. Anfänglich von ihrer Kollegin gedeckt, gespielt von Judi Dench, wird gerade sie bald zur Gefahr. "Pans Labyrinth" erzählt vom spanischen Faschismus, dem ein 12-jähriges Mädchen ihre Traumwelt mit furchteinflößenden Fabelwesen entgegensetzt.
Tagebuch eines Skandals
Großbritannien 2006, Regie: Richard Eyre, Hauptdarstellerinnen: Cate Blanchett, Judi Dench, ab zwölf Jahren

Dies ist ein Film von Richard Eyre, der als Intendant des Londoner "Royal National Theatre" über 100 Produktionen betreute und 27 Mal selbst Regie führte. Seine letzten Kinofilme waren die viel gepriesenen Werke "Stage Beauty" (2004 so etwas wie "Shakespeare in Love 2") und "Iris" (2001, "Oscar" für Jim Broadbent; Nominierungen für Judi Dench und Kate Winslet).

Sein neuester Film basiert auf dem 2003 veröffentlichten Roman "Notes on a Scandal" von Zoe Heller (in Deutschland 2006 unter dem Taschenbuch-Titel "Tagebuch einer Verführung" erschienen und jetzt unter dem deutschen Film-Titel wieder veröffentlicht).

Inhalt: Barbara Covett ist ein verbitterter alter Drachen. Die sich als kurz vor der Pensionierung stehende Lehrerin an ihrer Londoner Schule mit rigoroser Hand Respekt verschafft. Was sie hinter ihrer "eisernen Maske" verbirgt: Barbara ist ein völlig vereinsamter, sich tief nach Zuneigung, Freundschaft, Ansprache sehnender verzweifelt-zynischer Mensch. Wenn sie allerdings einen Menschen gefunden hat, der es mit ihr "beginnt", wird sie extrem aufdringlich, wird dieser von ihr völlig bzw. rundum-rücksichtslos vereinnahmt. Sheba Hart, die neue, schöne Kunstlehrerin, ist ein "solcher Mensch": Naiv-bewusst geht sie eine Affäre mit einem ihrer Schüler ein, was die ihre "Chance" witternde Barbara nun für sich listig-hinterhältig "zu benutzen" weiß.

Fazit: Der bei der soeben zu Ende gegangenen Berlinale im Wettbewerb außer Konkurrenz präsentierte Film ist ein meisterliches Psycho-Duell. Bei, in dem es weniger um spektakuläre Aktionen oder um schrille Töne geht, sondern um das leise, bedrohliche Handeln und "Kämpfen" zweier spannender Seelen. Dass dies so eindringlich funktioniert, unter die Haut geht, ist den beiden weiblichen Hauptakteuren zu verdanken: Der wieder einmal einzigartigen, brillanten "Oscar"-Preisträgerin Dame Judi Dench (Königin Elizabeth in "Shakespeare in Love"; "Lady Henderson präsentiert"; "M" in den letzten James-Bond-Filmen) sowie "Oscar"-Preisträgerin Cate Blanchett (als Katharine Hepburn in "Aviator"; "The Good German"). Deren Körpersprache, Zwischentöne-Gefühl ist grandios, aufregend und packend. Wobei Judi Dench das prickelnde Kunststück gelingt, für ihre vom Leben enttäuschte, verzweifelte Negativ-Figur Barbara sogar gewisse Sympathien zu erzeugen. Zurecht sind beide für ihre Darstellung in "Tagebuch eines Skandals" erneut für den "Oscar" nominiert worden. Ein Klasse-Film, dessen stimmige atmosphärische Ensemble-Arbeit wie auch seine musikalische "Begleitung" (von Philip Glas) ebenfalls sehr beeindrucken. Ein Ereignis von Film.


Pans Labyrinth
Mexiko 2006, Regie: Guillermo del Toro, Hauptdarsteller: Sergi Lopez, Maribel Verdu, ab 16 Jahren

Die Regie in diesem Film führte Guillermo Del Toro, ein 42-jähriger mexikanischer Filmemacher (B+R+Co-Pr.), der zuletzt in Hollywood Genre-Filme wie "Hellboy" und "Blade II" (2004, 2002) schuf. In diesem als Co-Produktion Spanien, Mexiko, USA entstandenen, mit 6 "Oscar"-Nominierungen versehenen und für sieben Millionen Euro gedrehten Spannungsfilm vermischt er Fantasy- und Kriegsdrama-Motive.

Inhalt: Er erzählt vom schmutzigen, menschenverachtenden spanischen Faschismus im Jahr 1944, dem ein 12-jähriges Mädchen ihre märchenhaft-surreale "Auch-Nicht Ohne"-Traumwelt "entgegenhält", in der es nur so von bizarren Gestalten und furchteinflößend-exotischen Fabelwesen wimmelt. Während die sadistische Gewalt der Machthaber unbarmherzig-gnadenlos allgegenwärtig ist.

Fazit: Ein faszinierend-verstörender Film, der in Spanien mit sieben "Goyas" (= den einheimischen "Oscars") ausgezeichnet wurde und als packendes Horror-Polit-Märchen für Erwachsene auch bei uns bestens "nerven" sollte. Von den Darstellern kennen und schätzen wir auch hierzulande Franco-"General" Sergi Lopez ("Malen oder Lieben", "Schmutzige kleine Tricks").
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