Ein polynesisches Idyll von Reynaldo Hahn

"Insel der Träume"

Eine junge Frau aus Tahiti mit Blütenketten geschmückt und einem grünen Pareo um die Hüften geht durch seichtes Wasser.
Die jungen Frauen von Tahiti gelten bis heute als Schönheiten. © picture-alliance / dpa / Michael Serraillier
Moderation: Ulrike Klobes · 18.07.2020
Tahiti ist der Schauplatz von Reynaldo Hahns 1898 uraufgeführter Oper. Ein musikalischer Mix aus Fin de Siècle und Exotismus. Die Liebe zwischen einem europäischen Offizier und einer jungen Einheimischen endet tragisch: er muss zurück, sie bleibt, freiwillig.
Heute steht eine "Trauminsel" im Mittelpunkt, genauer gesagt Tahiti. Das ist der Schauplatz von Reynaldo Hahns Oper "L‘île du rêve". Die Oper ist eine wahre Rarität. Nach ihrer Premiere 1898 in Paris geriet dieses polynesische Idylle in drei Akten, wie sie im Untertitel heißt, die Liebesgeschichte zwischen einem französischen Soldaten und einer jungen Tahitianerin, fast vollkommen in Vergessenheit.

Entdeckt und neu verlegt

Vor Kurzem hat das in Venedig ansässige Zentrum für französische Musik der Romantik "Palazzetto Bru Zane" Hahns "Insel der Träume" wiederentdeckt und neu editiert. Diese Fassung wurde am 26. Januar dieses Jahres im Münchner Prinzregententheater aus der Taufe gehoben.

Exotische Wurzeln

Unter den französischen Komponisten des Fin de Siecle zählt Reynaldo Hahn hierzulande zu den weniger Bekannten. Geboren wurde er 1874 in Caracas als Sohn einer Venezolanerin und eines Hamburger Kaufmanns. Schon als Kind begann er zu komponieren.
Als die Familie von Venezuela nach Frankreich zog, wurde Hahn mit zehn Jahren Schüler von Jules Massenet am Pariser Konservatorium. Schon bald machte er sich vor allem mit seinen Liedern einen Namen in der Pariser Gesellschaft. Klare, expressive Melodien und eine transparente Klavier- bzw. Orchesterbegleitung wurden zu seinem Markenzeichen.
Ein Mann sitzt hinter einem großen Schreibtisch in einem aufwändig dekorierten Raum der Zeit.
Portraitfotographie des Komponisten de Raynaldo Hahn, um 1910 entstanden als Postkarte.© imago images / KHARBINE-TAPABOR
Überhaupt schrieb Hahn, der zeitlebens das Ideal der Schönheit in seiner Musik propagierte, am liebsten für die Stimme. So entstanden neben seinen Liedern sechs Opern und ab den 1920er Jahren auch einige Operetten. Aber auch der in Frankreich seit jeher recht stiefmütterlich behandelten Kammermusik lieferte er einige wichtige Beiträge.
Modernen Strömungen konnte er indes kaum etwas abgewöhnen. Das dürfte ein Grund sein, warum seine Musik nach Hahns Tod 1947 recht schnell in Vergessenheit geraten ist.

Lieder als Pendent

Da die "L'île du rêve" nur eine gute Stunde dauert, hören Sie im Anschluss noch eine Auswahl von Orchesterliedern von Reynaldo Hahn, Jules Massenet und Gabriel Fauré, die der Oper am 26. Januar im München vorangestellt waren. Ein Abend, der also ganz im Zeichen der französischen Spätromantik steht.
Aufzeichnung der Oper vom 26. Januar 2020 im Prinzregententheater München
Reynaldo Hahn
"L'île du rêve" (Insel der Träume), ein Polynesisches Idyll in drei Akten
Libretto: André Alexandre und Georges Hartmann

Mahénu – Hélène Guilmette, Sopran
Téria, eine Frau aus Tahiti/Faïmana, eine Adlige – Ludivine Gombert, Sopran
Oréna, eine Tahitianische Prinzessin – Anaïk Morel, Mezzosopran
Pierre Loti / Georges de Kerven, ein französischer Marineoffizier – Cyrille Dubois, Tenor
Tsen Lee, ein chinesischer Händler / ein Offizier – Artavazd Sargsyan, Tenor
Taïrapa, ein alter Tahitianischer Mann und Adoptivvater von Mahénu / Henri, ein Offizier – Thomas Dolié, Bariton

Le Concert Spirituel Chor
Münchner Rundfunkorchester
Leitung: Hervé Niquet

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