Ein Orfeo für das 21. Jahrhundert

28.09.2013
Es sei "ein Orfeo für das 21. Jahrhundert", so schwärmte ein Kritiker über die Aufnahme von Claudio Monteverdis Oper mit dem Ensemble La Venexiana unter dem Dirigenten Claudio Cavina. Und er stand nicht allein mit seiner Meinung. Die Begeisterung war allgemein, die Charakterisierungen allerdings denkbar unterschiedlich.
Von "Innigkeit" war ebenso die Rede wie von "Rohheit", einig waren sich alle Kritiker aber darin, dass diese "glutvoll mediterrane" Interpretation sich durch "mitreißende Vitalität" auszeichne und das Drama des Orpheus musikalisch mitreißend und psychologisch feinfühlig nachzeiche.

Claudio Monteverdis "Orfeo", im Jahr 1607 in Mantua erstmals aufgeführt, ist nicht die erste Oper der Musikgeschichte. Aber eine der frühesten erhaltenen – und bis heute die Inkarnation jener neuen Gattung, die in den folgenden Jahrhunderten die Musikfreunde emotional am stärksten fesseln sollte.

Die Geschichte des Sängers Orpheus, der mit seiner Kunst alle Welt betört und sogar die Götter des Hades erweicht, als er seine Geliebte Eurydike aus der Unterwelt zurückholen will und letztlich doch tragisch scheitert – diese Geschichte ist eine perfekte Parabel auf die Macht der Musik, aber ebenso auf die Macht der Liebe und die Vergeblichkeit menschlichen Strebens.

Claudio Monteverdi hat diese Tragödie in all ihren emotionalen Facetten in unmittelbar anrührende Musik gefasst. Seit mehr als 400 Jahren ist diese Oper eine Herausforderung und ein Probstein für alle Interpreten barocker Musik.

Mit seinem 1996 gegründeten Ensemble La Venexiana hat der italienische Dirigent und Countertenor Claudio Cavina sich schnell einen Namen als exzellenter Interpret der Musik aus Renaissance und Barock gemacht. Die Madrigale von Monteverdi, Rossi und Gesualdo gehören ebenso zu seinem Kernrepertoire wie die Opern jener Zeit.

Mit La Venexiana war er soeben auch beim Festival George Enescu in Bukarest zu Gast, wo unter anderem auch eine Aufführung von Monteverdis "Orfeo" unter seiner Leitung auf dem Programm stand. Leider konnte diese Aufführung letztlich nicht vom Rundfunk mitgeschnitten werden. Wir haben uns deshalb entschlossen, im Deutschlandradio Kultur die CD-Einspielung zu senden, die zumindest in der interpretatorischen Grundhaltung und der instrumentalen Besetzung mit der Aufführung in Bukarest identisch ist.


Claudio Monteverdi
"L’Orfeo"
Favola in musica in einem Prolog und fünf Akten
Libretto: Alessandro Striggio

La Musica/Euridice – Emanuela Galli, Sopran
Orfeo – Mirko Guadagnini, Tenor
Ninfa – Francesca Cassinari, Sopran
Messaggiera – Marina de Liso, Mezzosopran
Proserpina – Cristina Calzolari, Kontra-Alt
Speranza – José Maria lo Monaco, Countertenor
Apollo – Vincenzo di Donato, Tenor
Plutone – Matteo Bellotto, Bass
Caronte – Salvo Vitale, Bass
Pastori – Giovanni Caccamo, Makoto Sakurada, Claudio Cavina, Tony Corradini
La Venexiana
Leitung: Claudio Cavina

nach dem 2. Akt ca. 20:20 Uhr Pause mit Nachrichten