Ein Leben für die Kunst aus Afrika

13.06.2013
Als Psychoanalytiker behandelte er James Dean und Marlon Brando, als Kunstsammler trug Werner Muensterberger eine einmalige Kollektion afrikanischer Kunst zusammen. Jetzt hat ihm die Journalistin Lisa Zeitz eine berührende Biografie gewidmet.
"Das ist keine Sammlung. Das sind nur ein paar Sachen, die mir gefallen. Die Ästhetik ist wichtig."

Wenn ein leidenschaftlicher Sammler solche Sätze spricht, kann man das wohl Understatement nennen. Tatsächlich war die Kollektion, die Werner Muensterberger zeit seines Lebens zusammengetragen hatte, einmalig. Vor allem die afrikanische Kunst hatte es ihm angetan: Masken, Figuren, Fetische und Ritualgegenstände.

Wer seine New Yorker Wohnung betrat, tauchte daher in eine andere Sphäre ein, wie die Kunstjournalistin Lisa Zeitz berichtet. 2005 hatte sie Werner Muensterberger, der damals 92 Jahre alt war, erstmals besucht. Der 1913 in Hörde bei Dortmund geborene Kunstsammler und Psychoanalytiker hatte dabei so anschaulich aus seinem reichen und wechselvollen Leben erzählt, dass viele weitere Begegnungen folgten. Schließlich waren sie sogar Freunde geworden, die Journalistin und der alte Herr. Zwei Jahre nachdem Muensterberger in New York verstorben ist, legt Lisa Zeitz nun eine berührende Biografie dieses faszinierenden Mannes vor.

Chronologisch erzählend und auf Briefe, Fotos, Akten und Gespräche mit dem Porträtierten selbst und mit seinen Freunden und Bekannten gestützt, rekonstruiert Zeitz dieses "Jahrhundertleben", in dem sich eine ganze Epoche spiegelt.

Kindheit und Jugend erlebte Muensterberger in der Weimarer Republik. Nach dem Besuch der Odenwaldschule studierte er von 1934 an unter anderem Kunstgeschichte und Ethnologie in Berlin und unternahm erste Exkursionen nach Afrika. 1936 floh er als Jude vor den Nationalsozialisten nach Holland, wurde dort von einer Freundin versteckt und reiste 1947 schließlich in die USA aus, wo er ein erfolgreicher Psychoanalytiker wurde. So weit die Eckdaten.

Lisa Zeitz weiß sie an vielen Stellen mit Leben zu füllen, indem sie das Umfeld des Sammlers schildert und Exkursionen zu ihn prägenden Menschen unternimmt. Zu dem Psychoanalytiker Karl Landauer beispielsweise, der Muensterbergers Berufswunsch initiierte. Oder zu dem entfernten Verwandten Eduard von der Heydt, der eine der größten Sammlungen außereuropäischer Kunst hatte und bereits im achtjährigen Muensterberger die Sammelleidenschaft weckte. Auch machte der Graf ihn später mit vielen Persönlichkeiten auf seinem Gut am Monte Verità bekannt.

Zeitz erweist sich als famose Kennerin der Lebensthemen ihres Freundes. Sie schreibt luzide über die "primitive Kunst" und Muensterbergers Streifzüge durch Galerien, wo er kostbare Stücke für wenig Geld erwerben konnte. Und auch die goldenen Jahre der Psychoanalyse, die ihm in New York Klienten wie James Dean oder Marlon Brando bescherten, lässt Zeitz Revue passieren.

Mitunter allerdings hätte man sich eine größere Nähe zum Porträtierten gewünscht. Doch dieser war diskret. So muss die Autorin schließlich einsehen, "wie wenig ich von ihm wusste und wie viel er bei unseren Gesprächen für sich behalten hat".

Was er aber preisgab, hat die Autorin einfühlsam arrangiert. So konnte sie ihrem Freund ein schönes und würdiges Denkmal setzen.

Besprochen von Eva Hepper

Lisa Zeitz: Der Mann mit den Masken. Das Jahrhundertleben des Werner Muensterberger
Berlin Verlag, Berlin 2013
336 Seiten, 24,99 Euro