Ein Jahr #MeToo

Soziale Medien als Sprachrohr

Eine Frau hält sich einen Arm vor das Gesicht, auf dem mit roter Farbe geschrieben steht: MeToo
Weltweit wird das Thema sexuelle Belästigung und Machtmissbrauch diskutiert. © imago
Jenni Zylka im Gespräch mit Marcus Pindur  · 06.10.2018
Ein Jahr nach dem Start der MeToo-Kampagne zieht die Journalistin Jenni Zylka eine positive Bilanz. Sie glaubt an eine langfristige Veränderung in der Gesellschaft und einen Bewusstseinswandel.
Vor einem Jahr warfen Frauen dem Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein sexuellen Missbrauch vor. Seitdem ist aus dem Hashtag #MeToo eine weltweite Bewegung geworden, die rege Debatten ausgelöst hat. Für unseren Studiogast, die Journalistin Jenni Zylka, ist die #MeToo-Kampagne ein Meilenstein des Feminismus. Sie finde es extrem befriedigend und gut, was alles an positiven Dingen aus dieser breiten gesellschaftlichen Diskussion herausgekommen ist, sagte sie im Deutschlandfunk Kultur.
Die Journalistin Jenni Zylka
Die Journalistin Jenni Zylka© Deutschlandradio / Andreas Buron
"Vorher gab es sie auch schon, aber sie wurde in bestimmte Richtungen abgedrängt oder halt nicht so wahrgenommen", sagte Zylka über die schon länger laufende Diskussion zu sexuellen Übergriffen und Belästigungen. Das Bewusstsein habe bei den Menschen erst wachsen müssen. "Ich glaube, das hat diese Debatte auf jeden Fall geschafft." Die Journalistin benannte die eingerichtete Beschwerdestelle für sexuelle Übergriffe als Erfolg, aber auch die Verleihung des Friedensnobelpreis an zwei Aktivisten gegen sexuelle Gewalt, die sie in diesem Kontext sehe.

Soziale Medien machen Ausmaß sichtbar

Die sozialen Medien hätten es ermöglicht, dass jeder zu einem Sprachrohr werden konnte, sagte Zylka. Fast jede Frau habe schon Belästigungen erlebt. Aber vielen Männern sei bisher nicht ausreichend klar gewesen, welches Ausmaß das habe. "Das hat diese Debatte tatsächlich geändert."
Langfristig glaube sie, dass diese Debatte zu einer gesellschaftlichen Veränderung führe, sagte die Journalistin. "Jetzt nicht sofort, gesellschaftliche Prozesse brauchen immer unheimlich lang." Auf die Kritik der Philosophin Svenja Flaßpöhler, es handele sich um einen "Hashtag-Feminismus" entgegnete Zylka, das sei eine normale Pendelbewegung. Nach der großen Erregung gebe es eben auch Gegenstimmen. "Es wird sich irgendwann einpendeln", zeigte sie sich optimistisch.
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