Ein Dorf macht seine eigene Energie

Von Axel Flemming · 06.06.2011
Das kleine Dorf mit seinen 145 Einwohnern hat ein eigenes Stromnetz verlegt; in Deutschland bislang einmalig. Das kostete jeden Feldheimer 1500 Euro, aber das Geld ist gut angelegt: Der Vorschuss soll sich in knapp sieben Jahren amortisieren. Feldheim setzt auf einen Erneuerbaren-Energien-Mix.
Windanlagen mit einer Gesamtleistung von 74 Megawatt, ein Sonnenkraftwerk auf dem ehemaligen Militärgelände liefert jährlich knapp 2750 Megawattstunden und bei Flaute und fehlender Sonneneinstrahlung betreibt die Biogasanlage ein Blockheizkraftwerk.

Bürgermeister Knape: "Seit 29. Oktober letzten Jahres sind wir - quasi offiziell - dürfen wir das Ganze auch machen. Dass also noch kein Tag dabei war, wo wir im Dunkeln gesessen haben, und auch noch kein Tag dabei war, wo wir wirklich gefroren haben."

Die Biogasanlage hat die Agrargenossenschaft im Ort errichtet. Statt Öl und Erdgas sorgen nun die dorfeigenen Schweine und Felder für die notwendige Wärme. Wärme für die Einfamilienhäuser, den eigenen Betrieb und eine Solarfabrik, die Fotovoltaikanlagen baut. Windräder, die anderswo für Empörung sorgen, sind hier gern gesehen. Sie stehen rings um das Dorf. Eine Frau, die seit 1945 hier wohnt:

"Ja mich stören sie nicht, wir haben 42. Ja, warum sollen wir uns nicht freuen. Wir haben jetzt den Strom, ganz Feldheim, kriegen wir den Strom von hier und die Heizung haben wir auch. Und die Bauern, sind wir ehrlich, die den Acker haben, wo sie draufstehen, die kriegen ihr Geld. Die sind ja dafür, ne!"

Feldheim verzeichnet fast Vollbeschäftigung. Die Energiepreise liegen 10 – 20 Prozent unter dem billigsten Anbieter. Und, wichtig in diesen Zeiten der Diskussion um den Umbau der deutschen Energieversorgung: der Preis soll sich in den nächsten zehn Jahren nicht ändern.

Michael Knape: "Wir gehen nach wie vor ganz stolz davon aus, dass wir der einzige Ort sind, das einzige Dorf in Deutschland, was tatsächlich Strom und Wärme direkt aus regenerativen Energien eben stur Versorgung nutzt vor Ort. Wir haben also nicht nur die Bilanz autark, sondern wir nutzen wirklich den Strom und die Wärme, die vor Ort produziert wird, zur Versorgung unserer Bevölkerung und unserer Unternehmen vor Ort in diesem Ortsteil."

Feldheim gehört zu Treuenbrietzen. Der Bürgermeister überlegt schon, wie das Modell der Energie-Autarkie vom Dorf in die Stadt ausgeweitet werden kann.

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