"Effi Briest"

11.02.2009
Julia Jentsch spielt die selbstbewusste junge Frau Effi Briest, die ihren Gefühlen folgt und durch die Machtspiele der Männer gebrochen wird. Sebastian Koch gibt ihren strengen Ehemann Instetten. Fontane hatte seinen berühmten Roman einst nach einer wahren Begebenheit geschrieben.
Auch wenn Hermine Huntgeburths "Effi Briest" wie "Die Buddenbrooks" mit einer Ballszene beginnt, ist diese Klassikerverfilmung kein Kostümfilm. Die Kamera ist immer in Bewegung, die dichte Tonspur und die vielen Außenaufnahmen schaffen eine Lebendigkeit, die durch Julia Jentschs gradlinig durchsichtiges Spiel noch verstärkt wird.

Hier flirren vor einem zauberhaften Licht wirklich Staubkörner durch Kirchen und die Stuben, die weißen Dünen werden am Ende immer mehr zur Wüste, das wilde Sonnenkind Effi zur Gefangenen in einem Kerker. Effi ist eine selbstbewusste und durchaus standesbewusste junge Frau, die ihren Gefühlen folgt und so durch die Machtspiele der Männer gebrochen wird.

In dieser Interpretation bewegt sie sich allerdings am Ende wie in einem Triumphmarsch (die Assoziation entsteht auch durch den aufdringlichen Soundteppich) aus dem Film. Damit ist sie im Geiste näher an dem realen Vorbild der Elisabeth von Plotho (Großmutter des Physikers Manfred von Ardenne) als an Fontane, der die Tragödie dieser Frau einst als Inspiration für seine Erzählung über die Doppelmoral seiner Zeit nahm.

Das ist mutig und irritierend, denn in diesem Kontext erscheinen Fontanes poetische Geisterbeschwörungen in Instettens Haus, die Effis Disziplinierung dienen sollen, oder das schon im Roman als barbarisch diskreditierte Ehren-Duell nicht mehr sinnvoll.

Dafür ist der Film keine Minute langweilig, auch wenn Sebastian Koch mit seiner hehren Männlichkeit und auftrumpfenden Pragmatik - äußerlich modern - die am wenigsten interessante Figur im Film ist, der ansonsten auch von den hervorragend besetzten Nebenrollen lebt.

Filmhomepage "Effi Briest"