"Effet Miroir" - das neue Album von Zaz

"Wir dürfen uns glücklich schätzen, dass wir leben"

Die französische Singer-Songwriterin Isabelle Geffroy alias ZAZ, live beim Blue Balls Festival
Isabelle Geffroy alias ZAZ fasste Eindrücke von einem Trip nach Lappland in einem Lied zusammen. © picture alliance/ imageBROKER / Oliver Gutfleisch
Von Christiane Rebmann · 16.11.2018
Nach ihrem Ausflug in den traditionellen Chanson meldet sich die französische Musikerin Zaz mit einem neuen Album zurück: Auf „Effet Miroir“ verarbeitet sie ihre Reise nach Kuba und Lettland, das Ende einer lange Beziehung und einen Terroranschlag.
Auf ihrem neuen Album "Effet Miroir" präsentiert sich die französische Musikerin Zaz experimentierfreudiger als früher. So überrascht sie unter anderem mit lateinamerikanischen oder rockigen Elementen und sogar härteren Gitarrensounds.
"Ich hatte Lust auf einen groovigen Sound. Ich hatte Lust auf elektrische Gitarren, weil man die nicht mehr so oft hört. Wir haben sehr am Sound gearbeitet, damit er organisch klingt und ungewöhnlich."
Unter den rockigeren Songs finden sich allerdings auch die belanglosesten in der Sammlung. Ansonsten sagt es der Titel "Effet Miroir" schon: Die 38-Jährige, die sonst in der Öffentlichkeit sehr vorsichtig mit Details über ihr Privatleben umgeht, gibt diesmal mehr von sich preis. Das wehmütige "Résigne Moi" zum Beispiel scheint von den Erfahrungen einer Therapie geprägt, in der sie eine Trennung verarbeitete, die ein Jahr zurück liegt.

Malen, reisen, komponieren

"Ich arbeite ja seit Jahren daran, mich selbst nicht zu vergessen, nicht einmal wegen der Liebe. Ich habe beschlossen: Wenn es mir in einer Beziehung nicht gut geht, dann ergibt sie keinen Sinn mehr für mich. Es kann deshalb vorkommen, dass ich mich aus einer Beziehung verabschieden muss. Aber von der intellektuellen Einsicht bis zur Umsetzung ist es ein weiter Weg. Es fiel mir schwer, das umzusetzen, was ich als richtig erkannt habe. Aber es war gut."
Vor den Aufnahmen schob Zaz eine Auszeit ein. Sie malte und reiste viel. So entstand die Cumbia Nummer "Qué Vendrà" auf Kuba. In der Erinnerung an ihre Zeit dort neigt sie zum Romantisieren.
"Die Menschen dort sind so authentisch. Sie sehen dir alle direkt in die Augen. Sie sprechen wirklich mit dir. Sie sind sehr emotional. Das Internet regiert noch nicht alles. Die Menschen daddeln nicht 24 Stunden am Tag auf ihren Smartphones herum. Sie leben noch richtig. Sie wirken glücklich, obwohl sie nichts haben. Ihnen fehlen zum Beispiel Medikamente. Wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich welche mitgebracht. Sie haben viele Ärzte, aber keine Medikamente. Es fehlt an allem, an Milch, an Butter. Der Mangel macht sie sehr kreativ. Und dann die Musik, die ist wirklich genial. Ich habe Kuba geliebt."

Ihre Eindrücke von einem Trip nach Lappland fasste sie im Lied "Laponie" zusammen.

"Ich kam in Lappland an und war sofort fasziniert von dem Licht dort. Die Farben ändern sich dauernd. Das hat etwas Magisches. Es gibt dort kaum Tageslicht. Deshalb hast du immer das Gefühl, dass entweder Abend oder Morgen ist. Die Landschaft bekommt in diesem Licht etwas Plastisches, Sinnliches."

"Ich werde alles tun, um glücklich zu sein"

Im lebensbejahend straffen "On s’en remet jamais" gedenkt sie der Menschen, die vor drei Jahren beim Attentat auf die Pariser Musikhalle Bataclan ums Leben kamen.
"Das war mein Viertel. Damals hat jeder jemanden verloren, der ihm nahe stand. Das gab uns auch gleichzeitig das Gefühl, miteinander verbunden zu sein. Egal, ob wir unser Kind, einen Elternteil, den Partner oder einen Freund verloren haben. Ich denke, dieses Lied kann all diesen Menschen gut tun. Weil es einen sehr dynamischen Rhythmus hat. Er vermittelt einem das Gefühl, dass das Leben irgendwie weitergeht. Dass man akzeptieren muss, dass solche Dinge geschehen. Und wenn es dir gelingt, darin etwas Positives zu sehen, kannst du gestärkt aus dieser Erfahrung hervorgehen. Nach dem Tod meines Freundes habe ich gesagt: Ich werde alles tun, um glücklich zu sein. Alles andere hilft auch nicht weiter. Wir dürfen uns glücklich schätzen, dass wir leben. Es kann sehr schnell zu Ende sein."
Zaz‘ Zukunft liegt sicher in der Vielfalt. Das beweist ihr neues Album. Es zeigt auch, dass sich ihre Stimme in vielen Genres gut macht – und dabei immer einen hohen Erkennungswert hat.
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