Eagles of Death Metal in Paris

Ein Konzert als Heilung

Die Eagles of Death Metal in Paris
Die Eagles of Death Metal in Paris © dpa / picture alliance / Jean Nicholas Guillo
Von Martina Zimmermann · 17.02.2016
Die Rock-Band Eagles of Death Metal spielte nun in Paris das Konzert "zu Ende", das am 13. November 2015 im Musikclub Bataclan in einem Massaker mit 90 Toten geendet hatte. Alle Überlebenden des Anschlags waren eingeladen.
Zu Beginn ein Lied von Jacques Dutronc "Paris s'éveille", zu Deutsch "Paris erwacht". Die Musiker kommen auf die Bühne, und schon findet die erste Standing Ovation statt. Auch die Leute auf den Sitzplätzen stehen auf – und bleiben das ganze Konzert lang stehen. Sie klatschen, hüpfen, tanzen wie die 30-jährige Marion, die im Bataclan dabei war, wo die Terroristen die Show unterbrachen.
Sie wolle das Konzert von damals zu Ende sehen und von ihrer Angst, auf ein Konzert zu gehen, geheilt werden. Die junge Frau denkt auch an die, die nicht mehr da sind, und an deren Angehörige.
Gleich den ersten Song unterbricht die Band mit einer Gedenkminute für die Opfer der Terroranschläge. Immer wieder erklärt Frontmann Jesse Hughes wie sehr er das Pariser Publikum liebt. Die Eagles of Death Metal rocken, was Gitarren und Schlagzeug hergeben: Wilde Gitarrenriffs und ein schnell hämmernder Rhythmus gleich auf zwei Schlagzeugen.
Vor dem Song "I love you all the time" trinkt Jesse Hughes auf das Wohl all derer, die an diesem Abend nicht dabei sein können. Dazu meint Valentin, einer der Überlebenden des Bataclan, er habe überlebt und könne feiern. Egal, was Terroristen tun, wir werden immer feiern und sagen: Wir sind frei, wir machen was uns gefällt.
Unter den 2800 Personen im ausverkauften und tobenden Saal sollen 900 Überlebende des Konzerts im Bataclan sein. Diese sind von der Band eingeladen. Die anderen haben 35 bis 45 Euro bezahlt.
Gespräch mit Martina Zimmermann nach dem Konzert in der Sendung Fazit, 16.2.2016, 23:16 Uhr:
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Strengste Sicherheitsvorkehrungen

Alle Konzertbesucher haben sich strengsten Sicherheitsvorkehrungen unterzogen: Polizisten prüften am Eingang Ticket und Ausweis, kontrollierten Taschen und schauten unter Mäntel. Das passierte auch bei den weiteren drei Kontrollen, bei denen zudem ein Metalldetektor im Einsatz war und jeder einzeln abgetastet wurde.
Das enorme Polizeiaufgebot sei wichtig und gebe denen ein Gefühl der Sicherheit die beim Konzert im Bataclan nur zwei Türsteher gesehen haben, meint Regisseurin Dany. Sie kam vors Olympia, aber ihr steckt der Schock vom 13. November noch zu sehr in den Knochen. Sie konnte sich in einem Elektroraum verstecken und blieb mit anderen in diesem kleinen Raum, während die Terroristen vor der Tür waren und zweieinhalb Stunden lang mit Polizei und Regierung verhandelten, erzählt Dany. Sie beschreibt den heftigen Stress, alle dachten, sie würden sterben, zuerst während der Schießerei, dann weil die Terroristen vor der Tür waren und dann haben sie sich da in die Luft gesprengt.
In das Konzert ins Olympia traut sich die junge Frau nicht. Außerdem habe sie inzwischen entdeckt, wer diese Musiker wirklich sind. Sie ist nicht damit einverstanden, wenn der Sänger sagt, dass jeder Waffen tragen soll. Dann bringe er auch noch die Religion hinein, von wegen Gott habe ihn gesandt zum Konzert. Diese Botschaft verstehe sie nicht, und schon gleich gar nicht bei einer Band mit diesem Namen.

Zugabe mit blau-weiß-roter Gitarre

Im Innern des Olympia zertrümmert Sänger Hughes seine weiße Gitarre in tausend Scherben. Zur Zugabe erscheint er dann mit einer blau-weiß-roten Gitarre – den Farben der französischen Trikolore. Das bewegt Antoine, der sich auf Krücken stützt, sein Bein ist noch vergipst. Er fühle etwas Starkes, Liebe, wie er sie am 13. November nicht fühlte. Das Konzert habe ihn nicht geheilt, aber es sei ein erster Schritt zur Heilung.
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