Bei Sendung Mord

Die Jagd auf Radiomoderatoren in Brasilien

Im Sonnenuntergang hält ein Mann die Flagge von Brasilien.
38 Journalisten sind in den vergangenen 15 Jahren in Brasilien ermordet worden. © picture alliance / dpa / Antonio Lacerda
Von Grit Eggerichs · 03.06.2016
6. August 2015: Gleydson Carvalho, Amigão genannt, Moderator einer Sendung bei Rádio Liberdade FM, hat gerade einen Beitrag abgefahren, als zwei Männer ins Studio kommen und drei Schüsse auf ihn abfeuern. Amigão stirbt noch auf dem Weg ins Krankenhaus.
In den vergangenen 15 Jahren sind 38 Journalisten in Brasilien ermordet worden. Bei allen Morden vermutet der brasilianische Berufsverband Fenaj politische Motive. Auf den ersten Blick wirkt diese These stimmig. Denn das Basishandwerk politischer Journalisten besteht häufig in "denúncia" - im Entlarven von Korruption oder Hinterziehung öffentlicher Gelder.
Auf den zweiten Blick ist diese Form von Enthüllungsjournalismus selbst häufig interessengeleitet. Denn kaum ein Medium in Brasilien kann unabhängig von den Geldern der politischen Eliten bestehen. Viele Journalisten handeln im mehr oder weniger gut vertuschten Auftrag der Besitzer des Internetportals, des Radiosenders oder der Zeitung, für die sie arbeiten. Korruptionsvorwürfe dienen häufig einzig und allein der Demontage der Opposition. Die Recherche führt in die brasilianische Provinz, in der sich die große politische Krise Brasiliens auf Lokalebene abspielt.
Produktion: DLF 2016