Düsteres Fantasy-Epos und Blicke in den Hinterhof einer Supermacht

Vorgestellt von Hannelore Heider · 30.07.2008
Auch im zweiten Teil der "Chroniken von Narnia" haben die an "Harry Potter" und "Herr der Ringe" geschulten Trickspezialisten ganze Arbeit geleistet, um die düstere Geschichte um blutige Schlachten im Phantasiereich Narnia auf die Leinwand zu bringen. Nicht ganz kindgerechte Action mit zweifelhaftem pädagogischen Wert. "Jeder siebte Mensch" porträtiert Bauern und Wanderarbeiter in drei verschiedenen Regionen Chinas, wo mit mehr als 800 Millionen Menschen jeder siebte Mensch der Welt lebt.
"Die Chroniken von Narnia - Prinz Kaspian von Narnia"
USA 2008. Regie: Andrew Adamson. Darsteller: Ben Barnes, William Moseley, Georgie Henley. 144 Minuten. Ab zwölf Jahre

Nach dem "König von Narnia" ist "Prinz Kaspian von Narnia" die Verfilmung des zweiten Romans der Fantasy-Reihe von C.S. Lewis. Wieder liegt sie in den Händen von Regisseur Andrew Adamson, der sich weitgehend an die romantische, düstere, von Gewalt und christlicher Moral gezeichnete literarischen Vorlage hält. Was dem Film auch die Altersfreigabe erst ab zwölf Jahren einbringt, sicher nicht verkaufsfördernd für ein Fantasy-Spektakel, in dem kindliche Helden die Story vorantreiben, aber gerechtfertigt.

Denn ähnlich wie bei seinem Zeitgenossen John Ronald Reuel Tolkien und dessen "Herr der Ringe Epos" ist der Zeitgeist der Vorlage für heutige Erziehungsziele politisch völlig unkorrekt: Auch wenn mit der roten Farbe für Blut wahrlich gespart wurde, ziehen die vier kindlichen Helden in einer imposanten digitalen Effektshow mehrfach in die Schlacht, wobei sie phantasievoll animierte Tiere (ein sprechender Marder und die mutige Musketier-Maus) und mythische Kreaturen, wie Zentauren, aus der Wunderwelt von Narnia an ihrer Seite haben.

Worum geht es? Die vier Pevensie-Geschwister haben in London in ein ganz normales Schuljahr absolviert, als sie die Hornfanfare von Prinz Kaspian in ihr ehemaliges Königreich zurückruft. Dort angekommen, müssen sie sich erst orientieren, denn in Narnia steht die Zeitrechnung auf 1300. Während ihrer Abwesenheit haben die fremden Telmarer das Land okkupiert und verwildern lassen. Es gibt keine sprechenden Tiere und keine verzauberten Bäume mehr, Löwenkönig Aslan ist verschwunden. Doch noch ist die Magie da, die vier Königskinder müssen nur dem rechtmäßigen Prinzen wieder auf seinen Thron verhelfen.

Die Trickspezialisten von "Harry Potter" und "Herr der Ringe" haben sich für diesen "Nachfolger" zusammengetan und ein temporeiches, actiongeladenes Spektakel zustande gebracht, dass im Unterhaltungswert deutlich über dem betulicheren ersten "König von Narnia" liegt. Trotzdem ist diese Fantasy-Geschichte nicht zeitlos, wie es die Werbung verspricht, sondern deutlich in ihrer Entstehungszeit in den 50er Jahren verhaftet. Unkritisch sollten Eltern damit also nicht umgehen, die Altersfreigabe ab zwölf Jahren besteht zu Recht!


"Jeder siebte Mensch"
Österreich/Luxemburg 2006. Regie, Drehbuch: Elke Groen, Ina Ivanceanu. 75 Minuten

<im_45767>"Jeder siebte Mensch" (NUR IM ZUSAMMENHANG MIT DEM FILMSTART)</im_45767>Dieser Dokumentarfilm der Wiener Dokumentaristin Elke Groen und der freiberuflichen Wissenschaftlerin und Journalistin Ina Ivanceanu wurde zwischen 2002 und 2005 in drei sehr unterschiedlichen Dörfern in China gedreht, wo mit mehr als 800 Millionen Menschen nicht nur über die Hälfte der Chinesen, sondern jeder siebte Mensch der Welt lebt.

Wie sieht die Landschaft aus, wie leben die Bauern und Bäuerinnen, was wird angebaut, was wird verkauft, wem gehört der Boden? Die Zahlen sprechen dafür, dass uns das interessieren sollte und die Beteuerungen der Filmemacherinnen, ohne jede Zensur gearbeitet zu haben, erst recht.

Also kein großes ZDF/BBC-Team mit chinesischen Betreuern, sondern eine Art Feldversuch, was man dem Film auch ansieht. Alltag wird beobachtet, ruhig, in langen Einstellungen, in Interviews erfragt und durch die "Selbstbildnisse" der Chinesen ergänzt, die immer wieder selbst die Kamera führen durften.

Auf Kommentierungen, auf Einordnungen in Zusammenhänge verzichten die Dokumentaristinnen, die notwendigen Information über die Dörfer werden als Text vorangestellt.

So reisen wir in das staubige, sehr mitteleuropäisch anmutende Beisusza, nur 400 Kilometer südlich von Bejing entfernt, wo sich die Volkskommune nahezu vollständig erhalten hat und das Leben geordnet, aber auch streng reglementiert abläuft.

Zweite Station ist das malerische San Yuan am Fuße des Himalaya, wo eine nationale Minderheit wieder ihre Wassergötter anbeten darf und auf Touristenströme wartet.

Ins dritte Dorf - Jianggjazhai in Zentralchina - ist die Marktwirtschaft eingezogen mit skurrilen Konsequenzen und bitterer Armut. Fast 200 Millionen chinesische Bauern ziehen als Wanderarbeiter durchs Land oder verdingen sich neben der Feldarbeit noch in Fabriken.