Dübensammlung von 1700

Der klingende Dachbodenfund

Ein historisches Buch liegt auf einer Truhe auf einem alten Dachboden.
Musikdrucke und Handschriften hatte Carl Stiehl gefunden. © imago images / Stefan Hässler
Moderation: Bernd Heyder · 21.04.2020
1888 macht der Musikforscher Carl Stiehl den Fund seines Lebens: Auf dem Dachboden der Universitätsbibliothek Uppsala liegen 30.000 vergessene Notenhandschriften - die Dübensammlung. Nun ist sie digitalisiert. Das DübenConsort stellt einige Werke vor.
Die Dübensammlung zählt mit 2300 Werken von über 300 Komponisten, insgesamt 30.000 handschriftlichen Seiten und 50 Drucken zu den bedeutendsten Originalquellen für Musikwerke des 17. Jahrhunderts. Den Inhalt der Kollektion trugen zwischen 1640 und 1720 Gustav Düben und sein Sohn zusammen. Nachdem dieser Musikschatz der Universitätsbibliothek Uppsala übergeben worden war, geriet er in Vergessenheit und lag seitdem auf dem Dachboden.

Musikfund in dunkler Ecke

Erst 1888 kam mit dem Lübecker Musiker und Forscher Carl Stiehl wieder ein Mensch auf den Dachboden und entdeckte schließlich zufällig den Musikschatz. Inzwischen ist er sogar digital gehoben, denn die einmalige Kollektion wurde von Kerala J. Snyder und Erik Kjellberg gescannt. 2006 wurde die Datenbank der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt - eine im wahrsten Sinne des Wortes "unerhörte" Fundgrube für Fachleute der Alte-Musik-Szene.
Zu diesem Kreis gehört auch das Kirchheimer DübenConsort, das aus hochspezialisierten Musikerinnen und Musikern für dieses frühe Repertoire besteht. Fast alle Ensemblemitglieder haben ihre Ausbildung an der berühmten Kaderschmiede für Alte Musik, der Schola Cantorum Basiliensis, erhalten.

Historische Frequenzunterschiede

Das DübenConsort hatt sich nun auf die Suche nach ausgewählten Inhalten der namensgebenden Sammlung gemacht. Wichtiger Bestandteil der Dübensammlung sind Werke für vokale Bass-Stimme und Instrumente mit typischer Consortbesetzung: In diesem Fall besteht sie aus zwei Violinen, zwei Violen da Gamba, jeweils einem Violone und Dulzian, einer Theorbe und Orgel.
Dabei musiziert das DübenConsort in jener deutlich höheren Stimmung, die im 17. Jahrhundert relativ weit verbreitet war: 465 Herz - heute sind es 440 Herz. Diese höhere Stimmung könnte man als eher unwichtiges Detail ansehen, aber sie verleiht der Musik einen besonderen, deutlich helleren und schillernderen Farbton.
Aufzeichnung des Konzerts vom 1. März 2020 in der Evangelischen Kirche, Kirchheim
David Pohle
Sonata à 5 in C
Crato Bütner
Battaglia spiritualis "Heut triumphieret Gottes Sohn"
Anonymus
Canzon à 3 in G
Samuel Capricornus
"Salvum me fac Deus quoniam intraverunt"
Anonymus
Sonata à 5 in G
Samuel Capricornus
"Gaudens gaudebo in Domino"
Johann Michael Nicolai
Sonata à 2 in g
Johann Krieger
"Dominus illuminatio mea"
Sebastian Knüpfer
Suite in d
Heinrich Schütz
"Herr, nun lässest du deinen Diener"
David Pohle
Sonata a 5 in g
Carlo Pallavicino
"Laetatus sum"

DübenConsort:
Dominik Wörner, Bass
Katharina Heutjer, Johannes Frisch, Violinen
Frauke Hess, Juliane Laake, Gamben
Matthias Müller-Mohr, Violone
Julian Behr, Laute
Adrian Rovatkay, Dulzian
Jörg-Andreas Bötticher, Orgel & Leitung

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