DSO Berlin mit Vilde Frang und Ludovic Morlot

Wie eine Umarmung

Die Geigerin Vilde Frang
Die Geigerin Vilde Frang © Marco Borggreve/DSO Berlin
28.02.2016
Ein frisch gekürter Grammy-Preisträger ist für den erkrankten designierten Chefdirigenten eingesprungen - Ludovic Morlot, einstiger Debütant im Deutschlandradio Kultur, kehrt zum DSO Berlin zurück, erstmals zu Gast außerdem die norwegische Geigerin Vilde Frang.
Die Spannung war riesig. Im Herbst 2015 wurde der Dirigent Robin Ticciati zum neuen Chefdirigenten des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin gewählt. Jetzt sollte es das erste Wiedersehen und -hören mit dem designierten Leiter geben. Doch Ticciati musste sein Konzert wegen eines Bandscheiben-Vorfalls absagen. Eingesprungen ist Ludovic Morlot, Musikdirektor des Seattle Symphony Orchestra. Das Programm bleibt unverändert.
Der Dirigent Ludovic Morlot
Der Dirigent Ludovic Morlot© Sussie Ahlburg/DSO Berlin
Eine „Studie über die Leichtigkeit“ hat Jörg Widmann sein Orchesterstück „Armonica“ aus dem Jahr 2006 einmal genannt. Und von den Sphärenharmonien der Glasharmonika – die schon Wolfgang Amadeus Mozart faszinierte – ist das Werk denn auch unüberhörbar geprägt. Aus dem Nichts entstehen schillernde Akkorde und Klangflächen, die sich langsam aufbauen und dann wieder sanft entschwinden.
Auf dieses durchaus romantisch zu nennende Werk folgt eines der schönsten und wichtigsten romantischen Violinkonzerte – obwohl zu der Zeit, als Erich Wolfgang Korngold sein Werk komponierte, Mitte der 1940er-Jahre, die Romantik als künstlerische Epoche längst vorbei war. Korngold schrieb sein Violinkonzert in Amerika, wo er als Filmmusikkomponist höchst erfolgreich war. Aber in diesem Werk lässt er seiner Sehnsucht nach der Heimat, nach Wien und seiner großen Musiktradition, freien Lauf.
Die Solistin in Korngolds Violinkonzert ist Vilde Frang, 1986 geboren und eine der herausragendsten Geigerinnen weltweit. Sie gibt mit diesem Konzert ihr Debüt beim Deutschen Symphonie-Orchester Berlin.
Es sei „das beglückendste Werk“, das sie je gespielt habe – so schwärmte Vilde Frang im Deutschlandradio Kultur über Korngolds Konzert. „Dieses Stück liebt dich. Es liebt dich als Interpreten und als Zuhörer. Es ist so zugewandt. Der Beginn ist wie eine Umarmung. Und dann öffnen sich die Schwingen und man fliegt einfach los."
Im zweiten Teil des Konzerts stehen dann zwei bedeutende Werke des französischen Fin de Siècle auf dem Programm. Mit den „Valses nobles et sentimentales“ erweist Maurice Ravel der versunkenen Welt des (Wiener) Walzers seine Reverenz, in der melancholischen Retrospektive durchaus vergleichbar mit Korngold und doch letztlich wesentlich distanzierter. Und am Ende steht das ikonische Werk des musikalischen Impressionismus schlechthin: Claude Debussys drei symphonische Skizzen „La Mer“. Kein naturalistisches Seebild, keine Malerei „nach der Natur“, sondern die musikalische Übersetzung einer überwältigenden klanglichen Fantasie.
Live aus der Philharmonie Berlin
Jörg Widmann
"Armonica" für Orchester
Erich Wolfgang Korngold
Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 35
ca. 20.50 Uhr Konzertpause
Maurice Ravel
"Valses nobles et sentimentales" für Orchester
Claude Debussy
"La Mer" Drei sinfonische Skizzen für Orchester
Vilde Frang, Violine
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Leitung: Ludovic Morlot
Surround Sound - Dolby Digital 5.1