Drohnen-Einsatz für zivile Zwecke

Fliegende Roboter

Drohne der Berliner Polizei bei einer Pressevorführung, Juni 2014
Drohne der Berliner Polizei bei einer Pressevorführung, Juni 2014 © picture alliance / dpa
Von Anke Petermann · 22.07.2014
Unbemanntes Flugobjekt - das klingt weit weniger martialisch als Drohne. Einer der weltweiten Pionier-Hersteller sitzt in Kassel und heißt Aibotix. Kunde ist unter anderem die Netztochter des Energieriesen RWE. Sie nutzt die mit Kameras bestückten Multikopter aus Nordhessen, um Hochspannungsleitungen zu überprüfen. Das erspart teure Hubschrauber-Einsätze.
Ein wenig nach Heimwerker-Keller sieht es in der Drohnen-Montage aus. Vier Männer bestücken hier die 40 Zentimeter hohen Metall-Gestelle mit Sensoren und Rotoren. Sechs Rotoren, präzisiert Geschäftsführer Jörg Lamprecht.
"Das ist stabiler in der Luft zum einen. Zum anderen aber kann ein Motor mal ausfallen, und das kann sich stabilisieren."
In der Mitte des Raums steht ein Regal mit den Carbon-Rahmen, die in der Nachbar-Werkstatt gefräst werden. Runde Schweizer Käse-Scheiben sozusagen, in deren Löcher die Monteure die Rotoren einpassen,
"damit man in der Nähe von Menschen fliegen könnte, ohne dass man die verletzt. Oder auch damit man in der Nähe von Gebäuden fliegen kann und der Wind treibt einen mal an das Gebäude ran, und trotzdem störe ich mich nicht an dem kleinen Anrempler und kann weiter fliegen, weil der Rahmen diese ganze Kollision schon wegsteckt. Das ist ein Carbon-Rahmen, der ist sehr leicht, aus einem sehr festen Material, ähnlich wie ein Formel-1-Rennwagen. Damit kann ich wirklich sehr nah an Objekte ranfliegen und könnte die auch ein bisschen touchieren, ohne dass es das Flugverhalten des Kopters stört."
Nah ran fliegt ein Kasseler "Aibot" zum Beispiel an die vielbefahrene Hamburger Köhlbrandbrücke, mit 3,6 Kilometern die zweitlängste in Deutschland.
"Das Schöne an der Drohne ist ja: Sie ist relativ klein und kann fliegen, während der Verkehr rollt. Und die Köhlbrandbrücke wurde von uns jetzt nicht vermessen, sondern einfach inspiziert, mit dem Vorteil: Wir können auch in den Pylonen fliegen, also da, wo Menschen nur mit viel Aufwand hinkommen oder es einfach gefährlich wäre. Der Kunde ist die HPA, die Hamburg Port Authoritiy, die das zum Zweck der Inspektion ausführt."
Mit hochauflösenden Spezialkameras können Drohnen auch Schwachstellen von Pipelines, Bahntrassen und Windrädern aufspüren.
Gefördert vom Bundesforschungsministerium beteiligt sich Aibotix gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut, der Uni Kassel und der Volkswagen AG am sogenannten Robotair-Projekt, erzählt Unternehmensgründer Lamprecht.
Ein filigranes Handwerk
"In großen Produktionshallen wird viel mit Druckluft gearbeitet. Ein Leck in einer Druckluftleitung kostet sehr viel Geld und ist schwer zu detektieren. Auch da helfen die Drohnen nachts die Hallen zu befliegen und können sehr nah an die Druckluftleitungen fliegen und dann mit Richtmikrofonen potentielle Störfrequenzen zu entnehmen, um daraus zu schließen, wo sind eventuelle Druckluft-Löcher, was sehr viel Geld und Energie spart."
Mit 200 Exemplaren im Jahr hat Aibotix die Serienproduktion noch nicht erreicht. So sind es nach wie vor Einzelstücke, die hier hergestellt werden. Ein filigranes Handwerk, betont der Mechatroniker Kevin Döring. Getestet werden sie auf einem Freigelände hinterm Haus.
Budnik hat sich die Fernsteuerung um den Hals gehängt. Kevin Döring stellt den Kopter auf den Boden. Pause.
"Wir warten auf GPS-Fix, dass der Kopter genug GPS-Satelliten findet, um seine Position genau bestimmen zu können. Jetzt können wir loslegen, 'n Schritt zurückgehen."
Es klingt, als werde ein Hornissenschwarm freigelassen, aber es ist nur das grüne Ufo, das sich da einen Meter vom Asphalt hebt. Steuerung funktioniert, Flugverhalten stabil. Kevin Döring ist zufrieden.
"Ja, für gut befunden."
Ein längerer Flug auf einem Testgelände folgt, bevor der sogenannte Aibot verkauft wird. Jetzt kann die Drohne nach Kundenwunsch ausgestattet werden. Zum Beispiel mit Vermessungskameras, die Steinbrüche und Bergbau-Minen, aber auch Weltkulturerbe vermessen können: die kunstvoll mit Mosaiken verzierte Unibibliothek von Mexico-Stadt zum Beispiel.
Die Ausfuhr allerdings muss beantragt, der Endkunde benannt werden, denn Drohnen zählen zu den sogenannten "Dual-Use-Gütern", die zivil und militärisch eingesetzt werden können. Sie unterliegen deshalb einer amtlichen Exportbeschränkung.