Dreiergipfel in Ventotene

"Europa bleibt ein Ideal"

Francois Hollande, Matteo Renzi und Angela Merkel auf dem Flugzeugträger Garibaldi vor der Insel Ventotene
Francois Hollande, Matteo Renzi und Angela Merkel auf dem Flugzeugträger Garibaldi vor der Insel Ventotene © dpa/picture alliance/ANSA/Cesare Abbate
Von Tassilo Forchheimer · 23.08.2016
Man traf sich an einem Ort mit Symbolcharakter: Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi hatte Bundeskanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident Hollande auf die Insel Ventotene eingeladen. Hier war Altiero Spinelli interniert, einer der ideellen Gründerväter der Europäischen Union. Dort ging es um nichts weniger als die Erneuerung der europäischen Idee.
Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident François Hollande wurden von Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi in Neapel mit militärischen Ehren empfangen. Danach flogen die drei per Hubschrauber auf die kleine Insel Ventotene, vor der Bucht von Gaeta gelegen.
Auf der Insel waren während des Faschismus politische Häftlinge interniert, unter ihnen Altiero Spinelli, einer der ideellen Gründerväter der Europäischen Union. 1941 entwarf er gemeinsam mit anderen Gefangenen die Vision eines freien und geeinten Europas. Eine Vision, die nach Ansicht der drei Politiker nichts von ihrer Attraktivität verloren hat, Frankreichs Präsident Hollande meinte, Europa bleibe ein Ideal.
Wer meine, der Union den Rücken zukehren zu müssen, tue seinem Land keinen Gefallen, so Hollande weiter. Nach einem Besuch am bescheiden Grab von Altiero Spinelli waren die Staats- und Regierungschef auf das vor Ventotene liegende Militär-Schiff "Giuseppe Garibaldi" geflogen, seit Juni Flaggschiff der europäischen Sophia-Mission zur Schlepper-Bekämpfung im Mittelmeer.

"Europa ist die größte Chance der neuen Generationen"

Herausforderungen wie die großen Migrationsbewegungen, könnten nur gemeinsam gelöst werden, sagte Ministerpräsident Renzi.
Renzi: "Wir glauben, dass Europa die Lösung für die schweren Probleme unserer Zeit sein kann. Für viele, für die Populisten, ist Europa der Ursprung alles Schlechten. Das ist nicht so. Was wir von hieraus sagen wollen, ist, dass Europa die größte Chance der neuen Generationen ist."
Ganz ähnlich die deutsche Kanzlerin. Das vereinte Europa sei in finsteren Zeiten geboren, nun gehe es darum, europäische Werte zu leben und sich gleichzeitig gemeinsam den aktuellen Herausforderungen zu stellen, zum Beispiel bei der Grenzsicherung und der Terrorbekämpfung.
Den Wunsch von Gastgeber Renzi nach mehr finanzieller Flexibilität im Staatshaushalt beantwortete Merkel mit einem Lob für dessen Reformpolitik.
Merkel: "Matteo Renzi hat mutige Reformen angestoßen, das entfaltet seine Wirkung nicht nach 4 Wochen, aber das sind Weichenstellungen für ein zukunftsfähiges Italien und bei diesen Maßnahmen unterstütze ich ihn mit ganzer Kraft."

Der EU neues Leben einhauchen

Alle drei Politiker werden in den kommenden Tagen weitere Gespräche mit anderen europäischen Staats- und Regierungschefs führen. All diese Treffen dienen der Vorbereitung auf den informellen EU-Gipfel, der am 16. September ohne die Beteiligung Großbritanniens in der Slowakei stattfinden soll. Ziel ist es, der Europäischen Union bei dem Treffen neues Leben einzuhauchen.
Mehr zum Thema