Drei Osteuropäerinnen in der Schweiz

Vorgestellt von Anke Leweke · 24.01.2007
Eine der drei Heldinnen leitet seit 30 Jahren in Zürich eine Kantine und hat sich in der neuen Heimat eingerichtet. Ihre Angestellte träumt dagegen davon, wieder nach Kroatien zurückzukehren. Als die lebenshungrige Ana aus Sarajewo auf die beiden trifft, wird sie zum Spiegelbild der beiden, die auch einmal voller Hoffnung in die Fremde aufgebrochen sind.
"Das Fräulein"
Schweiz / Deutschland 2006, Regie: Andrea Štaka, Hauptdarstellerinnen: Mirjana Karanovic, Marija Skaricic, Ljubica Jovic


Von Anfang an spürt der Zuschauer die tiefe Sympathie der jungen Regisseurin Andrea Staka für ihre drei Heldinnen. Die mürrische Ruza kommt aus Belgrad und leitet mit strenger Hand seit 30 Jahren eine Kantine in Zürich.

Während Ruza mit ihrer Herkunft gebrochen hat, träumt ihre langjährige Angestellte Mila davon, wieder nach Kroatien in ein eigenes Haus zurückzukehren. Eines Tages tritt die lebenshungrige Ana, die den Krieg in Sarajevo miterlebt hat, in das Leben der beiden Frauen. Die liebenswerte Jüngere wird zum Spiegelbild für Ruza und Mila, die auch einmal voller Hoffnung in die Fremde aufgebrochen sind.

Es ist diese Rückbesinnung, die ihre Biografien aus den eingerichteten Bahnen holt und die alten Träume wieder zum Vorschein bringt.

Fazit: "Das Fräulein", der mit dem Goldenen Leoparden in Locarno ausgezeichnet wurde, ist ein Film, der sich in die Köpfe seiner Helden begibt und aus dieser Innensicht seine Bilder entwickelt. Staka gelingen Szenen, die Gefühlszustände genau wiedergeben. Etwa wenn man Ana in der Disco in sich versunken tanzen sieht oder wenn sie mit Ruza einen Ausflug in die Berge macht. Hoch oben auf den Gipfel nimmt die etwa 50-jährige Frau die Schweiz nicht mehr nur als Geldquelle, sondern auch als Land mit Aussicht wahr.

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