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Syrien-Krieg
USA werfen Russland Tötung von Zivilisten vor

Bei ihren Luftangriffen in Syrien sollen russische Streitkräfte auch auf Krankenhäuser, Schulen und Märkte gezielt haben. Bei den Bombardements seien Hunderte Zivilisten getötet worden, hieß es aus dem US-Außenministerium. Russland weist die Vorwürfe zurück.

30.12.2015
    Ein Flugzeug hebt von der Startbahn ab.
    Ein Flugzeug der russischen Luftwaffe startet vom Stützpunkt Hmaimim in Syrien. (picture alliance / dpa / Tass)
    Die USA haben den russischen Streitkräften vorgeworfen, Luftangriffe auf zivile Ziele in Syrien zu fliegen. Der stellvertretende Sprecher des US-Außenministeriums, Mark Toner, sprach in Washington von "Hunderten getöteten Zivilisten." Die Kampfjets hätten unter anderem Angriffe auf medizinische Einrichtungen attackiert. Im Oktober und in der ersten November-Hälfte seien mehr als 130.000 Syrer in die Flucht getrieben worden, viele von ihnen wegen der russischen Angriffe. US-Außenminister John Kerry habe sich in einem Telefonat mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow besorgt darüber geäußert, hieß es weiter.
    Die überraschend scharfe Kritik an Russland kommt wenige Tage vor dem geplanten Beginn der Verhandlungen zwischen Vertretern von Staatschef Baschar al-Assad und einer Delegation der Opposition. Unter Vermittlungshilfe Moskaus und Washingtons sollen die Gespräche im Januar 2016 stattfinden. Ziel sind eine Übergangsregierung, Wahlen und eine neue Verfassung binnen 18 Monaten in dem seit 2011 von einem Bürgerkrieg gezeichneten Land.
    Vorwürfe auch von Menschenrechtsorganisationen
    Schon seit geraumer Zeit stehen schwere Vorwürfe gegen Russland im Raum, das seit Ende September in Syrien militärisch interveniert. Die in London ansässige Oppositionelle syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte mit, bei russischen Luftangriffen seien mehr als 2.300 Menschen getötet worden, darunter 800 Zivilisten.
    Vergangene Woche berichtete die Menschenrechtsorganisation Amnesty International von russischen Einsätzen von Streumunition und ungelenkten Bomben in Wohngegenden. Moskau wurde in deren Report zudem "schändliches Versagen" vorgehalten, zivile Todesopfer bei den Attacken einzuräumen. Russland wies die Vorwürfe jedoch prompt als "Klischees und Fälschungen" zurück. Vor dem Amnesty-Bericht hatte auch die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch ähnliche Anschuldigungen gegen Moskau erhoben.
    Russland und eine US-geführte Koalition fliegen getrennt voneinander Luftangriffe auf Ziele in Syrien. Russland unterstützt nach eigenen Angaben die Truppen von Assad im Kampf gegen Dschihadisten. Washington wirft Moskau allerdings vor, zur Stabilisierung von Assads Regierung auch mit dem Westen verbündete gemäßigte Rebellen zu bekämpfen.
    (pg/fwa)