"Don Giovanni" in Wiesbaden

Ein Macho auf Genusstrip

Bariton Christoph Bolduc in der Rolle des Don Giovanni fokussiert eine Frau in einem roten Kleid.
Don Giovanni (Christoph Bolduc) hat eine neue Frau im Visier. © Staatstheater Wiesbaden / Karl und Monika Forster
Moderation: Stefan Lang · 21.07.2018
Flammend gehasst ist Don Giovanni. Er macht vor Mord und Totschlag nicht Halt, lebt nur für den Moment. Doch am Schluss muss auch er sich dem Tod stellen - die Höllenfahrt in Mozarts Oper reißt ihn ins endgültige Verderben.
Es ist ein Stück "Welttheater", das Mozart hier komponiert hat – tiefgründig erforscht er die Untiefen der menschlichen Seele, auch, wenn wir heute über diese Eskapaden anders urteilen. Aber: hier wird das Charakterspektrum eines gewissenlosen Frauenhelden ausgeleuchtet, der sich heute, in #MeToo-Zeiten, einem Shitstorm der Entrüstung ausgesetzt sähe, den man mit Klagen überschütten würde.
Leporellos sogenannte "Registerarie", gesungen von Shavleg Armasi, Bass:

Spanisches Vorbild

Die Figur ist historisch verbürgt, der Edelmann Don Juan Tenoria in der Regierungszeit König Peters von Kastilien, also im 16. Jahrhundert, war ein legendärer Sauf- und Raufbold – ein gnadenloser Mädchenfänger mit tragischen Zügen. Hier kommt er Goethes Faust-Figur sehr nahe.

Die Macht der Zerlina

In Mozarts Oper geraten alle Frauen in einen gefährlichen Strudel. Die Einzige, die sich wehrt, ist Zerlina. Die Kleinste, die Einfachste.
Das tanzende Hochzeitspaar Zerlina und Masetto inmitten von fröhlichen Gästen.
Noch ist alles auf der Hochzeit in Ordnung - Zerlina (Katharina Konradi) und Masetto (Benjamin Russell) tanzen unbeschwert.© Staatstheater Wiesbaden/ Karl und Monika Forster
Sie ist es schließlich, die Leporello in einem Duett zwingt, die Rolle Don Giovannis anzunehmen. Damit dreht sie den Spieß, zumindest bei Leporello, um. Diese Szene ist für Regisseur Nicolas Brieger zentral.
Stimmen zur Inszenierung hat Stefan Lang zusammengefasst, unter anderem vom Regisseur und Sängern der Inszenierung:


Mozarts Beste

Genial, wie Mozart musikalisch hier Elemente des Komischen und Tragischen zusammenbringt, wie er das Dämonische der Lust zu fassen vermag. Es ist höchste musikalische Charakterisierungskunst, die ihm gelingt, die alle Personen des Dramas erfüllt. Für Viele ist diese Oper die erschütterndste und beste seiner Bühnenwerke.
Don Giovanni sitzt auf einer Parkbank, trägt eine Maske und schaut ins Publikum.
Don Giovanni (Christopher Bolduc) versteckt sich hinter eine Maske. Er weiß: das Ende ist nah.© Staatstheater Wiesbaden/Karl und Monika Forster
Aufzeichnung der Premiere vom 17. Juni 2018 im Staatstheater Wiesbaden.
Wolfgang Amadeus Mozart
Don Giovanni - Dramma giocoso in zwei Akten
Libretto: Lorenzo da Ponte

Don Giovanni - Christopher Bolduc, Bariton
Donna Anna – Netta Or, Sopran
Don Ottavio – Ioan Hotea, Tenor
Komtur - Young Doo Park, Bass
Donna Elvira - Heather Engebretson, Sopran
Leporello - Shavleg Armasi, Bass
Massetto - Benjamin Russell, Bariton
Zerlina - Katharina Konradi, Sopran

Chor des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden
Hessisches Staatsorchester Wiesbaden
Leitung: Konrad Junghänel

Leider können wir aus rechtlichen Gründen die Oper nicht online zum Nachhören anbieten.

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