Dokusoap "Mütter machen Porno"

Frauen und was sie über Sex sehen wollen

12:02 Minuten
Die fünf Mütter Mirjam; Karina; Jasmine; Britta; Bianca aus "Mütter machen Porno", gesendet von Sat.1, schauen sich gemeinsam am Laptop einen Porno an.
Die fünf Protagonistinnen aus "Mütter machen Porno" betreiben Feldforschung, bevor sie ihren eigenen Sexfilm produzieren. © Marvin Kochen / ProSiebenSat1 Media
Madita Oeming im Gespräch mit Jana Münkel · 23.07.2020
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Fünf Frauen, fünf Vorstellungen über Sex: Sat.1 lässt eine Gruppe Mütter einen Porno produzieren. Pornoforscherin Madita Oeming ist dankbar für diese "Sexucation" zur Primetime. Vermisst darin jedoch mehr Offenheit gegenüber allen Spielarten des Sex.
Bianca, Janine, Karina, Mirjam, Britta: Fünf Frauen, allesamt Mütter, wollen gemeinsam einen Porno produzieren, der ein ihrer Meinung nach realistischeres Bild von Sex vermittelt, als die Filme, die der Pornomarkt bislang hergibt. Diese "Mission" erweist sich als nicht ganz einfach. Denn nicht nur Story und Darstellerinnen und Darsteller müssen gefunden werden, sondern es stellt sich den Frauen auch die Frage: Was ist denn eigentlich "normaler" Sex?
Die fünf Frauen begeben sich auf Recherche – schauen sich gemeinsam Pornos an und besuchen unter anderem Erika Lust, eine Pionierin auf dem Gebiet des feministischen Pornos.
Sat.1 strahlt diese Doku Soap seit dem 22. Juli in zwei Folgen unter dem Motto "Sexucation" aus. Dabei geht es auch um die Frage, wie Jugendliche in ihrem Sexualverhalten von gängigen Pornos, in denen es durchaus auch um Gewalt geht, beeinflusst werden.

BDSM nicht in die Ekel-Ecke stellen

Die Amerikanistin und Pornoforscherin Madita Oeming hat sich "Mütter machen Porno" angesehen und kommt zu einem durchwachsenen Urteil. Vor allem stört sie, dass Sexualpraktiken wie Bondage oder Sadomasochismus in den Gesprächen der Frauen zu sehr in die Ekel- und Gewaltecke geschoben würden.
Zwar sei BDSM eine Praxis, "wo auch mit dem Schmerz gespielt wird. Das alles aber in Einvernehmlichkeit und mit ganz viel Kommunikation. Es ist eigentlich eine sehr respektvolle und, wie ich finde, durchaus auch feministische Art, Sex miteinander zu haben", sagt Oeming. Aber diesen Aspekt habe die Sendung nicht vermittelt. Auch falle es den Frauen sichtlich schwer, Sexualpraktiken und ihre Geschlechtsorgane unbefangen beim Namen zu nennen.

"Es fällt sehr oft das Wort 'normal'"

Damit der Anspruch der "Sexucation" erfüllt werde, hätte die Wertung von Sex etwas herausgenommen werden müssen, meint sie. "Es fällt sehr oft das Wort 'normal' – 'richtige Pornos', 'falsche Pornos', ein 'ordentlicher Porno' – dieses Wort wurde sehr oft benutzt. Wir müssen, denke ich, wenn wir über Sex sprechen, aufpassen, dass wir nicht sagen, wie Menschen Sex zu haben haben."
Gut findet Oeming jedoch, dass überhaupt im Fernsehen über das Thema Sex diskutiert werde – und das zur besten Sendezeit. Sie sei deshalb dankbar, dass es die Sendung gebe. "Und ich hoffe, dass sie in vielen Familien einen Dialog anregen kann."
(mkn)

"Mütter machen Porno", Sat.1, nächste Folge am 29. Juli 2020 um 20.15 Uhr.

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