Dokumentarfilm über Drohnenkrieg

"Bei manchen ist es so schlimm, dass sie Suizid begehen"

Regisseurin Sonia Kennebeck im Gespräch mit Susanne Burg · 17.02.2016
Der US-Drohnen-Krieg etwa in Afghanistan ist umstritten, auch weil kaum darüber gesprochen wird, was er für diejenigen bedeutet, die per Fernsteuerung töten. Sonia Kennebecks Dokumentarfilm "National Bird" zeigt, welche drastischen Auswirkungen diese Art Krieg nicht nur auf sie hat.
Das Schwierigste an ihrem Film sei es gewesen, die Protagonisten zu finden, erzählt Sonia Kennebeck, Regisseurin des Dokumentarfilms "National Bird" über den geheimen Drohnenkrieg der USA, eine der umstrittensten Maßnahmen der letzten Zeit. Der Film der deutschen Regisseurin, der in der Sektion Berlinale Special der diesjährigen Berlinale läuft, lässt Überlebende von Drohnenangriffen aus Afghanistan zu Wort kommen sowie Beteiligte von US-amerikanischer Seite, die über Vorgänge in der US-Airforce berichten. Über den Beginn ihres Filmprojektes sagt Kennebeck, die in Washington studierte und noch immer dort lebt:
"Als ich anfing mit der Recherche vor drei Jahren, da gab es zwar alle möglichen Artikel und Berichte über das Drohnenprogramm, aber das allermeiste waren Kommentare von Experten, von Professoren, aber nur ganz wenige Informationen aus dem Drohnen-Programm heraus. Mein Ansatz war: Ich wollte mit den Menschen sprechen, die direkt beteiligt sind; mit den Insidern aus dem Drohnen-Programm - Whistleblower sind das dann - und den Überlebenden. Und die die erst einmal zu finden, das war wirklich das Schwierigste."
Umstritten ist das Drohnen-Programm der USA, da nicht offen darüber gesprochen wird, dass Drohnen als Waffen eingesetzt werden. Offen thematisiert wird auch nicht, was diese Arbeit für die Menschen bedeutet, die die Drohnen aus der Ferne steuern; nämlich, dass sie tatsächlich Menschen töten, auch wenn diese häufig nur als Punkte auf ihren Bildschirmen zu sehen sind.
"Das führt zum Trauma"
Sie habe interessiert, welche Auswirkungen das Drohnen-Programm hat – vor allem auf die Menschen, die in den Ländern leben, in denen die Drohnen eingesetzt werden, - aber auch auf die Soldaten, die auf amerikanischer Seite an dem Programm beteiligt sind, die die Drohnen aus der Ferne steuern. Denn auf den ersten Blick erscheine es so, als hätte es nicht so viele Auswirkungen auf sie: Sie sitzen in Sicherheit, an einem Bildschirm und begeben sich selbst nicht in Gefahr, erklärt Kennebeck.
"Ich habe aber festgestellt in meiner Recherche, dass - nicht bei allen, aber bei den Protagonisten in meinem Film und auch bei vielen ihrer Kameraden - dass sie irgendwann begreifen, dass das Menschen sind, die sie töten."
Außerdem gebe es in dem Programm "sehr viele Dinge, die nicht so ganz sauber laufen".
"Das Bild ist sehr unscharf, dass nicht so ganz klar ist, wen sie töten, dass keine Aufklärung geschieht, auf wen eine Bombe geworfen wurde. Das führt bei einigen zum Trauma. Bei manchen ist es so schlimm, dass sie Suizid begehen. Heather, die eine Protagonistin in meinem Film, hat drei ehemalige Kameraden verloren, die sich das Leben genommen haben."
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