Dokumentarfilm "The Happy Film"

Wenn auf dem Weg zum Glück die Katastrophen lauern

Dokumentarfilmer Stefan Sagmeister hat sich auf die Suche nach dem Glück gemacht - in seinem "The Happy Film".
Dokumentarfilmer Stefan Sagmeister hat sich auf die Suche nach dem Glück gemacht - in seinem "The Happy Film". © Deutschlandradio Kultur / Leila Knüppel
Stefan Sagmeister im Gespräch mit Timo Grampes  · 04.01.2017
Der Österreicher Stefan Sagmeister gehört zu den angesagtesten Grafikdesignern der Welt. Sein neuer Dokumentarfilm mit dem Titel "The Happy Film" wurde für ihn zur aufreibenden Suche nach dem Glück.
In dem Dokumentarfilm "The Happy Film", der diese Woche in die Kinos kommt, begibt sich der österreichische Grafikdesigner Stefan Sagmeister auf eine abwechslungsreiche Suche nach dem persönlichen Glück. Sehr systematisch ging er drei Methoden nach, um glücklicher zu werden: Meditation, kognitive Therapie und Psychopharmaka und begleitete seine Suche selbst über Jahre mit der Kamera.

"Sicher das schwerste Projekt, das ich je gemacht habe"

"Die Filmerei hat so ziemlich jede Katastrophe mit sich gebracht, die ein Film so haben kann", sagt Sagmeister im Deutschlandradio Kultur. Besonders traurig war, dass sein Ko-Regisseur während der Dreharbeiten starb. "Dann gab es auch mildere Katastrophen." Zu den Grundschwierigkeiten habe gehört, dass er sich in seinem Können sehr überschätzt habe, sagt Sandschneider. Dann habe er in naiver Weise ein sehr großes Thema ausgewählt. Schwierig sei auch gewesen, dass er selbst Teil des Films gewesen sei. "Es war sicher das schwerste Projekt, das ich je gemacht habe im Leben." Nun sei der Film bereits zehn Monate abgedreht und es gehe ihm wieder gut, sagt der Grafikdesigner.

Alle sieben Jahre ein Sabbatical

Der aus Bregenz stammende Sagmeister lebt und arbeitet seit mehr als 20 Jahren in New York. Bekannt wurde er mit dem Design von Albumcovern für die Rolling Stones, Lou Reed und die Talking Heads und gewann zahlreiche wichtige Designpreise. Alle sieben Jahre schließt er sein Studio für eine Auszeit. Die Idee zu "The Happy Film" entstand bei einem Sabbatical 2009.

Rezension des Films von Jörg Taszmann

Der in New York lebende österreichische Grafikdesigner Stefan Sagmeister hat in seiner Karriere viel erreicht, zwei Grammys (u.a. für das Album der Talking Heads Once in a life time) gewonnen und er sprüht nur so vor kreativer Energie. Nur mit dem Glück, vor allem dem persönlichen Glück hapert es zu Beginn dieses Films dann doch erheblich. So lässt er sich auf ein ungewöhnliches Experiment ein: ein Grafikdesign-Projekt über sich selbst mit Meditationen und unter starken Medikamenten, um sein Glücksgefühl zu messen.
Herausgekommen ist dabei eine meist sehr unterhaltsame und auch optisch höchst ansprechende Dokumentation über einen sensiblen Künstler, der sich selbst entblößt, sein Privatleben zur Schau stellt und dabei endlos reflektiert. Dabei kommt es immer wieder zu Überraschungen, so wenn er sich in wenigen Tagen Hals über Kopf in eine junge Deutsche verliebt, sie schon nach 10 Tagen heiraten möchte, dabei aber die ganze Zeit unter einem starken Medikament steht. Der Alltag danach mit Streits und Missverständnissen sieht schon wieder viel ernüchternder aus.
Es geht aber nicht nur um Privates, sondern immer wieder um die Performances und schrägen, wie originellen Kunstprojekte. Und so wird Sagmeister zu einem Meister der (Selbst-) Inszenierung. Ein Stück Kino im Zeitgeist von permanenter Selbstanalyse, das sich aber deutlich von der oberflächlichen "I Like"-Welt Facebooks absetzt.

"The Happy Film" (USA 2016)
Regie: Stefan Sagmeister, Ben Nabors
91 Minuten

Mehr zum Thema