Doku-Serie über Bhagwan

Als es den Ashram nach Oregon zog

Der umstrittene indische Guru und Sektenführer Bhagwan Shree Rajneesh 1984 mit Anhängern in seiner Kommune "Rajneeshpuram" in Antelope im US-Bundesstaat Oregon.
Der umstrittene indische Guru und Sektenführer Bhagwan Shree Rajneesh 1984, später nennt er sich Osho. © dpa/Dieter Klar
Matthias Dell im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 08.04.2018
Die berühmt-berüchtigte Bhagwan-Bewegung ist Gegenstand einer neuen Netflix-Serie. "Wild Wild Country" erzählt von dem letztlich vergeblichen Versuch des Guru, sich mitsamt seinen Jüngern dauerhaft in den USA niederzulassen. Filmkritiker Matthias Dell hat sich die Serie vorab angesehen.
"Wild Wild Country" heißt eine sechsteilige Dokumentarserie, die seit kurzem bei dem Streamingdienst Netflix zu sehen ist. Darin wird eine vergessene Geschichte rekonstruiert: Der letztlich scheiternde Versuch der indischen Bhagwan-Bewegung, sich 1981 in den USA niederzulassen und dort ein Zentrum der eigenen Heilslehren und vor allem der eigenen Geschäfte zu errichten.
Hintergrund: Die Bhagwan-Bewegung - ein über die Jahre gewachsenes regelrechtes Imperium mit Geschäften, Restaurants und Discotheken in verschiedenen Ländern - musste Ende der siebziger Jahre Indien verlassen. Es gab politische Anfeindungen und steuerliche Probleme. Die äußertst umtriebige Assistentin Bhagwans, Ma Anand Sheela, fand schließlich in Antelope, einem 40-Seelen-Dorf im US-Bundesstaat Oregon, eine neue Heimat für die Bewegung.

Die Bewegung passte eigentlich gut in die USA

Bhagwan passte im Grund gut dorthin: Die Bewegung zog "Westler" magisch an und war - der Gründer selbst lebte es munter vor - durchaus mit einem materialistischen Lebensstil kombinierbar. Seitens der USA wurde der Zuzug Bhagwans jedoch als Invasion gedeutet, die es abzuwehren galt. Das zeichnet die Serie nach.
Filmkritiker Matthias Dell hat sich die Serie bereits angesehen und meint: "Wild Wild Country" erzähle die Geschichte mit "Wucht und Wille zum Effekt", mit dramatischer Musik und vielen Zeitzeugen auf beiden Seiten: Ehemalige Sannyasins, aber auch Antelope-Einwohner kommen zu Wort. Es gebe sehr viel Fernsehmaterial aus den 80er Jahren zum Thema, das in der Serie zum Einsatz komme und ihr gut zu Gesicht stehe.

Geschickte Dramaturgie

Matthias Dell: "Es steckt viel drin von dem, was wir heute haben: Die Kulturkämpfe, diese Form noch Rassismus - Wir wollen diese Leute nicht hier! -, auch dieses Spiel von Politik, das über die Medien ausgetragen wird. Und nicht zuletzt auch solche Fragen wie Gender - weil eben diese Frau, Sheela, eine unglaublich interessante Person ist, die sich da mit lauter amerikanischen Männer herumschlägt."
Die Serienmacher hätte das Aufeinandertreffen der "Locals" mit den Bhagwan-Jüngern sehr geschickt dramatisiert. Was damals in dem Ort stattgefunden habe, sei ein "politisches Spiel, das sich der Medien bedient". Am Ende eskalierte das Ganze - bis hin zu Giftanschlägen, Mordplänen, Bewaffnung. Das ging auch an der inneren Verfassung der Kommune nicht spurlos vorbei - am Ende zerbricht sie daran.
Aus heutiger Sicht, meint Dell, wirke das alles etwas übertrieben. Zumal das, was Bhagwan in Oregon gewollt habe, eigentlich "eine uramerikanische Geschichte" sei: Land urbar machen und Geschäfte gründen.
Als historisches Dokument sei "Wild Wild Country" auf jeden Fall "eine sehr interessante Serie über das Amerika, das wir heute kennen".
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