DLF-Kultur-Spontankonzert aus der Jesus-Christus-Kirche Berlin-Dahlem

Romantik pur mit Horn und Bratsche

Eine Herbstlandschaft mit leichten Nebeln über einer Wiese am Waldrand im Sonnenuntergang.
Viele Komponisten haben sich durch stimmungsvolle Landschaften zu musikalisch-romantischen Momenten inspirieren lassen. © imago images / blickwinkel / R. Mueller
Moderation: Christine Anderson  · 05.05.2020
Das Horn und die Viola galten und gelten noch immer als romantische Instrumente schlechthin. Perfekte Besetzungen für entsprechende Stimmungen. Diese werden sich im heutigen Konzert einstellen, mit zwei Duos aus exzellenten jungen Berliner Musikern.
Horn und Viola - ihr Ton ist besonders dunkel, mal geheimnisvoll, mal mit dem Timbre der Sehnsucht belegt. So ist es auch kein Wunder, dass bis in eine Zeit hinein, als sich die Musiksprache längst Richtung Moderne weiterentwickelt hatte, einige Komponisten weiterhin romantische Werke schufen, weil die Instrumente mit ihren warmen Klangfarben dies einfach nahelegten.

Ein Abend für Romantiker

Das heutige Programm stellt - nach einem klassischen Einstieg mit der Hornsonate von Beethoven - einige solcher im romantisierenden Ton gehaltenen Werke für Horn und Klavier sowie für Viola und Klavier in den Mittelpunkt.
Leere Klappstühle stehen vor den Kirchenfenstern mit Blick in den modernen Kirchenraum hinein.
Blick von der Orgelempore in den Kirchenraum der Jesus-Christus-Kirche Berlin-Dahlem.© deutschlandradio / Cornelia de Reese
Besonders interessant ist der Blick nach England mit der Violasonate von Rebecca Clarke und der überaus selten zu hörenden Hornsonate von York Bowen.
Zwei Duos aus jungen engagierten Musikern gestalten den Abend.

Von der Trompete zum Horn

Der junge Hornist Tillmann Höfs, geboren 1996 in Hamburg, ist Preisträger des Deutschen Musikwettbewerbs 2017. Aufgewachsen in einer Musikerfamilie, erlernte Tillmann Höfs bereits im frühesten Kindheitsalter das Trompetenspiel. Mit diesem Instrument gewann er einen Ersten Bundespreis bei "Jugend musiziert" sowie Stipendien der Deutschen Stiftung Musikleben und des NDR. 2011 wechselte er zum Horn und wurde erneut mit einem Ersten Bundespreis sowie mehreren Sonderpreisen bei "Jugend musiziert" ausgezeichnet.
Der Hornist Tillmann Höfs
Der Hornist Tillmann Höfs© deutschlandradio / Peter Adamik
Von 2012 bis 2014 war Tillmann Höfs Jungstudent bei Prof. Ab Koster an der Andreas-Franke-Akademie der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Seit 2015 studiert er an der Universität der Künste Berlin bei Prof. Christian-Friedrich Dallmann, gefördert von der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Weitere Impulse erhielt er von Prof. Christian Lampert, Tobias Heimann, Sebastian Posch, Ozan Çakar, Přemysl Vojta und seinem Vater Prof. Matthias Höfs.
Als Solist konzertierte Tillmann Höfs u.a. mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, dem Orchester des Staatstheaters Halle, der Philharmonie Baden-Baden und der Camerata Hamburg. Dabei trat er in Sälen wie der Berliner Philharmonie, dem Leipziger Gewandhaus, der Laeiszhalle, der Bremer Glocke und der Elbphilharmonie auf.
Im Horntrichter spiegeln sich die bunten Kirchenfenster.
Das Horn von Tillmann Höfs erklingt in der Jesus-Christus-Kirche in Berlin© deutschlandradio / Cornelia de Reese
Im September 2018 erschien seine Debüt-CD "Air" mit seiner Duo-Partnerin Akiko Nikami beim Label Genuin, in Co-Produktion mit Deutschlandfunk Kultur und dem Deutschen Musikrat. Sie war für die International Classical Music Awards (ICMA), sowie in drei Kategorien beim Opus Klassik 2019 nominiert.

Aus Tokyo nach Berlin

Akiko Nikami, geboren 1979 in Japan, bekam mit vier Jahren ihren ersten Klavierunterricht. Sie studierte an der Universität der Künste in Tokyo bei Haruko Kasama, Halina Czerny-Stefanska und Susumu Aoyagi. 2002 kam sie nach Berlin und setzte ihr Studium bei Klaus Hellwig an der Universität der Künste Berlin fort, wo sie 2011 ihr Konzertexamen ablegte. Weitere künstlerische Anregungen gewann Akiko Nikami von Takahiro Sonoda, Rudolf Kehrer, Fabio Bidini, Pascal Devoyon und Vladimir Viardo.
Die Pianistin Akiko Nikami im Porträt
Die Pianistin Akiko Nikami© deutschlandradio / Eiji Shinohara
Seit 2009 arbeitet sie an der UdK Berlin als Korrepetitorin, zur Zeit in der Hornklasse von Christian-Friedrich Dallmann. Seit 2014 ist sie auch an der Staatskapelle Berlin als Korrepetitorin für die Akademisten tätig.
Akiko Nikami tritt regelmäßig solistisch und kammermusikalisch in Deutschland, Polen, Tschechien, der Schweiz und Japan auf. Neben ihren Konzerten als Solistin widmet sie sich mit großer Liebe der Kammermusik. Sie hat ein umfangreiches Repertoire vor allem von Kompositionen für Blasinstrumente. Musikalische Impulse erhält sie dabei unter anderen von Christian-Friedrich Dallmann (Horn), Stefan Schulz (Posaune), Burkhard Glaetzner (Oboe), Washington Barella (Oboe), Eckart Hübner (Fagott), François Benda (Klarinette), Roswitha Staege (Flöte), Konradin Groth (Trompete) und Hans Joachim Greiner (Viola).

Von der Geige zur Bratsche

Der niederländisch-französische Bratschist Sào Soulez Larivière wurde 1998 in Frankreich geboren. Er studierte zunächst Geige bei Natasha Boyarsky an der Yehudi Menuhin School in Cobham (UK), bis er 2016 zur Bratsche wechselte. Er nahm an Meisterkursen mit Zakhar Bron, Zwi Zeitlin und Krzysztov Wegrzyn (Violine) und Tabea Zimmermann, Jean Sulem, Alexander Zemtsov, Ettore Causa und Louise Lansdown (Viola) teil. Derzeit studiert Sào Soulez Larivière an der Hochschule für Musik "Hanns Eisler" in Berlin bei Tabea Zimmermann.
Der Bratschist Sào Soulez Larivière
Der Bratschist Sào Soulez Larivière© deutschlandradio / Jörg Reichardt
Sào Soulez Larivière gewann bereits einige Preise bei internationalen Wettbewerben. Dazu zählen der erste Preis des North London Music Festival 2016 und der dritte Preis des Internationalen Johannes Brahms Wettbewerbs 2017, außerdem der dritte Preis und der Bach-Preis der Cecil Aronowitz International Viola Competition (2017).
Eine Pianistin und ein Bratscher stehen sich gegenüber, von Mikrofonen umringt.
Annika Treutler (Klavier) und Sào Soulez Larivière (Viola) spielen sich für das Konzert ein.© deutschlandradio / Cornelia de Reese
Als leidenschaftlicher Orchester- und Kammermusiker hat er bereits zahlreiche Konzerte gegeben, darunter Auftritte im Rahmen des Alderney Chamber Music Festival, des Schubertiaden Schnakenburg Festival und bei "Chamber Music Connects the World" in Kronberg. Er nahm an Festivalakademien des Schleswig-Holstein Musik Festival, des Menuhin Festival Gstaad, des Kronberg Academy Festival und der Verbier Festival Academy teil.
Blick von der Orgelempore in den Kirchenraum, in dem zwei Flügel stehen und ein Bratscher übt.
Sào Soulez Larivière (Viola) stellte sich auf die Akustik der Jesus-Christus-Kirche ein.© deutschlandradio / Cornelia de Reese
Darüber hinaus besuchte er Meisterkurse bei Tabea Zimmermann, Jean Sulem, Alexander Zemtsov, Nobuko Imai und Gerard Caussé. Seit 2018 ist er Stipendiat der Landesstiftung Villa Musica Rheinland-Pfalz.

Engagiert für das Vergessene

Die 1990 geborene Annika Treutler erhielt ihren ersten Klavierunterricht im Alter von vier Jahren zunächst bei Almut Eckels, dann bei Prof. Renate Kretschmar-Fischer. Im Alter von gerade 21 absolvierte sie ihr Diplom nach dem Studium bei Prof. Matthias Kirschnereit an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock. Ihr Konzertexamen schloss sie mit Brahms 2. Klavierkonzert bei Prof. Bernd Goetzke an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover ab. Meisterkurse bei Richard Goode, Elisabeth Leonskaja u.a. ergänzten ihre Ausbildung. Weitere künstlerische Impulse erhält sie regelmäßig von Leif Ove Andsnes und Murray Perahia.
Mit ihrer letzten CD-Veröffentlichung (2020) präsentiert sie gemeinsam mit dem RSB Berlin das Klavierkonzert von Viktor Ullmann. Im Frühjahr 2018 erschien bei Hänssler Classic ihre CD mit Solowerken von Johannes Brahms, im Januar 2019 folgte die Veröffentlichung seiner Cellosonaten mit Julia Hagen.
Die Pianistin reibt ihre Hände, die beinahe in Stulpen verschwinden.
Annika Treutler lehrt seit 2018 an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin ihr Fach: Klavier.© Annika Treutler / Neda Navae
Nach ihrem "Debüt im Deutschlandradio Kultur" mit dem DSO Berlin in der Berliner Philharmonie mit Schumanns Klavierkonzert 2010 folgten Auftritte mit Orchestern wie dem RSB Berlin, dem Orchestre Symphonique de Montréal, dem Radio Sinfonieorchester Prag in der Münchener Philharmonie, der Kammerakademie Potsdam, der Polnischen Kammerphilharmonie, dem Belgrade Philharmonic Orchestra und vielen weiteren.

Solo ist nicht alles

Neben Ihren solistischen Tätigkeiten widmet sich Annika Treutler intensiv der Kammermusik. So kann sie auf zahlreiche Auftritte zurückblicken, u.a. im Rahmen des Festivals Heidelberger Frühling, des Verbier Festivals, Krzyzowa Music, des Movimentos Festivals und sammelte Erfahrungen bei ihrem eigenen Kammermusikfestival "SommerKlang" . Dabei trat sie mit namhaften Künstlern wie Daniel Müller-Schott, Kit Armstrong, Jens Peter Maintz, Shirley Brill, Ramón Ortega Quero, Viviane Hagner, Charles Neidich, Julian Steckel, Ingeborg Danz u.v.m. auf.
Besonders am Herzen liegt ihr das Engagement für die junge Generation. Seit einigen Jahren ist sie für das von Lars Vogt ins Leben gerufene Projekt "Rhapsody in School" aktiv, das sie vor kurzem zur Botschafterin ernannt hat.
Seit Oktober 2018 unterrichtet Annika Treutler als Lehrbeauftragte an der Hochschule für Musik "Hanns Eisler" in Berlin.
Live aus der Jesus-Christus-Kirche Berlin-Dahlem
Ludwig van Beethoven
Sonate für Horn und Klavier F-Dur op. 17
Rebecca Clarke
Sonate für Viola und Klavier a-Moll
ca. 20:45 Konzertpause
Christine Anderson im Gespräch mit Annika Treutler, Sào Soulez Larivière und Tillmann Höfs
Claude Debussy
Sonate für Violoncello und Klavier d-Moll (bearbeitet für Viola und Klavier)
George Enescu
Konzertstück für Viola und Klavier
York Bowen
Sonate für Horn und Klavier Es-Dur op. 101

Tillmann Höfs, Horn
Akiko Nikami, Klavier

Sào Soulez Larivière, Viola
Annika Treutler, Klavier

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