Tourismus-Boom in Spanien

Europas Badewanne ist wieder gut gefüllt

Touristen am Strand von Maspalomas auf der spanischen Insel Gran Canaria
Der Tourismus in Spanien bommt wieder - auch auf der Ferieninsel Gran Canaria. © dpa / picture alliance / Soeren Stache
Von Daniel Sulzmann · 04.01.2016
Balearen, Kanaren, Costa Brava: Der Tourismus in vielen spanischen Regionen beflügelt die Wirtschaft. In Zeiten, in denen viele Staaten von Terror und Unruhen gebeutelt werden, eilt das Land von einem Besucherrekord zum nächsten. Auch eine geplante Touristen-Steuer ändert daran nichts.
Ohne den Tourismus sähe es finster aus im Land von Vino Tinto und Tapas. Die Wirtschaftsleistung Spaniens beruht zu großen Teilen auf dem Geld, das die Gäste hier lassen. 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts werden, wenn man so will, am Strand erwirtschaftet.
Es ist keine Seltenheit, im Land der befristeten Arbeitsverträge im Sommer an den langen, breiten Sandstränden Andalusiens Kellner und Barkeeper zu treffen, die eigentlich als Journalisten oder Automechaniker, als Bauarbeiter gearbeitet haben und jetzt ihr Geld mit Tabletts in der Hand verdienen, den Gästen kühle Getränke an der Poolbar servieren. Denn die liegt in Spanien in ruhigen Gefilden.
Spätestens nach den Anschlägen in Tunesien auf ein Hotel direkt am Strand, zieht es die Urlauber wieder nach Spanien. Der Tourismus boomt in Spanien. Sommer, Sonne, Strand - das zieht von Malaga bis Santander. Kritische Stimmen, wie die des jüngst verstorbenen Schriftstellers Rafael Chirbes, der immer davor gewarnt hat, Spanien nicht zu einer "riesigen Badeanstalt" verkommen zu lassen, will im Moment niemand mehr hören.
"Auf den Nordseeinseln muss man auch Kurtaxe bezahlen"
Und doch ändert sich etwas im Land von Sol y Playa, von Sonne und Strand. Das Gefühl der Sicherheit, das Vertraute, das viele herzieht, wird jetzt hinterfragt. Pauschaltourismus alleine kann es nicht sein. Glauben zum Beispiel die neuen auf Mallorca regierenden Parteien. Das rot-grüne Bündnis will wieder weg vom Massentourismus.
Eine neue Steuer soll es richten, die Richtung vorgeben. Schon vor über zehn Jahren hatte es eine solche "Umweltkurtaxe" geben sollen. Die war damals gescheitert. Jetzt aber hat das mallorquinische Parlament sie abgenickt, die geplante Abgabe in Höhe von zwei Euro je Gast und Tag. Die Unkenrufe, der Tourismusmanager, dadurch würden die Touristen wegbleiben, bewahrheiten sich bei einer Blitzumfrage unter deutschen Touristen nicht:
"Auf den Nordseeinseln muss man ja auch Kurtaxe bezahlen. Wir hatten das ja schon mal vor ein paar Jahren, das hat uns ja auch nicht gestört."
Das Konzept, das Geld umzuleiten und damit erste Schritte hin zur Abkehr von Pauschaltourimus einzuleiten, selbst in den Hotspots dieser Art von Urlaub, wie auf den Balearen wird also nicht automatisch funktionieren. Und solange die Touristen das Gefühl haben, in Spanien weiter bei bestem Wetter an einem vertrautem Strand mit freundlichen Menschen und gutem Essen liegen, planschen und sich bräunen zu können, solange bleibt "Sol y Playa" zwischen Santander und Cádiz ein Renner.
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