Diskussion um Motorradlärm

Die Faszination des Röhrens

07:03 Minuten
Ein Motorradfahrer fährt mit seiner Maschine im Fahrzeugkorso durch die Innenstadt von Schwerin.
Gerade bei der Harley Davidson klingt der Sound besonders tief und dunkel. © picture-alliance/ZB/Jens Büttner
Thomas Görne im Gespräch mit Liane von Billerbeck  · 08.07.2020
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Das Röhren von Motorrädern empfinden viele Anwohner inzwischen als störend. Der Hamburger Klangforscher Thomas Görne beschäftigt sich wissenschaftlich mit der emotionalen Wirkung von Tönen und damit eben auch mit der Wirkung von Lärm.
Tausende von Bikern haben am Wochenende in München, Hamburg und anderen Städten dagegen demonstriert, dass die Durchfahrt von Motorradfahrern an Wochenenden und Feiertagen eingeschränkt werden könnte. So sieht es ein Beschluss im Bundesrat vor. Während die Fahrer oft Freude haben, ihre Maschine aufheulen zu lassen, empfinden viele Anwohner das eher als Lärmbelästigung.

Klangfarben und Assoziationen

Über die Faszination des Röhrens von Motorrädern und die emotionale Wirkung von Klang weiß Thomas Görne einiges zu sagen. Er ist Professor für Audiodesign und Leiter des Tonlabors an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg. Der Klang hänge vor allem vom jeweiligen Modell und vom Hersteller ab, sagt Thomas Görne. Dabei gehe es um die besondere Klangfarbe und den Frequenzbereich, in dem der Klang dominant sei. Wichtig sei auch die Assoziation, die dadurch geweckt werde.
"Es gibt sicherlich kaum einen Klang, der tiefer ist als der einer Harley Davidson, wenn sie angelassen wird", so der Wissenschaftler. Bei so einem Motorrad werde der Ton aber natürlich auch sehr gepflegt, sagt Thomas Görne, der selbst Fahrradfahrer ist.
Gehe man von der Konstruktion einer Maschine aus, sei der Klang sowieso eher ein entstandenes Nebenprodukt, das nicht besonders ökonomisch sei, weil dabei Energie verloren gehe. "Deswegen ist der leisere Motor grundsätzlich der schlauere Motor", erklärt Thomas Görne, "weil er die Energie, die umgesetzt wird, nicht sinnlos in Schall verbraucht."

Die Empfindung von Lärm

"Lärm" sei wiederum ein schwer fassbarer Begriff, so der Klangforscher weiter. Wenn er in gesetzliche Richtlinien gepresst werde, dann sei man etwas hilflos und versuche, ihn an Messwerten fest zu machen. Das mache es aber nicht allein aus. "Wenn es laut ist, dann stört es eher, als wenn es leise ist." Lärm sei eigentlich etymologisch der Klang, der einen emotional anfasse und negativ aufrege. "Das ist eine sehr, sehr individuelle Erfahrung."
(gem)
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