Diskussion um die Talkshow "Anne Will"

"Das ist Marionetten-Theater"

Nora Illi, Frauenbeauftragte des "Islamischen Zentralrats Schweiz", und Wolfgang Bosbach, Innenexperte (CDU), aufgenommen am 06.11.2016 während der ARD-Talksendung "Anne Will" zum Thema "Mein Leben für Allah - Warum radikalisieren sich immer mehr junge Menschen?"
Nora Illi bei der Talkshow Anne Will. © dpa / Karlheinz Schindler
Mely Kiyak im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 07.11.2016
Die Netzkommentare zu "Anne Will" sind verheerend. Für die Journalistin Mely Kiyak sind die Reaktionen nicht überraschend - und von den Machern der Talkshow offenbar kalkuliert: Die Talkshow sei "noch nie ein journalistisches Format" gewesen.
"Ich war entsetzt über die ganze Veranstaltung, mal wieder. Entsetzt über diese gesamt Politshow, die natürlich kein und noch nie ein journalistisches Format war, sondern einfach ein Marionetten-Theater, wo Leute nach Proporz und Entertainment-Qualitäten reingesetzt werden".
Die Journalistin Mely Kiyak fällt ein vernichtendes Urteil über die letzte Ausgabe der Talkshow "Anne Will" am 6. November.
Die Redaktion hatte unter anderem die mit 18 Jahren zum Islam konvertierte und vollverschleierte Radikal-Islamistin Nora Illi aus der Schweiz zu Gast, die erwartungsgemäß für Aufruhr unter den anderen Gästen, darunter CDU-Politiker Wolfgang Bosbach, sorgte.

Was Radikalismus eigentlich ist, erfährt man nicht

Problematisch findet Kiyak unter anderem, dass man in der Talkshow nicht wirklich etwas über Islamisten erfahren habe und nicht versucht worden sei, überhaupt zu definieren, was genau Radikal-Islamisten eigentlich seien und wie Radikalität funktioniere. Nora Illi habe bei anderer Gelegenheit schon Dinge über den Islam und den Koran behauptet, die nicht stimmten - etwa dass der Koran Frauen zum Tragen des Niqabs - eines Gesichtsschleiers - verpflichte. Diese Behauptung sei falsch.
"Sie wird halt immer in Talkshows herumgereicht. Und dann machen irgendwelche Boulevardblätter mit ihr Knall-Interviews."
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